Aus der SchweizDie (fast) perfekte Frisuren-App fürs iPhone
Ob Bürstenschnitt, Vokuhila oder Wuschelkopf: Mit der NewDo-App lassen sich die verschiedensten Frisuren dank innovativer 3D-Technik ausprobieren. Wer hats erfunden?
Gerne hätten wir der mächtigsten Frau der Welt einen neuen Haarschnitt verpasst. Am liebsten eine wilde Mähne. Doch ausgerechnet bei Angela Merkel streikt die NewDo-App. Das Porträtbild der deutschen Politikerin wird von der automatischen Gesichtserkennung des iPhones zurückgewiesen. «Es wurde kein Gesicht gefunden», lautet die ernüchternde Rückmeldung (siehe Bildstrecke).
Abgesehen von diesem Rückschlag vermag die NewDo-App rundum zu begeistern. Damit lassen sich neue Frisuren bequem zuhause ausprobieren – ohne Schere, Föhn und tonnenweise Haargel. Alles, was es braucht, ist ein iPhone mit Internetverbindung.
Wichtige Gesichtsmerkmale
Zunächst gilt es, mit der Frontkamera ein Porträtfoto aufzunehmen. Man kann aber auch ein bereits vorhandenes (und in der Foto-App abgespeichertes) Bild verwenden. Per Knopfdruck werden daraufhin die wichtigsten Gesichtsmerkmale wie Nase, Augen, Mund und Kinn verortet. Anschliessend wird automatisch ein dreidimensionales Modell des Kopfes erstellt. Die entscheidende Rechnerleistung wird nicht vom iPhone erbracht. Vielmehr lädt man das gewünschte Foto via Internet auf einen leistungsfähigen Server hoch.
(Quelle: youtube.com)
Nach wenigen Minuten steht der 3D-Kopf für haarige Experimente zur Verfügung. Unter dem Menüpunkt «Meine Frisuren» warten Wuschelmähnen, Zöpfe, Igelfrisuren und andere Überraschungen. Durch einfaches Antippen werden unterschiedlichste Frisuren und Haarfarben ausgewählt. Die NewDo-App erlaubt auch eine leichte Drehung des 3D-Kopfes. So soll man sich ein noch besseres Bild davon machen können, wie der neue Look tatsächlich wirkt.
Um realistische Ergebnisse zu erzielen, gilt es, die in der App gemachten Hinweise zu berücksichtigen. So sollte das Gesicht frontal fotografiert sein, mit geschlossenem Mund und ohne störende Haarsträhnen. Dass Frau Merkel bei der Gesichtserkennung durchfiel, hat ebenfalls einen nachvollziehbaren Grund. Dieser Schritt erfolgt auf dem iPhone durch eine standardmässige Funktion, die das Betriebssystem iOS anbietet. Und diese hat ihre Grenzen.
Kostenloser Download
Die NewDo-App kann ab sofort gratis im App Store (iTunes-Link) heruntergeladen werden. Inbegriffen sind vier Frisuren. Im Shop können bis zu 70 Frisuren freigeschaltet werden. Dafür benötigt man eine bestimmte Menge von Coins – das ist die virtuelle NewDo-Währung. Bezahlt wird via In-App Purchase direkt in der App. Es lassen sich aber auch weitere Coins ergattern, indem man eigene Frisurenbilder via Facebook und Co. weiterverbreitet und damit für die App Werbung betreibt.
Ein wichtiger Punkt: In der aktuellen Version stehen ausschliesslich Frauen-Frisuren zur Verfügung. Ob dereinst auch Männer-Frisuren angeboten werden, ist offen. Der Grund liegt in der Nachfrage nach (bisherigen) Frisuren-Apps, die je nach Geschlecht stark variiert: Frauen wollen sich stylen, Männer eher nicht.
Schweizer Technologie
Die NewDo-App basiert auf einer Forschungsarbeit von zwei (ehemaligen) Studenten der Universität Basel. Matthias Amberg und Reinhard Knothe haben eine Technik entwickelt, mit der sich aus einem Porträtfoto ein 3D-Gesicht erzeugen lässt. 2010 haben sie die Firma Vizago GmbH gegründet, um ihr wissenschaftliches Know-how zu vermarkten. Das Verfahren nennen sie Morphable Face Model und möchten es in verschiedenen Branchen zum Einsatz bringen, so zum Beispiel auch in Video-Games.
(Quelle: youtube.com)
Für die Vizago-Gründer ist die NewDo-App nur der erste Schritt im weiten Feld der mobilen Applikationen. Eine Version für Android-Geräte und fürs iPad sei bereits in Planung. Zudem soll die Funktionalität ausgeweitet werden. In Zukunft können die Nutzer ihr Gesicht etwa in Aufnahmen von Prominenten oder Filmhelden montieren.
Und auch Brillenträger können sich freuen. Die beiden innovativen Schweizer Forscher entwickeln derzeit auch eine Software, die das virtuelle Anprobieren ermöglicht.
Die 3D-Technik kann auch auf der Vizago-Website ausprobiert werden. Nach der kostenlosen Registrierung lassen sich alle möglichen Bilder hochladen.