Diese Handys erhalten Android 4 - irgendwann

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Das grosse WartenDiese Handys erhalten Android 4 - irgendwann

Obwohl Googles Mobile-Betriebssystem seit November fertig ist, wird es kaum vor Ende März bei den Handy-Nutzern ankommen. Wir verraten, welche Modelle das Update erhalten.

Oliver Wietlisbach
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Oliver Wietlisbach

Besitzer eines Android-Handys kennen die Misere. Neue Betriebssystem-Versionen kommen oft verspätet oder gar nicht. Betroffen sind alle hierzulande wichtigen Smartphone-Hersteller von HTC über Samsung bis zu Sony Ericsson. Einzig Käufer eines Google-Handys profitierten bislang von einer «Update-Garantie», da das mobile Betriebssystem Android vom Suchmaschinenriesen entwickelt wird.

Vorgestellt wurde die neue Android-Generation bereits am 19. Oktober, zeitgleich mit der Enthüllung des Galaxy Nexus. Das überarbeitete Betriebssystem werde einige Wochen nach dem Verkaufsstart des Nexus veröffentlicht, versprach Android-Chefentwickler Andy Rubin im Anschluss an die Präsentation.

Ausser dem von Samsung produzierten Google-Handy fehlt von Android 4 allerdings bis heute jede Spur in den Verkaufsregalen. Die Geräte-Hersteller benötigen Monate, um ihre jeweils eigene Benutzeroberflächen an das neue Betriebssystem und die verschiedenen Smartphone-Modelle anzupassen.

Die Modifikationen verschlingen Zeit und Geld. Wer ein «älteres» Mobiltelefon vor 2011 gekauft hat, sollte daher nicht mit einem Update rechnen. Für alle anderen stellt sich die Frage: Wie gross ist die Chance, dass mein Handy die neuen Funktionen von Android 4 (Ice Cream Sandwich) erhalten wird?

Konkreter Zeitplan bei Sony Ericsson

Bislang hat einzig Sony Ericsson eine aussagekräftige Roadmap in petto. «Ice Cream Sandwich kommt für die Xperia-Reihe ab Ende März 2012», verkündete das schwedisch-japanische Joint-Venture am Mittwoch im Firmenblog. Bereits seit Längerem ist bekannt, dass Android 4 früher oder später für alle 2011 veröffentlichen Xperia-Handys ausgeliefert wird. Freuen können sich Besitzer der Oberklasse-Modelle Arc S, Neo V und Ray, die das Update zuerst erhalten werden. Ab Ende April ist die restliche Xperia-Reihe am Zug. Konkret handelt es sich um die Modelle Arc, Play, Neo, Mini, Mini Pro, Pro und Active. Alle älteren Modelle gehen leer aus.

Wie bei Android-Updates üblich, wird sich die Auslieferung über mehrere Wochen erstrecken und nicht alle Besitzer des gleichen Modells werden die neue Betriebssystem-Version zur gleichen Zeit erhalten.

Für Entwickler hat Sony Ericsson bereits Mitte Dezember eine Test-Version (Alpha-Status) von Android 4 für das Flaggschiff Xperia Arc S sowie das Xperia Ray und Xperia Neo V veröffentlicht. Den Endanwendern wird aber dringend davon abgeraten, die Test-Version zu installieren, da gewisse Funktionen noch fehlen.

Android 4 auf dem Xperia Arc S

Quelle: YouTube

Samsung bedient Galaxy S2 und Note zuerst

Der südkoreanische Elektronikriese Samsung gab am Dienstag bekannt, dass seine Premium-Smartphones Galaxy S2 und Note bis Ende März unter Ice Cream Sandwich laufen werden. Etwas später sind die Galaxy-Tablets an der Reihe. Genauere Zeitangaben macht der Konzern derzeit nicht. Da ältere und billigere Galaxy-Modelle nicht erwähnt wurden, sollten deren Besitzer – zumindest in den nächsten drei Monaten – nicht mit Android 4 rechnen.

HTC und Motorola ziehen nach

Auch HTC arbeitet fieberhaft daran, die eigene Benutzeroberfläche Sense mit Android 4 zu «verschmelzen». Bis das Update erscheint, vermutlich zuerst für die Highend-Geräte HTC Evo 3D und HTC Sensation XL, werden daher noch Monate verstreichen. Im Internet sind diese Woche erste Bilder aufgetaucht, die eine frühe Version der Oberfläche Sense auf Android 4 zeigen sollen.

