SolarsturmDer totale Blackout?
2013 kommt ein Sonnensturm auf die Erde zu. Die britische Regierung geht von einer ernstzunehmenden Bedrohung aus. ETH-Professor Arnold Benz sieht die Gefahr an einem ganz anderen Ort.
Ein besonders heftiger Solarsturm legte 1989 während neun Stunden das Stromnetz in Montreal flach.
Der britische Verteidigungsminister Liam Fox warnte Ende September ausdrücklich vor einem kommenden Solarsturm, der 2013 die Erde tangieren wird. Im Rahmen einer Konferenz forderte er deshalb Wissenschafter dazu auf, entsprechende Abwehrmechanismen zu entwickeln. In der britischen Presse ist die Rede von verheerenden Auswirkung auf die Menschheit. Der Schweizer ETH-Astronomie-Professor Arnold Benz schätzt die Bedrohung allerdings nicht ganz so dramatisch ein.
20 Minuten Online: Wie gefährlich sind die Solarstürme für uns?
Arnold Benz: Solare Stürme sind kein neues Phänomen, die Menschheit hat schon hunderttausende überlebt. Sie treten im 11-Jahres-Rhytmus auf, der nächste wird Mitte 2013 erwartet. Abgesehen von technischen Einrichtungen sind sie hier auf der Erdoberfläche absolut harmlos. Anders sieht es für Astronauten im Weltall aus, die sich ausserhalb der Kapsel befinden. Für sie kann die Strahlung tödlich sein. Auch Satelliten werden in Mitleidenschaft gezogen. In der Vergangenheit kam es deswegen auch schon mehrmals zu Totalausfällen.
Wie kündigen sich Solarstürme an?
Sie tauchen nicht aus dem Nichts auf. So sind etwa grosse Sonnenflecken ein Indiz dafür.
Welche direkten Auswirkungen können die Solarstürme für uns haben?
Auch auf der Erde können technische Einrichtungen in Mitleidenschaft gezogen werden. Etwa bei grossen geschlossenen Stromkreisläufen. So kann das Magnetfeld eine Überspannung indizieren, in deren Folge es zu einem Kurzschluss kommt, der die Elektronik zerstört. Ich kann mich aber nicht erinnern, dass es in der Schweiz wegen eines Sonnensturmes jemals zu derartigen Ausfällen gekommen ist. Skandinavien und Kanada sind davon viel eher betroffen.
Werden wir also auch 2013 verschont bleiben?
Zurzeit ist eine aussergewöhnlich geringe Aktivität zu beobachten, die langsam aktiver wird bis 2013. Die Erfahrung hat uns gelehrt, dass bei einem langsamen Anstieg der Aktivitäten auch das Maximum gering ist. Die kommenden Stürme dürften deshalb ziemlich schwach sein. Eine viel grössere Gefahr geht von einer gezielten Bomben-Explosion in der Stratossphäre aus.
Wie meinen Sie das?
Zündet man eine Atombombe in 20 bis 50 Kilometern Höhe, wird ein elektromagnetischer Impuls generiert, der so ziemlich alle Elektronik zerstört. Während des Kalten Krieges hat sich die Schweizer Armee darauf vorbereitet und ich habe in ihrem Auftrag einige Überlegungen dazu gemacht. Schutz bietet nur ein Faradayscher Käfig.
Swiss Fort Knox
Für alle die auf Nummer sicher gehen wollen gibt es in der Schweiz ein ziviles Datacenter mit EMP-Strahlenschutz. Im Swiss Fort Knox, einer ehemaligen Bunkeranlage der Schweizer Armee, können Unternehmen und Privatpersonen ein Backup ihrer Daten hinterlegen.
Hunderte Meter von Fels und ein ausgeklügeltes Sicherheitssystem sorgen für die angestrebte Sicherheit. Gegen elektromagnetische Strahlung, wie sie etwa bei den Solarstürmen auftritt, schützt ein Faradayscher Käfig. Dabei handelt es sich um eine geschlossene Metallhülle, die als elektrische Abschirmung wirkt. Er schützt auch vor nuklear elektromagnetischer Impulse, wie sie etwa durch das Zünden einer Atombombe in mehreren Kilometer Höhe ausgelöst werden können.