Geoblocking-VerbotKönnen wir in den Ferien bald alle Sender schauen?
Internetnutzer sollen ab 2017 in den Ferien oder auf Geschäftsreisen auf von ihnen abonnierte Videodienste zugreifen können. Inklusive Sportübertragungen.

Auch im Ausland sollen EU-Bürger künftig ihre abonnierten Streamingdienste schauen können.
Wer einen Videodienst wie Zattoo – an dem die 20-Minuten-Herausgeberin Tamedia AG mitbeteiligt ist – abonniert hat, merkt häufig erst in den Ferien im Ausland, dass er dort nicht alle Sender sehen kann, die im Schweizer Angebot sind. Das Phänomen nennt sich Geoblocking. Das heisst, gewisse Sender können ausserhalb des Heimatlandes nicht empfangen werden.
So gibt es zum Beispiel im Ausland auf Zattoo kein SRF 1 und SRF 2 – selbst mit Schweizer Login nicht. Auch mit vielen Live-Sportübertragungen wie zum Beispiel Spielen der Bundesliga oder Netflix-Serien ist an der Landesgrenze Schluss. Die Anbieter der Videodienste wollen so Klagen wegen möglicher Urheberrechtsverletzungen verhindern.
Geoblocking soll 2017 fallen
In der EU soll sich diese Praxis nun ändern. Die EU-Kommission legte am Mittwoch Pläne für ein Teilverbot des Geoblockings vor. Sie ist der Ansicht, dass rechtlich nichts dagegen spricht, dass registrierte Nutzer von Online-Diensten bei zeitlich befristeten Auslandsreisen auf in ihrem Heimatland angebotene Medien zugreifen. Die Neuregelung soll aber nicht für Bürger gelten, die dauerhaft im EU-Ausland leben.
Mit der neuen Verordnung werde man den EU-Bürgern «den rechtmässigen Zugang zu Inhalten und deren rechtmässige Nutzung erleichtern», erklärte der für Digitalwirtschaft zuständige EU-Kommissar, Günther Oettinger. Er hofft auf eine schnelle Einigung mit EU-Parlament und Ministerrat, damit die Verordnung 2017 in Kraft treten kann. Ob und wann eine solche Reglung für die Schweiz kommt, ist nicht absehbar.
Rechte-Problem
Den Zeitrahmen der EU hält Jörg Meyer, Mitglied der Geschäftsleitung von Zattoo, für sehr ehrgeizig. Die TV-Industrie sei in Europa so regional eingestellt, dass die Abschaffung des Geoblockings kurzfristig nicht umsetzbar sei. Denn die TV-Rechte für Sportübertragungen, aber auch Filme und Serien würden heute nur für einzelne Länder eingekauft. «Wären sie gesamteuropäisch empfangbar, müssten die betroffenen Sender alle Rechte neu einkaufen», so Meyer.
Er sieht denn auch die Gefahr, dass bei einer Gesetzesänderung das Angebot an Sendern anfänglich sogar eher kleiner werden könnte. Würde beispielsweise SRF 1 über einen Streamingdienst in ganze Europa empfangbar werden, könnte der Sender beschliessen, sich auch im Heimatland von allen Videoplattformen zurückzuziehen.