Konkurrent Motorola hat für sein neues Top-Smartphone - das Motorola Razr - ein Update für Anfang 2012 in Aussicht gestellt. Da die Amerikaner nur noch in ihrer Heimat eine führende Rolle spielen, müssen europäische Kunden oft sehr lange auf Software-Aktualisierungen warten oder erhalten sie gar nicht. Durch die Übernahme von Motorola Mobility durch den Android-Entwickler Google dürften zumindest künftig alle neuen Geräte rasch mit der neusten Version versorgt werden.

Miserable Update-Bilanz

Teils lange Wartezeiten für wichtige Android-Updates sind nichts Neues. Sieben von 18 Handys liefen in den letzten drei Jahren nie unter einer aktuellen Android-Version und 13 Geräte bekamen bereits vor dem Verschwinden aus den Ladenregalen keine Updates mehr. Dies machte der Tech-Blog theunderstatement.com im Oktober publik.

Unschön für die Kunden ist, dass sich an dieser Misere kurzfristig wenig ändern wird. Da Konzerne wie Samsung, HTC oder Sony Ericsson Android 4 erst ausliefern werden, wenn sie Googles Betriebssystem mit ihrer jeweils eigenen Benutzeroberfläche versehen haben, verstreicht rund ein halbes Jahr, bis die Updates eintrudeln. Das ist besonders ärgerlich für all jene, die ein «älteres» Smartphone mit Zweijahresvertrag ihr Eigen nennen. Sie bezahlen zwar das Handy-Abo Monat für Monat weiter, die neuen Funktionen von Android 4 werden sie aber nur vom Hörensagen kennenlernen.

Apple und Microsoft sind schneller

Zwischenfrage: Wie sieht es in der Apple- und Microsoft-Welt aus? Apple stellte die aktuelle Betriebssystem-Version iOS 5 im Juni vor. Mitte Oktober war sie zeitgleich für alle iPhone-Nutzer erhältlich. Auch Besitzer eines älteren iPhone 3GS konnten ihr Mobiltelefon mit dem Update auf den neusten Stand bringen.

Ähnlich gut sieht es bei Windows Phone aus. Microsoft machte die neue Betriebssystem-Version Windows Phone 7.5 allen Kunden – unabhängig von ihrem Gerät – innerhalb einiger Wochen im Laufe des Oktobers verfügbar.

Updates bei Microsoft und Apple sind schneller, da die Aktualisierungen für Android von Google erst über die Hardware-Hersteller und Mobilfunkbetreiber (nach Modifikationen und Branding) auf die Endgeräte geschickt werden. Bei Apple gelangen neue Versionen direkt auf die Mobiltelefone.

Anders als Google erlaubt Microsoft den Hardware-Partnern keine Veränderungen an Windows Phone, was den Update-Prozess massiv beschleunigt. Selbst Premium-Partner Nokia darf das Betriebssystem anscheinend nicht mit einer eigenen Oberfläche ausstatten, wie man beim neuen Lumia 800 sieht. Was von vielen «Experten» kritisiert wurde, wird künftig den Käufern in Form von schnelleren Updates zum Vorteil gereichen.

Android 4 (Ice Cream Sandwich)

Mit Android 4 können dank Near Field Communication (NFC) alle möglichen Daten wie Kontakte, Youtube-Videos oder Webseiten mit Freunden getauscht werden, indem man zwei Android-4-Geräte mit NFC nebeneinander hält. Google nennt diese neue Funktion «Android-Beam».

Mit Voice-Typing kann man zudem Texte einsprechen, statt sie zu tippen. Die Software soll Fehler automatisch erkennen und markieren. Praktisch ist auch der überarbeitete App-Starter, der die zuletzt geöffneten Programme anzeigt. Zusätzlich wurde ein Daten-Manager eingebaut, mit dem sich der Speicherverbrauch einzelner Apps ansehen und einstellen lässt.

Weitere neuen Android-Funktionen umfassen unter anderem ein besseres Keyboard, interaktive Benachrichtigungen, in der Grösse veränderbare Widgets (Mini-Programme zur Anzeige von Informationen), Gesichtserkennung für den Login-Screen, einen neuen Tab-Manager für den Browser mit 16 Tabs sowie verbesserte Kamera-Funktionen. (owi)

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