App macht Handy zum Kreditkarten-Schlüssel

Aktualisiert

TransaktApp macht Handy zum Kreditkarten-Schlüssel

Mit der Transakt-App der Kartenherausgeberin Swisscards sollen Zahlungen im Netz sicherer und einfacher werden. 20 Minuten konnte das neue System bereits vor der Lancierung testen.

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In der Schweiz sind derzeit über 6,2 Millionen Kreditkarten im Umlauf (Stand Mai 2014). Allein im letzten Jahr wurden darüber Zahlungen in Höhe von 24,2 Milliarden Franken getätigt. Der Schnitt pro Transaktion betrug laut der Schweizerischen Nationalbank 125 Franken. Kurz: Das Geschäft ohne Bargeld boomt.

Immer wieder gibt es aber Betrüger, die sich ein Stück vom Kuchen abschneiden wollen. Während Skimming, also das Kopieren des Magnetstreifens einer Kreditkarte, rückläufig ist, floriert der Betrug im Netz weiterhin. Beim sogenannten Phishing versuchen Gauner mit Mails von vermeintlich seriösen Anbietern die Kreditkartenbesitzer dazu zu bringen, ihre Angaben herauszurücken. Seit der Einführung von diversen Präventions-Massnahmen wie Chip, PIN und 3-D-Secure sind die Zahlen allerdings rückläufig. «Die Betrugsquote bewegt sich im niedrigen einstelligen Promille-Bereich», heisst es beim Kartenherausgeber Swisscards.

Eine Weiterentwicklung des 3-D-Secure-Systems soll nun das Bezahlen im Netz noch sicherer machen. In den nächsten Tagen wird das System hierzulande eingeführt. 20 Minuten konnte es bereits vorab testen. «Wir sind der erste Anbieter in Europa, der diesen Mechanismus anbietet», sagt Taki Kokkinellis, Projektmanager bei Swisscard. Das Ziel: Phishing eindämmen und die Transaktion vereinfachen.

Das neue System im Test

Das Prinzip ist simpel: Nach einer kostenlosen Registrierung auf der Website von Swisscard und der Installation der dazugehörigen App Transakt (für iOS, Android, Blackberry und Windows Phone) wird die Karte mit dem Programm gekoppelt. Dann kann es losgehen: Wird die Karte als Zahlungsmittel in einem Online-Shop ausgewählt, kommt eine zusätzliche Ebene hinzu: Um die Bestellung zu beenden, ist nun eine zweistufige Authentifizierung notwendig.

Das heisst: Wird die Zahlung auf einem Computer in Auftrag gegeben, erscheint auf der Smartphone-App innert Sekunden eine Push-Nachricht - die in der Transakt-App autorisiert oder abgelehnt werden kann. Das System kommt ohne Passwörter aus. Das hat Vorteile: «Passwörter können von einem Trojaner oder einer Phishing-Attacke abgefangen werden», so Kokkinellis. In unserem Test funktionierte das neue System einwandfrei.

Grosses Potenzial sieht Patrick Kessler, Präsident Verband des Schweizerischen Versandhandels: «Es vereinfacht die Transaktion, und da kein Passwort mehr eingegeben werden muss, ist es bequemer für die Kunden», sagt er. Über 300'000 Online-Händler setzen bereits auf das bisherige 3-D-Secure-System, darunter Swisslos, SBB, Ticketcorner und Digitec.

Auch ohne Smartphone möglich

In den nächsten Tagen wird die zweistufige Authentifizierung für alle von Swisscard ausgestellten Karten eingeführt. Wer kein Smartphone hat, kann weiterhin den bisherigen Passwort-Mechanismus verwenden. Die Transakt-App funktioniert zudem auch ohne Internetverbindung: Ist man zum Beispiel im Ausland und hat das Roaming deaktiviert, kann über die App offline ein Passwort generiert werden.

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