Web-Musik«Kostenlos ist nicht Scheisse»
Am Wochenende findet die Cologne Commens statt, eine Messe für Labels und Musiker, die ohne Copyright auskommen und Sony, Universal & Co die Zunge rausstrecken. 20 Minuten Online hat mit Organisatoren der Konferenz, gesprochen.
Klassische Musiklabels beschäftigen ganze Heerscharen von Anwälten, um Webpiraten und illegalen Musik-Downloader für Urheberrechtsverletzungen zur Verantwortung zu ziehen. Derweil stellen andere Labels ganz unbekümmert ihre Songs ins Netz. Jeder kann sie kostenlos herunterladen und das völlig legal. An diesem Wochenende findet in Köln die «Cologne Commons» statt. 20 Minuten Online hat mit Moritz Sauer, einem der Organisatoren der Konferenz, gesprochen.
Was ist das Ziel der Messe?
Mo Sauer: Leute haben Spass am teilen. Im Netz werden sie aber oft dafür bestraft. Net-Labels hingegen verfolgen ein Modell, bei dem Musikfans die Songs einfach kostenlos herunterladen können und auch keine Gebühren für die Nutzung der Musik zahlen müssen. Wir wollen eine Geschenk-Kultur etablieren und das Thema Downloads entkriminilisieren. Deshalb bringen wir Band und Labels zusammen, die unter Creative Commons-Lizenz veröffentlichen. Wir zeigen an Beispiel einiger Musiker auf, dass kostenlos keinesfalls Scheisse ist.
Können Bands, die ihre Musik kostenlos anbieten, überhaupt davon leben?
Es gibt viele Bands, die professionell sind. Sie betreiben Promotion-Arbeit via Internet, geben Konzerte und leben davon. Prominentestes Beispiel sind Nine Inch Nails, die ihr letztes Album kostenlos im Web angeboten haben und dennoch gut verdienen. Es gibt aber auch viele, die hauptsächlich ihren Bekanntheitsgrad erhöhen wollen und vielleicht später zu einem klassischen Label wechseln. Das ist durchaus eine gangbare Strategie und solche Musikverlage haben auch ihre Berechtigung. Andere hingegen bleiben bei dem Kostenlos-Modell, weil es ihrer Philosophie viel mehr entspricht.
Aber massentauglich ist das nicht, oder?
Nicht unbedingt, aber in Zukunft wird alles noch nischiger. Und wer es versteht mit dem Web umzugehen und die Leute da abholt, wo sie sich aufhalten, der kann davon definitiv profitieren. Ein Beispiel: Die Duisburger Philharmoniker haben irgendwann begonnen zu bloggen, Stücke ins Internet zu stellen, hatten einen eigenen Podcast und so weiter. Mittlerweile sind ihre Konzerte fast immer ausverkauft und sie haben auch ein sehr junges Publikum.
Wenn die Bands ohnehin ihre eigene Musik produzieren und Songs ins Netz stellen können, wofür braucht es dann überhaupt noch Net-Labels?
Ein Label verstärkt den Aufmerksamkeitseffekt. Das ist so wie bei Amazon: Fans, die sich für die Band eines Labels interessieren, können sich möglicherweise auch für die anderen Bands des Labels begeistern. Ausserdem können Labels die Social Communities befüttern, PR-Arbeit leisten und eine Corporate Identity schaffen. Sie sind so gesehen eher Koordinatoren. Das ist bei klassischen Labels ja nicht anders.