Flug-AppiPad erobert Cockpit
Tablet-Computer statt Pilotenkoffer: In den USA setzt die erste Airline voll auf das iPad - bei der Swiss ist das Zukunftsmusik.

Noch setzen Schweizer Airlines vor allem auf herkömmliche Navigations-Hilfen. (Archivbild: Keystone)
In den USA hält das iPad offiziell Einzug im Cockpit, wie wired.com berichtet. Piloten der Charter-Fluggesellschaft Executive Jet nutzen Apples Tablet-Computer als Navigationsinstrument. Demnach hat die zuständige US-Luftfahrtsbehörde, die Federal Aviation Administration (FAA), die Bewilligung erteilt, das iPad als alleinige Informationsquelle im Cockpit zu verwenden. Auf dem iPad läuft das Programm Mobile TC der auf Aviatik-Karten spezialisierten Firma Jeppesen.
Um die FAA-Bewilligung zu erhalten, musste das iPad zahlreiche Belastungstests bestehen. Laut wired.com gab es eine dreimonatige Versuchsphase. Im Rahmen der Tests wurde auch ein Druckabfall auf einer Flughöhe von 50 000 Fuss (15 000 Meter) simuliert. Ausserdem wurde kontrolliert, ob die Navigations- und Steuerungsinstrumente nicht durchs iPad gestört würden.
Swiss setzt Laptops ein
Bei der Schweizer Fluggesellschaft Swiss ist das Zukunftsmusik. An die 90 Flugzeuge umfasst die Flotte. Im Cockpit werden Laptops genutzt, sagt die Mediensprecherin Sonja Ptassek gegenüber 20 Minuten Online. Pilot und Copilot haben je einen tragbaren Rechner zur Verfügung. Die Geräte, die in der Fachsprache als Electronic Flight Bag (EFB) bezeichnet werden, helfen der Cockpit-Besatzung, die verschiedenen Aufgaben effizienter und mit weniger Papier zu bewältigen.
Der Begriff Flight Bag stammt vom traditionellen schwarzen Pilotenkoffer. Musste früher kiloweise Kartenmaterial mitgeschleppt werden, sind die Daten heute elektronisch abrufbar. Das erleichtert das Auffinden der Informationen und bringe eine Einsparnis beim Gewicht, was sich wiederum positiv auf den Treibstoffverbrauch auswirkt.
Laut Auskunft der Swiss-Sprecherin werden die Laptops mit einem Windows-Betriebssystem betrieben. Warum ausgerechnet Windows? Der Hersteller der verwendeten Software liefere nur dieses Betriebssystem, heisst es. Eine Alternative gebe es zum jetzigen Zeitpunkt nicht. «Es steht den Piloten frei, ein iPad mitzunehmen», sagt die Swiss-Sprecherin. So hätten die Piloten die Möglichkeit, etwas das Betriebshandbuch als PDF-Dokument zusätzlich auf einem Tablet-Computer zu speichern und bequem abzurufen. «Darüber hinaus verwenden wir das iPad noch nicht.»
Wie in der Kabine gilt natürlich auch im Cockpit: Während des Starts und der Landung müssen alle elektronischen Geräte ausgeschaltet sein.
Was passiert bei Absturz?
Bis die US-Behörde den iPad-Einsatz in den Cockpits der Executive Jet bewilligte, fanden insgesamt 250 Testflüge mit 55 Piloten statt. Doch was passiert, wenn das iPad nicht mehr funktioniert? Das Betriebssystem und die App hätten sich als «extrem stabil» erwiesen, wird ein Fachmann zitiert. Während der Evaluationsphase habe es keinen einzigen Programm-Absturz gegeben. Zudem wäre ein Neustart innert weniger Sekunden ausgeführt. Ob es im Cockpit auch USB-Anschlüsse gibt, um den Akku des Geräts aufzuladen, entzieht sich unserer Kenntnis.
Laut Wired.com bedeutet die Zulassung des iPads durch die Behörden ein Meilenstein für die Luftfahrt-Industrie. Dadurch werde erstmals das Potenzial herkömmlicher Tablet-Computer als Aviatik-Instrumente anerkannt. Bevor die Tablets massenhaft in den Cockpits Einzug halten und die Laptops verdrängen, dürfte es aber noch eine Weile dauern. Jedes Gerät wird einzeln geprüft. Die Fluggesellschaft muss bis ins kleinste Detail belegen, dass sie für alle Eventualitäten gerüstet ist. Das heisst, es müssen neue Notfallprozedere erarbeitet und dokumentiert werden.
Und wie ist das in der Schweiz? Beim Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) heisst es auf Anfrage von 20 Minuten Online, die Behörde sei «nicht zuständig» für Fragen rund ums iPad im Cockpit. Gemäss Auskunft der Medienstelle ist es den Fluggesellschaften überlassen, welche neuen Geräte eingeführt werden.
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