Angestellte drohen mit Massen-Suizid

Aktualisiert

Eklat bei FoxconnAngestellte drohen mit Massen-Suizid

Schäbige Löhne für schicke Produkte: Weil sich 300 Angestellte des chinesischen Apple-Zulieferers Foxconn ungerecht behandelt fühlten, drohten sie, kollektiv von einem Fabrikdach zu springen.

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Im vergangenen Mai protestierten Foxconn-Sympathisanten vor einem Geschäft eines Apple Premium Resellers in Hongkong.

Im vergangenen Mai protestierten Foxconn-Sympathisanten vor einem Geschäft eines Apple Premium Resellers in Hongkong.

Der chinesische Computerzulieferer Foxconn kommt aus den Negativ-Schlagzeilen nicht raus: Vor gut einer Woche kam es auf dem Firmengelände in Wuhan zum Eklat, nachdem die Mitarbeiter eine Lohnerhöhung gefordert hatten, berichtet das IT-Newsportal zdnet.com. Foxconn stellt die iPads für Apple, die Xbox für Microsoft und andere technische Geräte her.

Mit ihrer Forderung stiessen die Fabrikarbeiter bei der Geschäftsleitung auf taube Ohren. Sie stellte die Angestellten vor die Wahl, bei gleichem Lohn weiter zu arbeiten oder zu kündigen. Allen, die sich für die zweite Option entschieden, wurde eine Abgangsentschädigung in Aussicht gestellt.

Doch keine Entschädigung

In der Folge entschlossen sich viele, das Unternehmen zu verlassen. Von der in Aussicht gestellten Entschädigung wollte die Chefetage aber plötzlich nichts mehr wissen.

Aus Protest versammelten sich am 2. Januar rund 300 Foxconn-Angestellte auf einem Fabrikdach und drohten, gemeinsam Suizid zu begehen. Die Produktion musste vorübergehend gestoppt und der Bürgermeister aufgeboten werden. Ihm gelang es am darauffolgenden Tag um 21 Uhr, die aufgebrachte Menge von ihrem Vorhaben abzubringen.

2010 wurden die Gehälter erhöht

Im Mai 2010 hatte Foxconn sechs Busladungen Journalisten durch sein riesiges Werksgelände in Shenzen karren lassen. Bei der Besichtigung bemühte sich der medienscheue Firmenchef Terry Gou persönlich, den Verdacht, dass die miserablen Arbeitsbedingungen seine Angestellten in den Tod trieben, zu entkräften. Wenige Stunden darauf sprang auch schon der nächste (20 Minuten Online berichtete).

Als Gegenmassnahme hatte Foxconn seinen Mitarbeitern eine Gehaltserhöhung von 20 Prozent in Aussicht gestellt. Das monatliche Grundgehalt in den chinesischen Fabriken von Foxconn, dem weltgrössten Hersteller von Elektronikteilen, lag damals bei rund 900 Yuan (rund 130 Franken).

Aufmarsch der Roboter

Terry Gou sagte im vergangenen August gegenüber «China Business News», dass in den nächsten drei Jahren die Anzahl Roboter von 10 000 auf eine Million erhöht werden soll. Die Absicht dahinter ist klar: Roboter sind einfacher zu führen und langfristig rentabler.

Foxconn - umstrittener IT-Zulieferer

Der chinesische Konzern Foxconn ist der weltgrösste Computerzulieferer und fertigt unter anderem Geräte im Auftrag von Tech-Unternehmen wie Apple, Microsoft, Sony, Dell und HP.

Foxconn beschäftigt alleine in seinem Werk in der südchinesischen Industriestadt Shenzhen gegen 400 000 Mitarbeiter. Ingesamt beschäftigt das Unternehmen rund 1,2 Millionen Personen, die auf den Fabrikgeländen auf engstem Raum zusammenleben.

In der Vergangenheit stand Foxconn immer wieder wegen miserabler Arbeitsbedingungen in der Kritik. Es herrscht Sprechverbot am Arbeitsplatz und der Toilettengang ist auf festgelegte Zeiten definiert. 2010 kam es unter den Mitarbeitern zu einer regelrechten Selbstmord-Serie, die insgesamt 14 Todesopfer gefordert haben soll. Als Gegenmassnahme wurden Auffangnetze unter den Fenstern der Fabrikgebäude montiert.

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