So wird 2016IBM-Forscher sagen die Zukunft voraus
Der Computerkonzern lehnt sich mit vielversprechenden Prognosen aus dem Fenster. Demnach steuern wir das Handy schon bald mit Gedankenkraft und müssen uns kein einziges Passwort mehr merken.
Jedes Jahr wagt die IBM-Forschungsabteilung den Blick in die Kristallkugel. Im Rahmen des Projekts «5 in 5» machen sie fünf Voraussagen, die in den nächsten fünf Jahren eintreffen sollen. Dabei geht es um Technologien, die das Leben auf unserem Planeten massgeblich beeinflussen werden.
Kraft der Gedanken
Nicht nur zu Freude Anlass gibt die Prognose der Forscher, wonach die Gedankensteuerung von Geräten bald keine Science-Fiction mehr ist. Demnach sollen Computer und Smartphones bis in fünf Jahren die Gedanken der Nutzer lesen können. Dann genüge es beispielsweise, an eine bestimmte Person zu denken, um sie mit dem Handy anzurufen. Briefe könne man per Gedanken-Diktat verfassen. Das soll über spezielle Headsets möglich werden, die die Hirnaktivitäten messen.
Heute sind die biometrischen Daten im Pass gespeichert, in Zukunft sollen sie Passwörter überflüssig machen. Bis in fünf Jahren wird laut den IBM-Forschern die biometrische Spracherkennung auf breiter Basis verfügbar sein. Dann könnte man einfach zu einem Bankomaten hingehen und ihn um den Geldbetrag bitten, den man abheben will. Neben der Stimme würden auch andere biometrische Daten ausgewertet, wie zum Beispiel das Auge (Iris) oder das ganze Gesicht.
Die IBM-Forscher zeigen sich grundsätzlich optimistisch bezüglich des globalen Fortschritts im Bereich der Technologie. Der heute existierende digitale Graben zwischen fortschrittlichen und rückständigen Ländern könne dank mobiler Geräte überwunden werden. In fünf Jahren hätten 80 Prozent der Weltbevölkerung ein Smartphone, lautet die Prognose. In Zukunft werde es für jedermann erschwinglich sein, ein solches Gerät zu besitzen.
Der Mensch als Kraftwerk
Eine weitere Prognose bezieht sich auf die Stromversorgung. Laut den IBM-Forschern werden wir die Energie, die wir im Alltag benötigen, selber erzeugen. «Alles, was sich bewegt, hat das Potenzial, Energie herzustellen.» So könnte man etwa beim Velofahren kinetische Energie erzeugen und damit den Handy-Akku aufladen. Auch Abwärme von Haushaltsgeräten und Computern solle sinnvoll genutzt werden.
Und schliesslich soll sich auch das Spam-Problem, das die Posteingänge verstopft und den weltweiten E-Mail-Verkehr belastet, dank technischer Innovation in Luft auflösen. Die Zukunftsforscher sagen voraus, dass wir dank intelligenter Filter nur noch mit relevanten, das heisst auf unsere tatsächlichen Bedürfnisse zugeschnittenen Informationen bedient werden. Das Smartphone soll etwa erkennen, wenn die Lieblingsband des Nutzers in der Stadt ist und automatisch Konzerttickets reservieren.
2006 gestartet
Das Projekt «5 in 5» ist 2006 von den IBM-Labs lanciert worden. Das bedeutet, das die ersten Zukunftsvisionen mit der Realität verglichen werden können. Das wenig erstaunliche Fazit: Die IBM-Forscher lagen zumindest teilweise richtig. So wurden etwa Fortschritte in der Medizinversorgung (Online-Beratung) und der Nanotechnologie vorweggenommen. Auch die intelligente Spracherkennung und Sprachsteuerung (via Internet) wurde vorausgesagt.
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Frau Frick, IBM wagt den Blick in die Zukunft. Welche Prognose scheint Ihnen relevant?
Karin Frick*: Die Analysen von Daten werden immer raffinierter.
Was bringt uns das?
Das Datennetz weiss mehr über uns oder unsere Unternehmen als wir selbst und liefert Konsumenten wie Unternehmen Informationen, um besser zu entscheiden.
Das heisst konkret?
Das Computersystem gibt uns automatisch smarte Lösungen zum Beispiel wo wir unsere bevorzugten Produkte günstig kaufen können.
Damit verschärft sich das Problem mit dem Datenschutz!
Die erhöhte Transparenz hat ihren Preis. Es ist absehbar, dass deshalb die Entwicklung in Europa langsamer verläuft als in den USA, wo man sich weniger um den Datenschutz sorgt.
Können wir in fünf Jahren mit Gedanken ein SMS schreiben?
Da habe ich meine Zweifel. Auch bei der Sprachsteuerung hat man früher die Komplexität unterschätzt.
*Karin Frick ist
Leiterin Forschung des Gottlieb-Duttweiler-Instituts.