Mit dieser App ist das WG-Leben ein Klacks

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«Flatastic»Mit dieser App ist das WG-Leben ein Klacks

Schmutziges Geschirr, fehlende Milch und gruseliges Bad: Flatastic will das Zusammenleben in einer WG einfacher machen. Entwickelt wurde die kostenlose App von jungen Studenten.

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Gemeinsames Kochen, endlose Gespräche am Küchentisch und Partys, an die man sich noch Jahre später erinnert: Das Wohnen in einer WG hat viele Vorzüge. Doch nicht immer ist das Zusammenleben unter einem Dach ganz einfach — es birgt auch Konfliktpotenzial: Schon wieder ist die Milch leer, wenn man gerade ein Müesli essen will, der Schüttstein ist voll von schmutzigem Geschirr und irgendjemand hat einmal mehr sein Ämtli nicht rechtzeitig erledigt.

Die kostenlose App Flatastic (für iOS und Android) soll nun Abhilfe schaffen. «Wer in einer WG wohnt, weiss, dass die verschiedenen Mitbewohner meist unterschiedliche Vorstellungen von Sauberkeit haben», sagt der Mitinitiator Malik El Bay. Der 25-jährige ETH-Student hat die letzten fünf Jahre in WGs zwischen Berlin und Melbourne gelebt. «Da gab es auch einmal einen Mitbewohner, der überhaupt nicht putzen wollte», schildert der 25-Jährige eine einschneidende Erfahrung. Er hatte in El Bays WG keine Zukunft.

Ein Herz für Schrubber

Aufgeteilt ist die App in vier Bereiche. Einer davon ist ein digitaler Ämtliplan. Dieser regelt alle Aufgaben, die in einer WG anfallen: Staubsaugen, PET- und Bier-Flaschen entsorgen, den Kübelsack und das Altpapier an die Strasse stellen oder auch Bad, Küche und das WC zu reinigen. Die Entwickler setzen dabei auf eine Art Gamification der mühsamen Putzarbeit: «Hat man ein Ämtli erledigt, bekommt man dafür ein Herzchen», sagt El Bay. Auch die Mitbewohner können sich mit einem weiteren Herzchen bedanken.

So sei ersichtlich, wer wie viel Zeit investiert — «klar gebe es auch immer wieder Phasen, etwa während der Prüfungszeit, wo man wenig Zeit zum Putzen habe», erklärt El Bay. In einer nächsten Version ist dafür ein Statistik-Tool geplant, wo ersichtlich ist, wer am meisten Herzchen hat, und wer die Mitbewohner vielleicht besser einmal zu einem Znacht einladen sollte. Die Arbeit nimmt einem aber auch Flatastic nicht ab: «Putzen muss man leider immer noch selber», heisst es auf der Website.

Ist eine Aufgabe komplett abgeschlossen, wird sie als sogenannter Shout auf der Pinwand angezeigt. Dieser Bereich ist eine Art Mikro-Social-Network für die WG. Hier können sich die Mitbewohner auch untereinander austauschen, etwa zur Terminsuche für das nächste WG-Znacht.

Nie mehr ohne WC-Papier

Auch die beiden anderen Bereiche in der App sollen das reibungslose Zusammenleben fördern: Integriert ist etwa eine Einkaufsliste. Darauf kann man Lebensmittel, zum Beispiel Milch und Brot, oder sonstige Produkte, wie WC-Papier oder Putzmittel setzen. «Die Liste sorgt dafür, dass niemals mehr das Toilettenpapier fehlt», schreiben die Entwickler in ihrer Mitteilung. Gleichzeitig hilft die Abrechnungsfunktion den Überblick über die Ausgaben zu behalten. «Das WG-Leben ist so toll – wir haben mit der App einen Weg gesucht, die mühsameren Aufgaben einfacher zu gestalten», sagt El Bay. Das ewige Sammeln von Einkaufszetteln sei mit der App nun endlich Geschichte. Verpackt ist das Ganze in eine schicke Oberfläche.

Start-up mit Fernbeziehung

Hinter Flatastic stecken neben Malik El Bay auch Jürg Müller, der ebenfalls in Zürich wohnt, sowie Clemens Bachmair und Moritz von Hase – die in Berlin leben. Kennengelernt haben Sie sich an der ETH, wo sie unabhängig voneinander an der ähnlichen Idee einer WG-App tüftelten. Kurzerhand schlossen sie sich zusammen und machten gemeinsame Sache. Seit der Initialzündung im November 2012 pendelten die Initianten zwischen Zürich und Berlin und tauschten sich via Skype und WhatsApp aus.

«Die App bleibt gratis»

Mit der Zeit entdeckten sie, dass es auch Vorteile hat, in zwei Städten tätig zu sein. «Wir konnten unsere Idee so mehreren Leuten präsentieren», sagt El Bay. Mittlerweile haben schon 1200 Personen Flatastic getestet und die Initianten konnten einige Erfolge verbuchen: So gewannen sie bei der Start-up-Förderung Venture Kick 30'000 Franken, womit ein Teil der Entwicklungskosten gedeckt wurde. Gelingt es den Jungunternehmern auch noch den letzten Teil des Förderwettbewerbs zu gewinnen, soll mit dem Betrag eine Firma gegründet werden.

«Für die Nutzer bleibt Flatastic aber auch in Zukunft gratis», sagt El Bay. Geprüft würden aber andere Finanzierungsmodelle. Auch eine Partnerschaft mit dem Jugendwohnnetz (Juwo) oder der Studentischen Wohngenossenschaft Zürich (Woko) steht zur Diskussion. Doch nicht nur deutschsprachige WGs soll Flatastic organisieren: «Wir haben bereits eine englische und eine französische Version in Planung», so El Bay. Am 15. April kommt Flatastic offiziell in die Downloadstores. Für Benutzer, die kein Smartphone haben, gibt es eine Online-Version.

Die Flatastic-Entwickler: Malik El Bay, Jürg Müller, Clemens Bachmair und Moritz von Hase (von links nach rechts). (Bild: Flatastic)

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