Mit winzigem ChipDiese Sticker machen Handys schlauer
Bei Samsung heissen sie TecTiles und bei Sony SmartTags: Programmierbare Sticker sollen den Alltag der Smartphone-Nutzer vereinfachen. Allerdings hat die NFC-Technologie ihren Preis.
Samsung und Sony wollen mit ihren neuen Smartphone-Modellen die mobile Kommunikation weiter vereinfachen. Sie bieten programmierbare Sticker, sogenannte Tags, an, die beim Kontakt mit einem Mobiltelefon eine vorher festgelegte Aktion auslösen. So kann der Nutzer einen Sticker mit seiner Telefonnummer programmieren und ihn auf eine Visitenkarte kleben. Wenn jemand sein Handy an die Karte hält, wird automatisch die Rufnummer gewählt.
Samsung kündigte in dieser Woche an, es werde die Tags als Sticker unter dem Namen TecTiles für 15 Dollar pro Fünferpack verkaufen. Sie funktionieren mit dem neuen Samsung Galaxy S3, das kürzlich vorgestellt wurde (20 Minuten Online berichtete).
Münzgrosse Plastikchips
Bei Sony heissen die Sticker SmartTags. Das neue Smartphone Xperia Ion kann münzgrosse Plastikchips lesen, auf denen «Zuhause» oder «Büro» steht. Vier SmartTags kosten 20 Dollar. Das Smartphone kann für jeden einzelnen Chip unterschiedlich programmiert werden. So könnte der «Auto»-Tag zum Beispiel das Navigationssystem starten, während «Zuhause» eine Textbotschaft an alle Familienmitglieder sendet und den Klingelton auf höchste Lautstärke stellt.
NFC als Portemonnaie der Zukunft
Die Technologie, bekannt unter dem Namen Near-Field Communications (NFC), wird von Unternehmen vorangetrieben, die das Smartphone als Portemonnaie der Zukunft betrachten. So funktionieren NFC-fähige Handys als EC- oder Kreditkarte, wenn sie gegen ein Zahlterminal gehalten werden. Der Aufbau der Systeme kommt jedoch nur langsam voran. Zwar funktioniert die Technik, aber Mobilfunkbetreiber, Banken, Zahlungsabwickler und Einzelhändler streiten noch um die Kosten.
Die neueste Version von Googles Android-Software, auch «Ice Cream Sandwich» genannt, nutzt NFC für die Kommunikation zwischen zwei Telefonen. Wenn ihre Rückseiten aneinander gehalten werden, können die Nutzer Informationen wie Kontaktdaten austauschen. Samsung geht mit dem Galaxy S3 noch einen Schritt weiter. Die Smartphones können eine Wi-Fi-Verbindung aufbauen, wenn sie aneinander gehalten werden. Diese bleibt bestehen, solange sich die Nutzer nicht zu weit voneinander entfernen. Sie können so Fotos und auch Videos austauschen.
Bleibt das Problem der Kompatibilität. Die Samsung-Tags können von jedem Handy mit «Ice Cream Sandwich» gelesen werden, allerdings nicht von Sony-Geräten. Samsung- und HTC-Geräte wiederum erkennen die Sony-Tags nicht. Apple hat bisher keine NFC in seine Geräte eingebaut und hat sich bisher nicht zur Zukunft der Technologie in den iPhones geäussert.
Ablösung von QR-Codes möglich
Der Analyst Nick Holland von der Yankee Group glaubt, dass sich NFC zuerst ausserhalb von Zahlungsabwicklungen durchsetzen wird. «Es liegt ein zu grosser Fokus auf dem Portemonnaie», erklärt er. «Das ist eine Technologie, die nicht nur für Zahlung entworfen wurde.»
In der Werbung könnten die NFC-Tags die sogenannten QR-Codes ersetzen, zweidimensionale Codes aus schwarzen und weissen Punkten, die mithilfe spezieller Programme gelesen werden können. Sie führen den Anwender auf Websiten oder gewähren beim Einkaufen einen Rabatt. QR-Codes funktionieren über eine geringe Entfernung, haben aber auch Nachteile. «Jemand hat sie kürzlich als digitales Erbrochenes bezeichnet», sagt Holland. «Sie sehen einfach nicht schön aus.»
Relativ hoher Preis
Jeder NFC-Tag enthält einen winzigen Chip, was auch die relativ hohen Preise von Samsung und Sony erklärt. Diese Preise werden jedoch bei grösserer Nutzung und wachsendem Wettbewerb sinken, wie Holland sagt. QR-Codes dagegen sind billig, weil sie einfach mit einem Drucker hergestellt werden können. (dapd)
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