LebensretterNotfall-App holt auch im Funkloch Hilfe
Das Start-up-Unternehmen Uepaa tüftelt an einer Handy-App, die Wanderern und Skifahrern das Leben retten kann. Die neue Erfindung ruft sogar Hilfe, wenn kein Handynetz vorhanden ist.

Die Rettungs-App Uepaa nutzt andere Handys in der Nähe als Relaisstation, um einen Notruf ohne Mobilfunknetz abzusetzen.
Vor einem Jahr sorgte die iRega-App für Aufsehen unter Berggängern. Bis heute haben sich 360 000 Alpinisten den potenziellen Lebensretter auf ihr iPhone geladen. Die Rega-App, die kürzlich auch für Android-Handys lanciert worden ist, übermittelt bei einer Alarmierung direkt die Standortangaben des Anrufers an die Einsatzzentrale. «Über 170 scharfe Alarme wurden seither über die Applikation abgesetzt», gibt die Rega bekannt.
Die populäre Notfall-App hat allerdings zwei Schwachpunkte: Bei einer Bergwanderung ein Handy bei sich zu tragen verschafft zwar ein Gefühl der Sicherheit, auf das Handynetz verlassen kann man sich im Alpenraum aber nicht. Wer sich bei seinem Unfall in einem Funkloch befindet, darf sich trotz iRega kaum Hoffnung auf rasche Hilfe machen. Kommt hinzu: Ist ein Wanderer oder Skifahrer nach einem Sturz bewusstlos oder bewegungsunfähig, kann kein Notruf mehr abgesetzt werden.
Hier kommt der Rettungsengel des Schweizer Startup Uepaa ins Spiel. Das erst im Januar gegründete Unternehmen arbeitet an einem Bergrettungssystem mit Smartphones. Ein sogenanntes Ad-hoc-Netz soll über WLAN zwischen verschiedenen Handys aufgebaut werden, so dass Retter alarmiert werden können, selbst wenn keine Mobilfunkverbindung besteht. Die geplante Anwendung der Jungunternehmer soll künftig helfen, Menschen in den Bergen aufzuspüren, selbst wenn der Verunfallte bewusst- oder regungslos unter einem Schneebrett liegt.
So funktionierts
Für das Notfall-Netz nutzen die Jungunternehmer eine an der ETH entwickelte Technologie, die Handys untereinander kommunizieren lässt. Der 39-jährige Geschäftsführer Mathias Hausmann erklärt es mit einem Beispiel aus der Feuerwehr: «Ist der Wasserschlauch zu kurz, muss das Wasser im Eimern von Feuermann zu Feuermann weitergereicht werden.» Mit diesem Prinzip sollen auch die Notsignale über Handys von anderen Berggängern aus dem Funkloch ins Handynetz übertragen werden.
Stürzt ein Wanderer in die Tiefe oder wird ein Skifahrer unter einer Lawine verschüttet, registriert die App den Unfall und fragt zuerst den Handy-Besitzer, ob alles okay ist. Reagiert der Nutzer nicht, versucht die App – bevor die Rega-Helikopter starten – Personen im Umkreis zu alarmieren. Völlige Sicherheit gibt es aber auch mit Uepaa nicht. Ein Notruf aus dem Funkloch kann nur abgesetzt werden, wenn sich das Handy mit dem Mobiltelefon einer sich in der Nähe befindenden Person verbinden kann. Die Reichweite des WLAN-Signals betrage rund 300 Meter, sagt Haussmann.
Je mehr Wanderer oder Skifahrer die App installieren, desto feinmaschiger wird die Abdeckung des Uepaa-Netzes. Aus diesem Grund soll der App-Download auch gratis angeboten werden. Für die Benutzung fallen indes Gebühren an – zum Beispiel für einen Tagespass. Wer eine gefährliche Wanderung oder Abfahrt abseits der Pisten plant, kann die Überwachung durch die eigene Zentrale für eine bestimmte Zeitdauer aktivieren. Als Zielgruppe hat Haussmann, der selbst Freerider ist, den «gewöhnlichen» Wanderer und Skifahrer im Auge. Skitourenfahrer seien meist mit professionellen Rettungsgeräten ausgerüstet.
Geldgeber glauben an die Notfall-App
Ein zentrales Problem jedes Start-ups, die Startfinanzierung, haben die Jungunternehmer bereits gelöst. Investoren wie die Zürcher Kantonalbank oder die Privatinvestoren-Plattform «investiere» stellen 1,5 Millionen Franken Startkapital zur Verfügung. Auch die Rega konnte als Partnerin an Bord geholt werden: «Wir können natürlich keine eigene Bergrettung aufbauen», sagt Haussmann, bei der Rega sei man aber auf offene Ohren gestossen. Uepaa könnte es den Rettungspiloten erleichtern, Verunfallte präziser zu orten.
Momentan sucht das derzeit dreiköpfige Team weitere Mitarbeiter. «Wir haben noch kein fertiges Produkt», sagt Haussmann, «aber wir konnten in Feldtests zeigen, dass unsere Idee funktioniert.» Zur Marktreife soll Uepaa im Frühling 2013 gelangen.
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