Das Smartphone wird zum Bakterienkiller

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Neues Gorilla-GlasDas Smartphone wird zum Bakterienkiller

Das US-Unternehmen Corning macht Smartphone-Touchscreens nahezu kratzfest und bruchsicher. Doch die nächste Generation des Spezialglases soll noch viel mehr können.

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Der amerikanische Spezialglas-Hersteller Corning will sich gleich zwei Problemen annehmen, die vielen Smartphone-Nutzern unter den Nägeln brennen. Zum einen sind es die lästigen Spiegelungen auf der Oberfläche. Und zum andern die vielen Keime, die sich auf der Geräteoberseite tummeln.

An einer Fachtagung im vergangenen Monat gab ein hochrangiger Corning-Mananger einen vielversprechenden Blick in die Zukunft von «Gorilla Glass». Demnach wird das Hightech-Glas nicht nur immer dünner und gleichzeitig robuster, sondern auch deutlich benutzerfreundlicher, wie der US-Blog phoneArena.com berichtete.

So soll die vierte Generation einen fast schon revolutionären Fortschritt bringen, was die Entspiegelung betrifft. Anlässlich der Corning-Präsentation am MIT Mobile Summit wurde die neuartige Antireflektions-Technologie mit einem eindrücklichen Foto demonstiert. In der Mitte einer herkömmlichen, spiegelnden Glasscheibe prangte vermeintlich ein rundes Loch. Dabei handelte es sich aber um eine Fläche aus Gorilla Glas 4, die perfekten Durchblick ermöglichte. Die Marketing-Botschaft ist klar: In naher Zukunft haben Smartphone-Nutzer auch bei praller Sonne gute Karten.

Gegen Bakterien und Viren

Äusserst vielversprechend ist auch eine weitere Eigenschaft, die das neue Gorilla-Glas von Haus aus mitbringen soll. In die nächste Generation soll eine antibakterielle Schicht eingebaut sein. Damit wird, so das Versprechen, ein Grossteil der Keime im Verlauf von zwei Stunden abgetötet. Egal ob man das eigene Gerät in fremde (ungewaschene) Hände gibt oder die Krankheitserreger gleich selber aufträgt: Die ungewollte Weiterverbreitung würde massgeblich eingeschränkt.

Das wäre ein wichtiger Schritt, um die Gesundheit der Smartphone-Nutzer zu schützen. In der Vergangenheit zeigten Studien, dass sich auf den vielberührten Glasoberflächen mehr Keime tummeln als in Toiletten.

Kleiner Wermutstropfen: Bis die ersten Mobilgeräte mit Gorilla Glass 4 ausgeliefert werden, könnte es noch etwas dauern. Laut Corning könnte es in «den nächsten zwei Jahren» so weit sein.

Steve Jobs wollte Gorilla-Glas

Gorilla-Glas ist in mehreren Top-Smartphones wie dem Galaxy S4 von Samsung und auch in Nokias Lumia verbaut. Laut aktuellen Angaben in über 1,5 Milliarden Elektronikgeräten.

Der allererste Hersteller, der das Hightech-Material im grossen Stil orderte, war Apple. In der offiziellen Biografie von Steve Jobs ist eine lustige Anekdote zu finden. Als der Apple-Gründer von der hohen Bruchfestigkeit hörte, reagierte er zunächst skeptisch. Laut Schilderung des Biografen Walter Isaacsson bezweifelte er, dass das Glas für das iPhone stabil genug sei und begann dem Corning-CEO Wendell Weeks zu erklären, wie das Material hergestellt wird.

Sein Gegenüber, das natürlich weit besser darüber Bescheid wusste, war amüsiert. Dann soll er zum Apple-Chef gesagt haben: «Wenn du mal kurz die Klappe hältst, bringe ich dir ein bisschen was über die Grundlagen bei.» Der Überrumpelte schwieg tatsächlich und liess sich die Chemie des raffinierten Herstellungs-Prozesses erläutern. Dann bestellte er so viel Gorilla-Glas, wie Corning innerhalb von sechs Monaten beschaffen konnte.

Schwierige Reinigung

Laut Experten sind Smartphones als Infektionsquelle genauso gefährlich wie öffentliche Toiletten. Durchfall, Grippe und Augenentzündungen gehören zu den häufigst übertragenen Krankheiten. Selbst das Abwischen mit einem Mikrofasertuch reicht oft nicht aus, um die Infektionsgefahr zu bannen. Den besten Erfolg brachte in Versuchen eine Reinigung mit reinem Alkohol, der 100 Prozent der Bakterien vernichtete.

Allerdings raten viele Hersteller, darunter etwa Apple, strikt von der Verwendung aggressiver Reinigungsmittel ab. Der Marktführer im Bereich Touchscreen-Glas, Corning, sagt zwar, dass Reinigungsmittel wie Alkohol seinen Produkten nichts anhaben könne. Allerdings gilt dieses Versprechen nicht für das ganze Gerät respektive die anderen Bestandteile.

(sda)

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