MeerkatSo könnte Livestreaming alles verändern
Die neue App Meerkat ermöglicht es Laien, Echtzeit-Videos via Smartphone mit der Welt zu teilen. Die Anwendung birgt jedoch auch Gefahren.
Mit Meerkat lassen sich Live-Videos vom Smartphone übertragen. Ein Grund für die schnell steigende Beliebtheit der App dürfte die einfache Bedienung sein. Nach einer Authentifizierung via Twitter kann die Übertragung mit nur einem Klick gestartet werden.
Sobald diese beginnt, wird der Link zum Livestream an sämtliche Twitter-Abonnenten des Nutzers verschickt. Einige User kündigen ihre Übertragungen im Vorfeld an, damit die Follower die Videosequenz von Anfang an mitverfolgen können. Üblicherweise wird das Geschehen mit einer Verzögerung von 10 bis 20 Sekunden gezeigt.
Revolution des Journalismus
Vorläufig funktioniert Meerkat nur auf iOS-Geräten, Android-Nutzer können sich die Streams jedoch seit kurzem auch ansehen. Dank immer besser werdenden Smartphone-Kameras kommen die mit dem Handy gemachten Aufnahmen beinahe an herkömmliche Fernsehbilder heran.
Experten sehen in der Streaming-App die Revolution des Journalismus. «Alles ist spannender, wenn es live geschieht», schrieb beispielsweise ein Technologie-Journalist der Plattform Techcrunch über Meerkat. Laut der Website Pando eignet sich die Anwendung etwa dazu, auf die Anliegen von Unterdrückten aufmerksam zu machen. «Forbes» zufolge ist die App ein Schritt vorwärts in der «Art, wie wir kommunizieren».
Filmer handeln rechtswidrig
Dabei sind sowohl das Filmen als auch die Ausstrahlung widerrechtlich, wie der auf IT- und Medienrecht spezialisierte Rechtsanwalt Martin Steiger erklärt. Wer Live-Videos von Demonstrationen oder Ausschreitungen streamt oder den Aufnahmen eine Plattform bietet, handelt also rechtswidrig. Das «Recht auf das eigene Bild» der im Live-Video gezeigten Person würde verletzt und der Betroffene könnte eine Klage gegen den Filmenden einreichen.
Eine Mandantin des Anwalts hatte einst gefilmt, wie sie von einem Hund attackiert wurde. Weil die Besitzerin des Vierbeiners auch in der Videosequenz zu sehen war, klagte die Hundehalterin gegen das Biss-Opfer. «Die Aufnahmen durften nicht als Beweismaterial verwendet werden, da sie ohne Einwilligung gemacht worden waren», so der Experte in Sachen Internetrecht.
Auf Meerkat konnte unter anderem beobachtet werden, wie ein Angestellter des Fahrdienstes Lyft von einem Polizisten schikaniert wird.
In diesem Youtube-Beitrag ist die mithilfe von Meerkat verbreitete Aufnahme zu sehen, in der sich ein Ordnungshüter in den Vereinigten Staaten nach Meinung des Filmers nicht korrekt verhält. (Quelle: Youtube/PandoDaily)
Darf man also die unfreundliche SBB-Kontrolleurin oder den garstigen Beamten beim Bussenverteilen filmen? «Fälle wie diese stellen in der Schweiz eine Grauzone dar», erklärt Steiger. Er rät, die Videosequenzen nur anonymisiert zu veröffentlichen. Das heisst, dass sowohl Namensschilder als auch Gesichter verpixelt gezeigt werden sollten. Eine solche Funktion gibt es bei Meerkat noch nicht.
Achtung vor brutalen Vandalen
Neben dem Brechen des Gesetzes birgt die Smartphone-Anwendung eine weitere Gefahr: Die Filmer könnten sich bei Naturkatastrophen oder gewalttätigen Auseinandersetzungen zu zu nahe den Ort des Geschehens wagen und sich dadurch selber gefährden. Besonders Demonstranten dürften vielfach nicht gerade freundlich reagieren, wenn sie beispielsweise beim Anzünden von Polizeiautos gefilmt werden.