Apple vs. MicrosoftDas Duell der Betriebssysteme
Die Macs sollen mehr wie das iPhone werden, gibt Apple mit Mountain Lion den Kurs vor. Konkurrent Microsoft versucht derweil mit aller Macht, in den Tablet-Markt vorzustossen.

Apples «Berglöwe» tritt gegen Windows 8 von Microsoft (mit neuem Logo) an.
Der Apple-Chef hat sich erst kürzlich über Microsoft lustig gemacht. «Ich glaube nicht, dass irgendetwas, das Microsoft unternimmt, Apple unter Druck setzen kann», sagte Tim Cook gegenüber dem «Wall Street Journal». Sein Unternehmen setze sich selber unter Druck, die besten Produkte zu erschaffen.
Mit der überraschenden Ankündigung eines neuen Betriebssystems für die Mac-Rechner ist Apple in der vergangenen Woche ein echter Coup gelungen. Dass Apple die Entwicklerversion von Mac OS X 10.8 ausgerechnet zwei Wochen vor dem Start der öffentlichen Beta-Version von Microsofts neuem Betriebssystems Windows 8 am 29. Februar präsentierte, darf auch als Kampfansage verstanden werden. Apple wird es nicht einfach hinnehmen, dass Microsoft mit Windows 8 in den Markt der Tablet-PCs vorstossen will, den die iPads bislang beherrschen.
Bemerkenswert sind weniger die Unterschiede zwischen den neuen Betriebssystemen, als vielmehr die Gemeinsamkeiten. Beide, Apple und Microsoft, nehmen für ihre Computer-Betriebssysteme Anleihen bei ihren Mobilfunk-Betriebssystemen: Apple beim iOS, das auf iPhones und iPads läuft, Microsoft bei Windows Phone, das nun allmählich in der Version 7 im Markt Fuss zu fassen beginnt.
Mehr als hundert Neuerungen
Den riesigen wirtschaftlichen Erfolg, den Apple mit dem iPad und dem iPhone hat, will das Unternehmen auch auf die Mac-Computer übertragen. Mit dem Betriebssystem OS X 10.8, genannt Berglöwe (Mountain Lion), werden etliche vom iPhone und iPad bekannte Features übernommen. Insgesamt sollen es mehr als hundert Neuerungen sein. So erhalten die Mac-Nutzer ab Sommer auch ein Game Center, in dem schon das iPhone Spielstände speicherte und Gegner für Online-Spiele vermittelte.
Integriert in OS X ist jetzt auch eine Verbindung zur iCloud, dem Online-Speicherdienst von Apple, der zunächst nur für die Mobilgeräte gedacht war. Die Messages-App der Mobilgeräte ersetzt in Zukunft das Programm iChat auf den Computern. Und ein Notification Center (Benachrichtungszentrale) weist den Nutzer wie schon beim iPhone auf anstehende Termine und neue E-Mails hin.
Noch keine Konkurrenz bei den PCs
Ganz in das Mac-Betriebssystem integriert ist nun auch Twitter. Nach einer einmaligen Anmeldung kann man direkt aus dem Browser Safari und vielen anderen Programmen heraus die Welt mit Kurzmitteilungen beglücken. Neu ist eine umfangreiche Sicherheitsfunktion, die sich Gatekeeper nennt. Sie soll effektiv vor Trojanern und anderer Schadsoftware schützen, indem nur noch Programme aus absolut verlässlichen Quellen installiert werden können. Kritiker monieren hingegen, dass die Nutzer dazu gebracht werden sollen, sämtliche Software nur noch über den offiziellen Apple-Kanal (und nicht mehr aus anderen Quellen im Web) zu beziehen.
Microsoft dominiert
Apple begann schon mit dem jetzigen Betriebssystem OS X 10.7, genannt Löwe (Lion), Elemente aus dem Mobilsystem auf den Mac zu bringen. So zeigt ein Bildschirm sofort alle installierten Apps und die Möglichkeiten der Gestensteuerung auf dem Touchpad der MacBooks wurden erweitert. Auf den Markt kommen soll der Berglöwe im Spätsommer, zu welchem Preis ist aber unklar.
Auch wenn der Berglöwe noch so viel zu bieten hat, zu einer echten Gefahr für Microsoft wird Apple auf dem PC-Markt in absehbarer Zeit nicht werden. Dazu ist Microsoft einfach noch zu dominant. Aber Apple verzeichnet in einem insgesamt stagnierenden PC-Markt immerhin noch Zuwächse. Aber auch damit liegt der weltweite Marktanteil derzeit nur bei etwas über fünf Prozent - im Weihnachtsquartal 2011 wurden 5,2 Millionen Macs verkauft.
Apple will Innovationsmotor bleiben
Auf die Frage des «Wall Street Journals», ob iPhones, iPads und Macs in Zukunft mit den gleichen Prozessoren laufen könnten, sagte der Apple-Chef: «Wir denken über alles nach. Wir schliessen nichts aus.»
Microsoft hingegen versucht nun mit Windows 8, nicht nur den PC-Markt zu behaupten, sondern mit Macht in den Markt der Tablet-PCs vorzustossen, den Apple seit der Vorstellung des ersten iPads beherrschte. Deshalb unterstützt Microsofts Betriebssystem nun auch die Prozessoren des britischen Herstellers ARM, die in Smartphones und Tablet-PC häufig zum Einsatz kommen.
Ob Apple sich deshalb ernsthaft Sorgen macht, ist unklar. Aber dass man das neue Betriebssystem gerade einmal sieben Monate nach der Einführung des letzten vorstellt, wenn bislang weit grössere Abstände üblich waren, deutet doch darauf hin, dass Apple der Standard für Innovation bleiben will. Und das nicht nur bei Smartphones und Tablet-PCs. (dsc/dapd)
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