Die Download-Piraten hechten von Bord

Aktualisiert

Nach MegauploadDie Download-Piraten hechten von Bord

Der grösste Filehoster Megaupload ist offline, die Hintermänner sitzen im Knast. Bei den anderen Datentausch-Seiten geht die Angst um. Ein Anbieter nach dem anderen schliesst die Pforten.

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In der Filehosting-Szene macht sich Panik breit. Dies seit klar ist, dass Mr. Dotcom und seine Mitstreiter wegen Verstössen gegen Gesetze zum Schutz von Urheberrechten, Geldwäsche und organisiertem Verbrechen bis zu 20 Jahre hinter schwedischen Gardinen schmoren könnten. An Megaupload wurde ein Exempel statuiert. Die Branche sollte erschüttert werden und der Schachzug der US-Justiz geht vorerst auf. Panikartig macht derzeit ein Filehoster nach dem anderen die Schotten dicht.

Filehoster blasen zum Rückzug

Am Sonntag hat der Sharehoster FileSonic ohne Angabe von Gründen die Sharing-Funktion deaktiviert. Künftig lässt die Firma nur noch die Inhaber ihre selbst hochgeladenen Dateien herunterladen. Seit Montag erlaubt auch FileServe nur noch den ursprünglichen Uploadern den Download ihrer Dateien. «Das deklassiert diese Hoster zu Dropbox-ähnlichen Datenschliessfächern», bringt es das deutsche Techportal heise.de auf den Punkt.

Bislang funktionierten FileSonic und FileServe wie Dutzende andere Filehoster auch: Wer den Link zu einer Datei kannte, konnte sie herunterladen. Uploader beliebter Filme und anderen Dateien wurden mit Kleinstbeträgen von weniger als 1 Rappen pro Download belohnt. Uploader wurden so animiert, möglichst rasch neue und beliebte Filme, Songs oder Games bereitzustellen.

Bereits am Freitag letzter Woche zog der Sharehoster Uploaded.to die Konsequenzen aus der Megaupload-Schliessung. Die Seite sperrt ab sofort US-Nutzer aus. Um weiterhin genügend neue Inhalte anbieten zu können, erhöht die Firma die Belohnung für Uploader: «Verdienen Sie ab sofort 30 Euro pro 1000 Downloads!», versprechen die Betreiber. Auf die Auszahlung des Gelds sollte man allerdings nicht wetten. In Internet-Foren klagen viele Uploader darüber, dass bei diversen Filehostern versprochene Auszahlungen ausgeblieben und die Support-Mitarbeiter auf Tauchstation gegangen seien.

Die Megaupload-Klone fallen wie Dominosteine um

Unter anderem stellte FileServe am Freitag sein Partner-Programm ein, mit dem Uploader beliebter Filme ausbezahlt wurden. Auch viele kleinere Portale wie Videobb und VideoZer haben ihre Auszahlungs-Programme eingestellt und wie FileJungle und Uploadstation zahlreiche Dateien von ihren Servern gelöscht. Den Laden ganz dichtgemacht haben unter anderem UploadBox und x7, wie heise.de berichtet. Bei UploadBox können die Nutzer immerhin noch bis Ende Monat ihre privaten Dateien herunterladen.

Dass sich die Filehoster selbst aus dem Geschäft nehmen, macht sich nun auch bei den populären Streaming-Plattformen bemerkbar, über die man neue Filme und TV-Serien abrufen und im Browser-Fenster anschauen kann. Ein Nutzer schreibt: «Jetzt geht fast nichts mehr auf Kinox.to oder Burning-series.to.»

Sauber ist keiner

Auch wenn Filehoster nicht müde werden zu beteuern, dass ihr Geschäftsmodell legal sei und nichts mit Megaupload zu tun habe, bleiben Zweifel im Raum: «Die drastischen Massnahmen gegen Megaupload waren offenbar nötig, weil die Situation dort völlig anders lag», sagt RapidShare-Geschäftsführerin Alexandra Zwingli. Die Schweizer Firma hat zwar laut eigenen Angaben ein Abuse-Team, das den Missbrauch des Dienstes bekämpft. Seit Mitte 2010 wird zudem auf das Belohnungssystem für Uploader verzichtet. Trotzdem wird die Plattform längst nicht nur für den Austausch eigener Dateien verwendet.

In einschlägigen Foren findet sich Links zu Computer-Programmen, die über den Schweizer und andere Filehoster getauscht werden. Hierzulande dürfen zwar Filme und Musik für den Eigengebrauch heruntergeladen werden, davon ausgeschlossen sind aber PC-Software und Games.

«RapidShare nutzt rund 1000 Server für seine Dienste, die auf verschiedene Rechenzentren in Europa verteilt sind», teilt das Unternehmen aus Cham auf Anfrage mit. Der Anbieter gehört weltweit zu den grössten Filehostern.

Auch Konkurrent MediaFire wäscht seine Hände in Unschuld. Eine einfache Google-Suche bringt allerdings an den Tag, dass mit etwas Hartnäckigkeit auch dort urheberrechtlich geschützte Inhalte zu finden sind (20 Minuten Online berichtete).

Heisse Links

Filesharing – das Teilen von Dateien über das Internet – ist eine äusserst populäre Dienstleistung, die beruflich und privat genutzt wird. Aus Sicht der Firmen, die den Online-Speicherplatz anbieten, ist es ein lukratives Geschäft. Auf dem weltweiten Markt der sogenannten Filehoster oder Sharehoster tummeln sich unzählige Namen. Seriöse und weniger seriöse. Das Prinzip ist einfach: Die Nutzer können beliebige Dateien hochladen, die anschliessend unter einer eindeutigen URL von Dritten abrufbar sind. Die Filehoster bieten in der Regel langsame Gratis-Downloads und schnellere, dafür aber kostenpflichtige Premium-Accounts. Ein Verzeichnis mit den verfügbaren Dateien (wie Filmen, Musik etc.) sucht man bei den Filehostern vergebens. Solche Listen sind aber bequem via Suchmaschinen auf unzähligen Webseiten Dritter zu finden.

Die US-Ermittler sprechen im Falle Megaupload von einer Mega-Verschwörung und werfen dem Unternehmen vor, eine weltweite kriminelle Organisation betrieben zu haben, um illegale Kopien von Filmen, TV-Serien, Musiktiteln, E-Books, Bildern, Games und anderer Software zu verbreiten.

(dsc)

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