Wie Wi-Fi-Router Zimmerpflanzen töten

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ExperimentWie Wi-Fi-Router Zimmerpflanzen töten

Braune Flecken und welke Blätter: Dass es Zimmerpflanzen manchmal schlecht geht, muss nicht nur an mangelnder Pflege liegen. Die Strahlung des Wi-Fi-Routers könnte mitschuldig sein.

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Die Kresse links war zwölf Tage direkt neben einem Wifi-Router aufgestellt. Ohne Wifi-Router war die Kresse im gleichen Zeitraum prächtig gediehen (rechts).

Die Kresse links war zwölf Tage direkt neben einem Wifi-Router aufgestellt. Ohne Wifi-Router war die Kresse im gleichen Zeitraum prächtig gediehen (rechts).

Fünf Schülerinnen der Hjallerup-Schule im dänischen Nordjütland haben mit einem einfachen Experiment die wissenschaftliche Community in Skandinavien aufhorchen lassen. Der Gedanke dazu kam ihnen, weil sie am Morgen jeweils unkonzentriert waren, was sie auf das Smartphone auf dem Nachttischchen zurückführten. Also beschlossen sie, dem Phänomen auf den Grund zu gehen. Da es an ihrer Schule aber keine Möglichkeit gab, Gehirnwellen zu messen, griffen die Schülerinnen auf ein viel rudimentäreres Experiment zurück.

In ihrem Versuch stellten sie sechs Teller mit Kressesamen in einen Raum mit einem Wi-Fi-Router, der in etwa die gleiche Mikrowellenstrahlung abgibt wie ein Smartphone. Gleichzeitig platzierten die Schülerinnen sechs andere Teller mit Kressesamen in einen separaten Raum ohne Wi-Fi-Router. Beide Testumgebungen hatten identische Rahmenbedingungen: Es war gleich warm, die Kresse hatte gleich viel Sonnenlicht und die Samen wurden mit der gleichen Menge an Wasser gegossen.

Mutanten-Kresse

Nach zwölf Tagen zogen die Schülerinnen eine erstaunliche Bilanz: Die Kresse im Raum ohne Router war prächtig gediehen, während die Samen neben dem Router braun, verschrumpelt und gar mutiert waren. Wie die Lehrerin Kim Horsevad der Website Dailydot sagte, hätten ihre Schülerinnen den Test zweimal durchgeführt – mit dem gleichen Ergebnis.

Hans-U. Jakob, Präsident der Schweizerischen Interessensgemeinschaft Elektrosmog-Betroffener Gigaherz, findet es ein «interessantes Experiment, dem man aber nicht allzu grosse wissenschaftliche Qualität zumessen darf». Dass elektromagnetische Strahlung aber einen Einfluss auf die Pflanzenwelt habe, sei seit 20 Jahren bekannt. So hätte auch schon Kurzwellenstrahlung einst für ein Baumsterben in der Schweiz gesorgt. Sein Verein kämpft seit Jahren gegen Quellen elektromagnetischer Strahlung, etwa gegen Mobilfunkantennen, die laut Jakob Ursachen für verschiedene Beschwerden wie Schlaf- oder Konzentrationsstörungen sind. Längerfristig könne die Belastung durch Strahlen auch das Krebsrisiko fördern.

Kresse-Experiment im Labor

Bis anhin gibt es aber wenig Beweise, dass Strahlung von Wi-Fi-Routern für den Menschen gefährlich sein könnten, wie Dailymail.com berichtet. Denn die Radiowellen seien rund 100'000-mal schwächer als etwa Mikrowellen. Mittlerweilen haben aber mehrere Wissenschaftler Interesse am Kresse-Experiment angemeldet. Professor Olle Johanssen vom Karolinska Institut in Schweden und Andrew Goldsworthy vom Imperial College in London wollen den Versuch im Labor nachvollziehen. Für die Schülerinnen indes hat sich der ganze Aufwand gelohnt: Sie wurden für ihr Experiment an einer Wissenschaftsmesse in Dänemark ausgezeichnet.

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