König der KonsolenNintendo enthüllt Wii 2 im Juni
Die Gerüchte um den Nachfolger der beliebten Wii-Spielkonsole verdichten sich. Branchen-Insider haben erste Geheimnisse ausgeplaudert. Die Analyse lässt auf Spektakuläres hoffen.

Die Wii bringt Bewegung ins Wohnzimmer: Nintendos erfolgreichste Heimkonsole hat sich seit 2006 rund 90 Millionen Mal verkauft. PS3 und XBox 360 kommen auf je rund 50 Millionen. (Bild: Keystone)
Laut mehreren Quellen werden Mario- und Zelda-Spiele Ende 2012 erstmals in HD-Pracht über den Bildschirm flimmern. Erwartungsgemäss soll die Wii 2 sowohl Xbox 360 als auch PS3 grafikmässig übertreffen, schreibt das PC- und Konsolenportal cvg.com und stützt sich dabei auf eine gut informierte Quelle aus der Branche. Die «Gameinformer», die die Gerüchteküche zuerst angeheizt hatte, zitiert mehrere anonyme Quellen, die wissen wollen, dass bereits mehrere grosse Gamestudios an Titeln für den Launch im Herbst 2012 arbeiten.
Da die Wii 2 - Projektname «Project Café» - anlässlich der E3-Gameshow Anfang Juni präsentiert werden soll, scheinen die Gerüchte um einen Verkaufsstart Ende 2012 plausibel. Die Wii wäre dann sechs Jahre alt und Nintendo hat in letzter Zeit den Game-Support massiv reduziert, um möglichst viele Ressourcen für den neuen Handheld 3DS frei zu haben. Da der Konzern nur schwerlich Wii, 3DS und Wii 2 parallel mit neuem Game-Futter versorgen kann, scheint ein Verkaufsstart Ende 2012, wenn der 3DS etabliert ist, sinnvoll.
Neue Nahrung erhielten die Spekulationen um die Wii 2 unlängst durch das Gerücht, Nintendo plane in den USA bereits Mitte Mai eine Preisreduktion von 199 auf 150 Dollar. Das Ziel ist anscheinend, bis zum Start der Next-Gen-Konsole möglichst viele Wii an den Mann beziehungsweise die Frau zu bringen.
Game-Controller mit Display und Kamera
Laut dem französischen Techportal 01net.com - das bereits die Spezifikationen des neuen Sony-Handhelds NGP zuerst enthüllte - spendiert Nintendo der Wii 2 einen neuartigen Controller, der einen eingebauten Sechs-Zoll-Bildschirm und eine Frontkamera haben soll. Wozu der Touchscreen genau dient, ist bislang nicht bekannt. Der japanische Elektronik-Konzern hatte bereits bei der Wiimote einen Lautsprecher integriert. Der Bildschirm im neuen Controller scheint daher, so verblüffend es im ersten Moment klingen mag, ein logischer Schritt zu sein.
Die Wii 2 soll mit dem Vorgängermodell kompatibel sein, Wii-Spiele sollen somit auch auf dem Nachfolgemodell laufen. Auch dies scheint mehr als plausibel, da bereits die Wii mit dem GameCube kompatibel war und die Wii mit fast 90 Millionen verkauften Geräten bereits heute eine enorme Verbreitung hat. Höchstwahrscheinlich werden zudem auf der Wii heruntergeladene Retro-Spiele aus der NES-, Super Nintendo- oder N64-Ära auf dem Nachfolgemodell gespielt werden können.
Im Reich der Spekulationen
Zur Frage, ob die neue Konsole wiederum eine Bewegungssteuerung haben werde, schweigen sich die Quellen vorläufig aus. Da die Wii ihren Erfolg in erster Linie der Bewegungssteuerung verdankt und auch Microsoft mit seiner Gesten-Steuerung Kinect auf Erfolgskurs ist, scheint eine Abkehr von diesem Erfolgskonzept kaum denkbar. Gut möglich, dass die nächste Nintendo Konsole einen Kinect-ähnlichen Sensor aufweisen wird, der es ermöglicht, Spiele optional ohne Controller zu steuern, also gänzlich mit Körpereinsatz. Denkbar ist zudem, dass die neue Wii 3D-Spiele unterstützen wird, zumal der Konzern unlängst mit dem 3DS den ersten Handheld mit 3D-Display lanciert hat.
Mission: Rückeroberung der Hardcore-Gamer
Mit der Wii hat Nintendo den Konsolenmarkt in den letzten fünf Jahren dominiert, da es gelungen ist, die treue Fangemeinde mit Gelegenheits-Spielern zu ergänzen, die sich nicht mit komplexen Spielen abmühen wollen. Massiv Kritik einstecken musste Nintendo deswegen seitens der Hardcore-Gamer, die sich auf der Xbox 360 und PS3, die weitaus potenter sind, besser bedient sahen. Mit der Wii 2 oder Wii HD könnte es Nintendo gelingen, die Hardcore-Gamer wieder für sich zu gewinnen. Hierfür ist allerdings mehr als ein Grafik-Update nötig.
