300 BeschwerdenKlageflut wegen Googles Street View
Nicht der eidgenössische Datenschützer, sondern auch immer mehr Bürger wollen sich den neuen Online-Dienst von Google nicht bieten lassen: 300 Beschwerden gegen Street View sind in den letzten vier Tagen eingegangen.
Dies sagt der oberste Schweizer Datenschützer Hanspeter Thür zur Zeitung «Sonntag». Er stütze sich dabei auf Google-interne Quellen. Thür droht nun mit dem Gang ans Bundesverwaltungsgericht, sollte der Onlinedienst seinen Forderungen nicht nachkommen.
Street View ermöglicht virtuelle Streifzüge durch Strassen – pompöse Villen etwa lassen sich in allen Details ausleuchten. Das weckt jetzt den Widerstand einer Gemeinde: Küsnacht ZH will gemäss Gemeindepräsident Max Baumgartner ein Verbot von Street View prüfen.
Nebst Privatpersonen und Gemeinden wehren sich laut «Sonntag» auch erste Firmen. Beim Zürcher Datenschützer Bruno Baeriswyl haben sich Unternehmen gemeldet, die Google untersagen wollen, ihre Firmengebäude oder das Privatdomizil ihres Senior Managements zu fotografieren.
80 Prozent mehr Google-Maps-Nutzer
Google selbst wandte sich am Samstag mit einer der seltenen Pressemitteilungen aus der Schweiz an die Öffentlichkeit und feierte die intensive Nutzung von Google Maps seit dem Start von Street View. Der Traffic habe sich um 80 Prozent gesteigert. Insgesamt hätten sich Nutzer Millionen individueller Bilder und Panorama-Ansichten angesehen. Sie würden damit beweisen, wie nützlich und populär der neue Dienst sei, verteidigt Google die neue 3D-Ansicht.
Um die Privatsphäre der Leute zu schützen, bedient sich Google einer speziellen Technologie, die Gesichter und Autokennzeichen automatisiert unkenntlich macht. Gerade dieser Filter funktioniert aber nur unzuverlässig, wie jeder Nutzer nach kurzem Surfen selber feststellen kann. Zwar können Nutzer unerwünschtes Bildmaterial relativ einfach entfernen lassen - doch dieser Schutz geht offenbar nicht nur dem obersten Datenschützer zu wenig weit.