Illegales FilesharingFacebook spioniert Nutzer aus
Das weltgrösste soziale Netzwerk hat ein neues Mittel, um Piraten zu bekämpfen. Doch dieses trifft auch User, die nichts Kriminelles im Sinn haben und sorgt für Frust in der Community.
Zu den beliebtesten Funktionen von Facebook gehören private Nachrichten an Freunde. Wer sich fragt, warum manche davon nicht ankommen, könnte die Antwort im Kampf des sozialen Netzwerks gegen illegales Filesharing finden. Denn wie ein Test von 20 Minuten Online ergab, werden unter anderem Messages, die Links zur Torrent-Seite The Pirate Bay enthalten, nicht mehr zugestellt. Stattdessen erscheint ein Fenster, in dem zum Beispiel steht: «Warnung! Inhalte dieser Nachricht wurden von Facebook-Nutzern als missbräuchlich gemeldet.»
Kein Login mehr möglich
Wer es weiter probiert, bekommt plötzlich folgende Meldung: «Da ist etwas schiefgelaufen. Wir arbeiten daran, dies so schnell wie möglich zu beheben. Du kannst es später noch einmal versuchen.» Doch ein Einloggen ist nicht mehr möglich. Erst ein Blick ins private E-Mail-Fach macht klar, warum: In einer Nachricht der Seitenbetreiber heisst es, man habe verdächtige Aktivitäten im Account des Nutzers bemerkt und daher aus Sicherheitsgründen das Passwort deaktiviert. Man braucht also ein Neues, was lästig sein kann, wenn man viele Seiten nutzt, die einen Login benötigen und daher aus Bequemlichkeit überall dasselbe Passwort verwendet. Zwar ist dies aus Sicherheitsgründen nicht empfehlenswert. Doch nicht nur Nutzern mit schlechtem Gedächtnis ist das verhältnismässig gleichgültig: Wie eine im März veröffentlichte Studie des Sicherheitsanbieters Sophos ergab, verwenden ein Drittel der Surfer für alle von ihnen genutzten Seiten dieselbe Kennung.
Nachdem 20 Minuten Online Ende März berichtet hatte, dass Filesharer über einen «Share-on-Facebook»-Button auf The Pirate Bay Links direkt über das weltgrösste soziale Netzwerk an Freunde senden oder die Links im eigenen Profil posten konnten, liess sich Facebook rund einen Monat Zeit, um das zu verhindern.
Nun gehen die Seitenbetreiber einen Schritt weiter. Dass sie dabei Nachrichten mit Links zu Torrents, die den Download urheberrechtlich geschützter Inhalte ermöglichen, blockieren, erscheint auf den ersten Blick als gutes Mittel, Piraterie einzudämmen. Doch wie in der obigen Bilderstrecke zu sehen ist, hat das Ganze einige Haken. Denn zwar lassen sich keine Nachrichten mehr mit Verweisen auf Seiten wie The Pirate Bay oder btjunkie versenden. Und auch der Austausch von solchen Links über die Chat-Funktion klappt nicht mehr. Doch auf der eigenen Pinnwand lassen sich Raubkopien-Links zu btjunkie oder Rapidshare nach wie vor problemlos posten. Letztgenannte bringen den Surfer auf die Seite des gleichnamigen Schweizer Unternehmens, bei dem es sich um einen so genannten One-Click-Hoster handelt, der - grob verkürzt - virtuelle Festplatten anbietet, über welche seine Nutzer mit wenigen Klicks grosse Dateien austauschen können. Das Angebot ist allerdings auch bei Piraten beliebt.
Nazis haben freie Fahrt
In seinen Nutzungsbedingungen behält sich Facebook das Recht vor, Inhalte zu entfernen, die Urheberrechte verletzen oder aus weiteren Gründen illegal sind. Doch mit seinem neuen Ansatz blockiert das Portal auch Nachrichten und Chat-Messages, die Links zu unproblematischen Torrents enthalten. Dabei handelt es sich beispielsweise um solche, die auf den Gratis-Browser Firefox oder Bücher verweisen, deren Copyright abgelaufen ist. Nicht zuletzt filtern auch E-Mail-Anbieter wie GMX die Nachrichten ihrer Nutzern, um beispielsweise Spam herauszufischen. Doch die Nachrichten werden im Unterschied zu Facebook in jedem Fall zugestellt. Und wer anderweitig problematische Beiträge wie die Links zu Nazi-Seiten oder Hasstiraden gegen Juden über Facebook verbreiten möchte, kann dies nach wie vor relativ ungehindert tun, wie ein kurzer Test von 20 Minuten Online ergab.
Lesen Sie auch bei unserem deutschen Partner stern.de: "Soziale Netzwerke - Facebook, StudiVZ, Twitter & Co."
Torrent Tracker
Webseiten wie The Pirate Bay oder isoHunter bieten kleine Dateien, so genannte Torrents, zum Download an. Wer diese herunterlädt und mit einem speziellen Programm öffnet, dessen Rechner verbindet sich mit anderen Computern und kann so beispielsweise Filme herunterladen. Gleichzeitig lädt man Dateiteile hoch. Das Ganze basiert auf der so genannten BitTorrent-Technologie, welche schnelle Downloads ermöglicht und so zur Bedrohung für die Unterhaltungsindustrie geworden ist.