Natel easySwisscom verärgert Kunden mit Tarifänderung
Ab morgen gelten für Natel-Easy-Kunden neue Tarife. Dagegen wehren kann man sich nicht. Kunden seien dem Anbieter ausgeliefert, so die Kritik.
Swisscom-Kunden mit dem Prepaid-Angebot Natel Easy telefonieren und surfen ab morgen mit neuen Tarifen – ob sie wollen oder nicht. Der Mobilfunkanbieter kommunizierte die bindende Änderung via SMS und verärgerte damit auch 20-Minuten-Leser: «Die Tarife sind nicht günstiger, sondern in gewissen Bereichen teurer, aber ich kann mich scheinbar nicht dagegen wehren», schreibt ein Leser.
Die Swisscom begründet die Tarifänderung mit einer Anpassung an das veränderte Nutzerverhalten. Da heute weniger telefoniert und mehr mobil gesurft werde, passe man das Angebot mit schnellerem Internet an die Kundenwünsche an, heisst es in einer Medienmitteilung vom 12. Januar.
Sehr kurze sowie lange Gespräche werden teurer
Es hänge von der Art der Nutzung ab, wie sich die neuen Tarife auf die Kosten auswirken, erklärt Oliver Zadori, CEO beim Tarifvergleichsdienst Dschungelkompass.ch: «Mit der Änderung auf das neue Abrechnungsmodell werden sehr kurze sowie längere Anrufe ab zwei Minuten teurer.»
Bisher wurde ein Rappen pro Sekunde verrechnet, jedoch maximal 60 Rappen bei Gesprächen bis zu einer Stunde. Neu werden pro Minute 29 Rappen verrechnet – bei Gesprächen bis zu zwei Stunden allerdings höchstens drei Minuten, also 87 Rappen.
Wer also oft mehr als eine Stunde telefoniert oder zwischen einer halben und einer ganzen Minute, der profitiert. Gespräche zwischen zwei und 60 Minuten sowie kurze Telefonate bis 28 Sekunden werden jedoch teurer.
Guthaben wird verbraucht oder es verfällt
Gegen die Tarifänderung können sich Prepaid-Kunden nicht wehren. In den AGB heisst es: «Swisscom ist jederzeit berechtigt, ihre Prepaid-Dienste entschädigungslos zu ändern oder einzustellen.» Das heisst auch, wer den Anbieter wechseln möchte, aber noch Guthaben auf seiner Swisscom-Prepaid-Karte hat, wird diese zu den neuen Konditionen verbrauchen oder verfallen lassen müssen.
Beim Konsumentenschutz kennt man das Problem und will es bei der anstehenden Überarbeitung des Fernmeldegesetzes erneut angehen. «Leider sind Prepaid-Kunden bis heute nicht vor überraschenden Tarifänderungen und nachteiligen Vertragsklauseln geschützt», so Sara Stalder, Geschäftsleiterin der Stiftung für Konsumentenschutz.
«Kundenfreundlichkeit geht anders»
Und weiter: «Die Prepaid-Kunden und deren Guthaben sind mit nachteiligen Vertragsbedingungen auf Gedeih und Verderben der Swisscom ausgeliefert.» Auch die Art, derartige Änderungen via SMS anzukündigen, stösst bei Stalder auf Unverständnis: «Kundenfreundlichkeit geht anders.»
Beim Mobilfunkanbieter sieht man das anders: «Mit dem Versand der SMS können wir sicherstellen, dass die Information unsere Kundinnen und Kunden auch tatsächlich erreicht. Wir weisen zudem auch auf unserer Website auf die neuen Tarife hin», erklärt Armin Schädeli, Sprecher der Swisscom.
Ein Anbieterwechsel könnte sich lohnen
Dem unzufriedenen Kunden bleibt lediglich der Anbieterwechsel, um den neuen Tarifen aus dem Weg zu gehen: «Je nach Anrufdauer mag sich ein anderes Angebot mehr oder weniger lohnen. Dazu muss man sich überlegen, ob man eher kurze, mittlere oder längere Gespräche führt», sagt Zadori.

Sara Stalder ist Geschäftsleiterin der Stiftung für Konsumentenschutz, die sich seit 1964 für die Anliegen der Konsumentinnen und Konsumenten einsetzt.