WhatsApp versagt im Sicherheitscheck

Aktualisiert

Löchriger MessengerWhatsApp versagt im Sicherheitscheck

Millionen vertrauen WhatsApp ihre intimsten Geheimnisse an. Doch die beliebte App ist auch drei Jahre nach der Lancierung viel schlechter gegen Missbrauch geschützt als die gute alte SMS.

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Ein neuer Test zeigt: WhatsApp-Nachrichten können noch immer einfach mitgelesen werden.

Ein neuer Test zeigt: WhatsApp-Nachrichten können noch immer einfach mitgelesen werden.

Der Kurznachrichtendienst WhatsApp macht der SMS zu schaffen. Das Start-up aus den USA stellt gratis Milliarden von Kurznachrichten zu und trifft damit die Telekombranche ins Mark. Insbesondere bei den jungen und preissensiblen Handy-Nutzern läuft der Gratis-Dienst quasi im Dauerbetrieb.

WhatsApp ist für alle möglichen Smartphones verfügbar und dank der einfachen Bedienung rasch zum Platzhirsch unter den mobilen Instant-Messengern aufgestiegen. Immer neue Funktionen wie Gruppenchats und das Austauschen von Fotos, Musik und Videos halten die Nutzer bei der Stange. Selbst der Facebook-Messenger kann mit dem rasanten Tempo nicht mithalten. Einem Problem verweigert sich das Start-up um die weitgehenden unbekannten Firmengründer Brian Acton und Jan Koum aber beharrlich: Die Sicherheit ist auch bei der neusten Generation der App nicht gewährleistet. Zu diesem Schluss kommt ein aktueller Test der «Computerbild».

Note mangelhaft für WhatsApp

Das deutsche PC-Magazin hat mehrere Apps zum kostenlosen Verschicken von Kurznachrichten getestet und den beliebten WhatsApp Messenger abgestraft. Der SMS-Ersatz erhielt von den Testern wegen Sicherheitsmängeln nur ein «mangelhaft». Die Nutzer müssten damit rechnen, dass ihre Nachrichten von anderen mitgelesen werden, erklärten die Tester.

Das erneute schlechte Abschneiden erstaunt nicht: Das Start-up sorgte in den letzten Monaten immer wieder für negative Schlagzeilen. Seit längerem ist etwa bekannt, dass WhatsApp die Konversationen unverschlüsselt übermittelt. Das bedeutet, dass Nachrichten in einem offenen WLAN-Netzwerk mit Schnüffel-Apps mitgelesen werden können (20 Minuten Online berichtete).

Erst im Mai 2012 wurde zudem eine Sicherheitslücke bekannt, die das «Entführen» der Benutzeraccounts ermöglichte, wie der Tech-Blog «The Next Web» schrieb. Bereits Anfang Jahr stellten österreichische Forscher gravierende Sicherheitslücken bei WhatsApp fest: Im Test konnten die Forscher nicht nur den Benutzer-Account übernehmen, also im Namen der Nutzer Kurznachrichten senden, sondern auch kostenlose SMS vom Server von WhatsApp verschicken.

Es gibt sichere Alternativen

Der aktuelle Testsieger heisst «MySMS Remote». Die App kann wie Apples iMessage alternativ auch kostenpflichtige SMS an jedes Handy schicken, wenn der Adressat nicht über das Programm verfügt. Mit einer Zusatz-Software lässt sich bei «MySMS Remote» auch mit dem PC und dem Mac arbeiten.

«Computerbild» kritisierte im Weiteren, dass fast alle Anbieter sich das Recht nähmen, Nutzerdaten zu speichern, weiterzugeben oder für Werbung zu nutzen. Laut der deutschen Stiftung Warentest sendet WhatsApp zudem das komplette Adressbuch des Nutzers unverschlüsselt an einen Server in den USA. Die privaten Daten sind somit für potenzielle Angreifer lesbar. WhatsApp vermarktet gemäss eigenen Aussagen keine Nutzerdaten und verkauft keine Werbung, da sie den Dienst nach Meinung der Gründer beeinträchtigen würde.

Der Schrecken der Telekombranche

Zu den Nutzerzahlen schweigen sich die medienscheuen Firmengründer aus. Alleine auf Android-Smartphones wurde der Messenger laut der Download-Statistik des Google Play Stores über 50 Millionen Mal installiert. Insgesamt dürfte WhatsApp weit über 100 Millionen Nutzer zählen.

Die Firmengründer lernten sich bei Yahoo kennen. WhatsApp-Chef Koum verliess Yahoo 2008 und entwickelte den WhatsApp Messenger. Zusammen mit Acton gründete er 2009 den heutigen Schrecken der Telekombranche. Der Marktforscher Ovum schätzt, dass WhatsApp zusammen mit Viber, Apples iMessage und anderen Diensten die Mobilfunkbetreiber im vergangenen Jahr 13,9 Milliarden Dollar SMS-Umsatz gekostet hat. Swisscom, Sunrise und Orange bleibt daher nichts anderes übrig, als immer mehr Gratis-SMS in ihre Abos zu integrieren.

Die WhatsApp-Erfinder verdienen ihre Brötchen mit dem Verkauf der App für das iPhone und erzielen laut «Financial Times Deutschland» einen positiven Cashflow. Für alle anderen Plattformen wie Android oder Windows Phone ist der Messenger - zumindest anfänglich - gratis, was die Nutzerbasis rasch vergrössert und iPhone-Nutzer motiviert, für die App zu bezahlen.

Mit Material der Agentur AP.

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