Um passionierte Spieler zu überzeugen, müsste Nintendo ein konkurrenzfähiges Online-System für Multiplayer-Spiele übers Internet anbieten, wie es Xbox-User seit Jahren kennen. Entscheidend wird zudem sein, ob es gelingt, den traditionell schwachen Support der Drittentwickler zu verbessern, die ihre Blockbuster-Games in letzter Zeit nur noch für die PS3 und Xbox 360 veröffentlichten.
Schwacher Support der Game-Entwickler
Viele Gamestudios favorisieren trotz Wii-Marktführerschaft die Microsoft- und Sony-Konsolen. Einerseits sind diese derzeit leistungsfähiger, andererseits müssen die Spiele-Produzenten so nicht mit bekannten Nintendo-Marken wie Mario, Zelda oder Pokemon konkurrieren. Die Dominanz der Nintendo-Software auf den eigenen Konsolen ist Drittentwicklern seit Jahren ein Dorn im Auge. Präsident Satoru Iwata ist sich dessen offenbar bewusst: «Wir müssen die Sorgen verkleinern, dass sich nur Nintendo-Spiele auf Nintendo-Plattformen gut verkaufen. Wir brauchen daher engere Beziehungen zu unseren Drittentwicklern.»
Falls Nintendo die neue Konsole den Spieleherstellern tatsächlich bereits präsentiert hat, scheint ein erster Schritt in diese Richtung getan. Bei der Einführung der Wii monierten einige Entwickler, sie seien zu spät über die neue Bewegungssteuerung informiert worden. Entsprechend schlecht schnitten Spiele von Drittentwicklern im Vergleich zu Nintendo-Titeln ab.
Grund für die Geheimniskrämerei war vermutlich, dass Nintendo die Rivalen Sony und Microsoft möglichst lange über die Fähigkeiten der Wiimote im Dunkeln lassen wollte. Der Schachzug gelang. Sony und Microsoft lieferten sich einen Wettstreit um die beste Grafik und wurden vom Erfolg der Bewegungssteuerung auf dem falschen Fuss erwischt. Während die überteuerten «Grafikmonster» zunächst wie Blei in den Regalen liegen blieben, stürzten sich die Käufer auf die innovative, grafisch indes veraltete Wii.
Wird es für Sony und Microsoft eng?
Mit der Wii 2 dürfte Nintendos Überraschungsmoment kleiner ausfallen, als dies noch beim Vorgängermodell der Fall war. Inzwischen hat auch die Konkurrenz Bewegungssteurungen zur Marktreife gebracht und mit Kinect ist Microsoft gar an Nintendo vorbeigezogen. Eng wird es für die Konkurrenz, sollte es Nintendo gelingen, nebst den Gelegenheits-Spielern auch die Hardcore-Spieler mit einer überlegenen Konsole an sich zu binden. Da Konsolenhersteller indes laufend Prototypen entwickeln, können Sony und Microsoft diesmal vermutlich rasch mit einer neuen Konsole zurückschlagen, sollten sie es als notwendig erachten.
Brachen-Primus Nintendo hat aber in den letzten Jahren nicht nur mit der Bewegungssteuerung Wiimote bewiesen, dass sie im Konsolenbereich Trends zu setzen wissen. Ist Apple der König im Reich der Smartphones und Tablet-PCs, so ist Nintendo der Kaiser im Konsolen-Land. Bereits 2004 – als noch niemand das Wort iPhone im Wortschatz führte - lancierten die Japaner mit dem DS eine mobile Konsole mit Touchscreen. Der Nachfolger des legendären GameBoy verkaufte sich bis dato rund 140 Millionen Mal und gilt als bestverkaufte Konsole aller Zeiten. Und der im März 2011 in der Schweiz lancierte Nachfolger 3DS ist das erste in Massen produzierte Gerät, dessen 3D-Effekt ohne Brille betrachtet werden kann. Weltweit hat sich die jüngste Nintendo-Konsole in den ersten Wochen bereits über zwei Millionen Mal verkauft. Insofern darf man gespannt sein, was Nintendo an der E3-Gameshow Anfang Juni aus dem Hut zaubern wird. Die Firma selbst hat sich bislang wie üblich nicht zu den Gerüchten geäussert.
Was halten Sie von der Wii 2? Und wozu könnte das Display auf dem Gamepad dienen?
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Update Montag 18.04.2011
Die Gerüchteküche brodelt weiter. Laut dem Spielemagazin EDGE sollen bekannte Drittentwickler wie Electronic Arts, Ubisoft und Activision schon seit Monaten im Besitz von Entwicklungs-Kits für den Wii-Nachfolger sein. Die Wii 2 soll definitiv eine Bewegungssteuerung bieten, die präziser als Playstation Move sei. IGN wiederum will dank eigener Quellen vernommen haben, dass das Display im Controller simultan mit der Konsole arbeitet, um interaktive Elemente auf das Gamepad zu bringen. Sogar ganze Spiele sollen auf den Controller gestreamt werden können. Obwohl noch keine Bilder des mysteriösen Steuergeräts im Internet aufgetaucht sind - abgesehen von Konzeptbildern - wird in Foren und Gamesites bereits heftig über einen Tablet-förmigen Controller spekuliert. Alle Gerüchte sind mit äusserster Vorsicht zu geniessen, da sich Nintendo zu allen Berichten weiterhin ausschweigt.