MobilfunkstrahlungHandys am Ohr sind schlecht fürs Gehirn
Die Nutzung von Mobiltelefonen kann sich nachteilig auf die Entwicklung der Gedächtnisleistung auswirken. Das ergab eine Studie mit fast 700 Jugendlichen.
Das menschliche Gehirn ist am stärksten hochfrequenten elektromagnetischen Feldern (HF-EMF) ausgesetzt, wenn man mit dem Handy am Ohr telefoniert. Studien, in denen die gesundheitlichen Auswirkungen analysiert wurden, lieferten bisher jedoch keine eindeutigen Ergebnisse. Das geht aus einer Mitteilung des Swiss Tropical and Public Health Institute (Swiss TPH) vom Donnerstag hervor.
Ein Forschungsteam um Martin Röösli vom Swiss TPH hat nun den Zusammenhang zwischen Handys und der Gedächtnisleistung von Jugendlichen untersucht. Die Wissenschaftler knüpften damit an eine Studie an, die bereits 2015 im Fachjournal «Environment International» veröffentlicht wurde. Die neue Untersuchung umfasste aber den doppelten Stichprobenumfang.
Gedächtnistest mit abstrakten Formen
Über 700 Schülerinnen und Schüler im Alter von 12 bis 17 Jahren wurden rekrutiert und ein Jahr lang beobachtet. Sie stammten aus ländlichen und städtischen Gebieten der Deutschschweiz. Bei den Arbeiten von Rööslis Forschungsgruppe sind neben einer Befragung zur Handynutzung auch objektiv erhobene Nutzerdaten von Mobilfunkbetreibern eingeflossen.
Es bestätigten sich die Ergebnisse von 2015: Die Aussetzung des Gehirns mit Handystrahlen über ein Jahr hinweg kann einen negativen Einfluss auf die Entwicklung der figuralen Gedächtnisleistung haben. Getestet wurde diese mit einem computerisierten Test, bei dem sich die Jugendlichen an abstrakte Formen erinnern mussten.
Wahrscheinlich ein Zusammenhang
Das figurale Gedächtnis ist hauptsächlich in der rechten Gehirnhälfte angesiedelt. Der Einfluss der Strahlung war tatsächlich bei jenen Jugendlichen ausgeprägter, die ihr Mobiltelefon auch auf der rechten Seite des Kopfes benutzten, wie die Forschenden in der Zeitschrift «Environmental Health Perspectives» berichten.
«Dies deutet darauf hin, dass vom Gehirn absorbierte elektromagnetische Strahlung für die beobachteten Zusammenhänge verantwortlich ist», wird Röösli in der Mitteilung zitiert.
Weitere Forschung nötig
Das Senden von Textnachrichten, das Spielen oder das Surfen im Internet verursachten hingegen nur eine geringe Strahlenbelastung und hatten keinen Einfluss auf die Gedächtnisleistung. Auch bei den Tests zum verbalen Gedächtnis, denen die Jugendlichen ebenfalls unterzogen wurden, zeigten sich keine signifikanten Zusammenhänge.
Laut den Forschern sind weitere Untersuchungen nötig, insbesondere um andere Faktoren auszuschliessen, die eine Rolle spielen könnten. «Zum Beispiel könnten die Studienergebnisse durch die Pubertät beeinflusst worden sein, die sich sowohl auf die Mobiltelefonnutzung als auch auf das Verhalten und die kognitiven Fähigkeiten der Teilnehmenden auswirkt», erklärt Röösli.
In der Zwischenzeit empfiehlt der Forscher, beim Telefonieren Headsets oder den Lautsprecher zu benutzen. Dies sei insbesondere bei geringer Netzqualität und maximaler Leistung des Mobiltelefons ratsam, um das Risiko für das Gehirn zu minimieren. (swe/sda)
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