Webcam-SpionSuchmaschine lässt Sie in fremde Stuben blicken
Mit der Suchmaschine Shodan kann das Internet der Dinge durchforstet werden. Eine neue Funktion zeigt, wo ungesicherte Webcams installiert sind.
Das Internet der Dinge (Internet of Things, IOT) bringt viele Vorteile mit sich. So lassen sich etwa Bereiche des Eigenheims wie Garagentore, Heizsysteme oder Beleuchtungen mittels Smartphone fernsteuern. Doch die schöne praktische Welt der vernetzten Gegenstände hat auch ihre Schattenseiten. Ohne grossen Aufwand kann man etwa über ungesicherte Webcams in Wohnungen auf der ganzen Welt blicken.
Möglich macht das die Website Shodan.io, eine auf das Internet der Dinge ausgerichtete Suchmaschine. Lanciert im Jahr 2009 kann man mit ihrer Hilfe jedes vernetzte Gerät auf der Welt ausfindig machen. Zweck der Suchmaschine ist es, ungesicherte und demzufolge angreifbare, mit dem Internet verbundene Geräte aufzuspüren und auf Sicherheitslücken hinzuweisen. Dazu sucht Shodan im Netz IP-Adressen mit offenen Ports. Dank einer neuen Funktion kann man jetzt auch ungesicherte Webcam-Bilder einsehen.
Einmal bezahlen genügt
Shodan ist für jedermann aufrufbar. Ein Konto zu eröffnen und im Internet der Dinge herumzuschnüffeln, kostet nichts. Allerdings können Gratisnutzer keine Webcam-Bilder abrufen. Wer anderen ins Wohnzimmer blicken will, muss für das volle Spionage-Programm einmalig 49 Dollar berappen.
20 Minuten hat sich bei der Suchmaschine registriert und nach kurzer Zeit Einblick in die Privatsphäre zahlreicher Menschen auf der ganzen Welt erhalten. In Sekundenschnelle klickt man von einem Schlafzimmer in Hongkong zu einer Bar in Ungarn und weiter in ein Wohnzimmer in Hannover. Oft kann man so auch Personen beobachten: Ein grosser Teil der ungesicherten Aufnahmen stammt von Webcams in Parkhäusern, Tankstellenshops oder Büros (siehe Bildstrecke).
Auch Schweizer Wohnzimmer zu sehen
Auf Shodan kann nach Ländern, Firmen oder vernetzten Geräten gesucht werden. So findet man unter anderem auch ungesicherte Webcams in der Schweiz. Allgemein listet Shodan hierzulande Hunderte verletzliche IOT-Geräte auf.
Obwohl Shodan ja eigentlich auf Sicherheitslecks im Internet der Dinge hinweisen sollte, ist freilich auch die Suchmaschine umstritten. Übeltäter können sie leicht missbrauchen, um nichtsahnende Mitmenschen auszuspionieren oder ungesicherte Systeme zu kompromittieren.

Shodan
Der Name Shodan ist eine Anspielung auf den 1994 erschienenen Cyberpunk-PC-Shooter «System Shock». Im Game ist S.H.O.D.A.N. eine fehlgeleitete, grössenwahnsinnige Künstliche Intelligenz, die die Menschheit bedroht und die vom Spieler bekämpft werden muss. (Im Bild: S.H.O.D.A.N. aus dem Game «System Shock»)