Apple vs. SamsungSteve Jobs' «Atomkrieg» soll ein Ende haben
Der verstorbene Apple-Gründer wollte das verhasste Android-Betriebssystem zerstören. Jetzt muss sich sein Nachfolger mit einem der grössten Feinde an den Tisch setzen.

Der langjährige Apple-Chef Steve Jobs warf Android-Entwickler Google Ideenklau vor und zog in der Folge Samsung und weitere Android-Gerätehersteller vor Gericht.
Die Chefs von Apple und Samsung müssen von Montag an versuchen, den erbitterten Patentkrieg der beiden Unternehmen beizulegen. Das auf zwei Tage angelegte Treffen in San Francisco ist allerdings nicht freiwillig: Die Rivalen wurden dazu gerichtlich verdonnert. Der Schlichtungstermin wurde von dem US-Gericht verordnet, vor dem im Juli ein grosser Prozess beginnen soll. Erst vor kurzem blieb eine ähnliche Gesprächsrunde von Oracle und Google erfolglos.
Apple-Chef Tim Cook wird bei dem Treffen, das unter Vermittlung eines Richters stattfindet, von Apples oberstem Rechtsberater Bruce Sewell unterstützt. Dem Samsung-Lenker Choi Gee-Sung, der einst olympischer Fackelträger war, steht Chefjurist Hyun-Chong Kim zu Seite, ein früherer südkoreanischer Handelsminister.
50 Klagen in zehn Ländern
Die beiden Unternehmen werfen sich gegenseitig die Verletzung von Urheber- und Patentrechten vor. Der seit über einem Jahr laufende Konflikt eskalierte immer mehr: Experten zählten bisher rund 50 Gerichtsklagen in zehn Ländern, auf vier Kontinenten.
Noch komplexer macht den Patentkrieg, dass die beiden Konzerne auch wirtschaftliche Partner sind: Samsung ist ein zentraler Zulieferer für Apple-Geräte wie das iPhone und das iPad-Tablet. Unter anderem kommen Flash-Speicher, Displays und Chips von den Südkoreanern.
Viele Verfahren angestrengt
Bisher konnten sich Apple und Samsung in den Verfahren eher Nadelstiche zufügen, keinem gelang ein weitreichender Sieg, der den Rivalen in die Knie zwingen würde. Beide Seiten scheinen allerdings noch auf so einen Erfolg zu hoffen, und kämpfen weiter.
Die Unternehmen hatten bereits 2010 erfolglos versucht, die Streitigkeiten auszuräumen. Am Ende preschte Apple im vergangenen Frühjahr mit einer Klage vor, Samsung schlug zurück, die Klagewelle weitete sich auf immer mehr Länder aus. Ein zentraler Schauplatz ist Deutschland mit Verfahren vor mehreren Landgerichten. Unter anderem hat Apple lange den iPad-Konkurrenten Galaxy Tab 10.1 blockiert.
«Nicht an einem Vergleich interessiert»
Den Konflikt hatte massgeblich der im Herbst verstorbene Apple- Gründer Steve Jobs losgetreten. Er hielt das Android-Betriebssystem, auf das auch Samsung setzt, für eine dreiste Kopie von Apples iPhone-Plattform iOS. In der Biografie von Walter Isaacson drohte er deshalb an einer Stelle einen «Atomkrieg» gegen Android an (20 Minuten Online berichtete). Gemäss der deutschen Übersetzung sagte er wörtlich: «Ich bin nicht an einem Vergleich interessiert und will euer Geld nicht ... Alles was ich will, ist, dass ihr aufhört, unsere Ideen in Android zu verwenden.»
Update 24. Mai
Apple und Samsung haben «nicht zu einer klaren Einigung» gefunden, wie heise.de unter Berufung auf die «Korea Times» berichtet. Details sind keine bekannt, die Streithähne schweigen. Aus den am Mittwoch veröffentlichten Gerichtsunterlagen gehe nur hervor, dass sich die Delegationen wie geplant getroffen hätten. (dsc/sda)
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