An diesem Smartphone klebt (fast) kein Blut

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Projekt FairphoneAn diesem Smartphone klebt (fast) kein Blut

Aus Holland soll das erste Fair-Trade-Smartphone kommen. Voraussichtlich ab nächster Woche sind Vorbestellungen möglich. Allerdings gilt es die Katze im Sack zu kaufen.

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Noch ist es ein Traum, der die Welt ein bisschen besser machen würde. Doch die Chancen stehen gut, dass er in Erfüllung geht. 5000 Vorbestellungen sind nötig, dann wird das Fairphone tatsächlich produziert, wie das britische Online-Medium The Register berichtet. Gegenüber «20 Minuten» bestätigt eine Sprecherin, dass es in der dritte Mai-Woche losgeht.

Hinter dem Projekt steckt die niederländische Stiftung Waag Society. Die Non-Profit-Organisation hat 2013 das soziale Unternehmen Fairphone gegründet. Dieses bildet einen krassen Gegensatz zu den global dominierenden Elektronikgiganten wie Apple oder Samsung.

Defekte Teile ersetzen

Während die herkömmlichen Smartphone-Hersteller möglichst viel Geld aus immer neuen Gadgets herausschlagen, soll das erste Fair-Trade-Handy den Spiess umkehren: Es gehöre nicht zum Geschäftsmodell, Millionen Geräte auf den Markt zu werfen. Ziel sei es vielmehr, ein Mobiltelefon zu schaffen, das unter fairen Arbeitsbedingungen produziert wird und aussergewöhnlich lange hält. Die einzelnen Teile sollen sich problemlos austauschen lassen. Auch bei einem grösseren Defekt wäre der Kunde nicht aus finanziellen Überlegungen gezwungen, das alte Gerät fortzuwerfen und ein neues zu kaufen.

Gegen Ausbeutung

Fairphone ist eine kleine Firma und hat weder das Geld noch die Ressourcen, um eigene Technologien zu entwickeln. Vielmehr wird auf bereits vorhandene Elektronik gesetzt. Durch die Zusammenarbeit mit anderen Non-Profit-Organisationen und die Kontrolle der Zulieferer soll gewährleistet werden, dass keine Menschen ausgebeutet werden. Die benötigten Mineralien sollen nicht aus Minen kommen, die afrikanischen Warlords gehören. Kinderarbeit könne man allerdings auch in der Produktionskette des FairPhones nicht völlig ausschliessen, räumte der FairPhone-Initiant Bas van Abel gegenüber «Spiegel Online» ein.

Android-Gerät mit 4,3-Zoll-Display

Noch gibt es keinen funktionierenden Prototypen, der ausprobiert werden kann. Das Betriebssystem steht aber bereits fest: Es ist die aktuelle Android-Version 4.2. Das von Google entwickelte System darf im Gegensatz zu Konkurrenz-System vergleichsweise frei für eigene Zwecke verwendet werden. Geplant ist ein 4,3 Zoll grosser Bildschirm. Damit würde sich das Fairphone zwischen dem iPhone 5 (4 Zoll) und den grösseren Smartphones aus dem Android- und Windows-Phone-Lager platzieren.

Die Fairphone-Entwickler haben diese Woche vier Entwürfe präsentiert. Interessenten können sich auf der Fairphone-Website registrieren und schon bald ihren Favoriten wählen. Sobald die Wahl erfolgt ist, startet der Vorverkauf. Wenn 5000 Geräte zum Preis von gut 400 Franken geordert sind, soll noch in diesem Jahr ausgeliefert werden.

Interessantes Detail: Das Fairphone wird Platz für zwei SIM-Karten bieten. Dies ermöglicht den Käufern, das Gerät privat und beruflich zu nutzen. Zusammengebaut wird es übrigens in China, aber nicht bei Foxconn.

(Quelle: youtube.com/bloodinthemobile)

Im 2010 veröffentlichten Dokumentarfilm «Blood in the Mobile» wird der Abbau von Konfliktmineralien gezeigt.

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