Hockey-EuphorieNach Oranje nun Rot-Weiss-Grün?
Während der Euro 2008 versank Bern in einem orangefarbigen Meer – den Holländern sei dank. Über Zürich und Kloten könnte nun eine rot-weiss-grün gestreifte Welle schwappen – «Hockey-Exot» Ungarn sei dank.
Den Schweizer Eishockey-Fans sagt man nach, sie sollen weltweit die lautstärksten sein. So manch einem Ausländer, der sich für einen Schweizer Verein die Schlittschuhe geschnürt hat, ging es bei seinen ersten Einsätzen kalt den Rücken hinunter.
Doch die Eidgenossen bekommen Konkurrenz: Wer gestern Abend im Klotener Eishockeystadion sass, hörte ununterbrochen ohrenbetäubende Fangesänge, Paukenschläge und Trompeten. Zwei Fanlager konkurrierten sich, versuchten sich gegenseitig zu übertönen. Und wer stand sich auf dem Eis gegenüber? Ungarn und die Slowakei, zwei Teams aus dem Osten, wo man – so lautet das Klischee – nicht gerade auf die emotionalsten Leute treffen soll.
Ungarn im Hockey-Rausch
Bereits am früheren Nachmittag traf man im Zürcher HB auf eine grössere rot-weiss-grüne Truppe, die ihre Vorfreude auf den ersten Auftritt ihrer Nationalmannschaft an einer A-WM der Neuzeit nicht für sich behielt. Und als um 16.15 Uhr Kanada gegen Weissrussland spielte, war eine Tribüne in der Klotener Arena bereits fest in ungarischer Hand.
Woher kommt diese Euphorie? Ganz genau weiss das wohl keiner. Eishockey war in Ungarn lange Zeit eher eine Randsportart. Noch heute gibt es in dem Land, das mehr als doppelt so gross ist wie die Schweiz und rund zwei Millionen mehr Einwohner hat, erst 17 Eishallen. Darin jagen nur rund 2000 Eishockeyspieler (inkl. Junioren) dem Puck nach – zum Vergleich: in der Schweiz sind es deren 25 000.
Doch seit die Ungarn im letzten Frühling den Aufstieg in die höchste WM-Klasse geschafft haben, ist im ganzen Land das Eishockey-Fieber ausgebrochen. Das erklärt auch die Tatsache, dass Ungarn an der WM in der Schweiz am zweitmeisten Journalisten stellt – nach dem Gastgeberland, versteht sich.
Derby-Stimmung pur
Doch nicht nur die ungarischen Fans liessen die Klotener Arena brodeln, auch die slowakischen standen ihnen in nichts nach. Es herrschte so richtig Derby-Stimmung zwischen den beiden Nachbarländern, friedliche zum grössten Teil. Schade nur, dass einige ungarische Anhänger es nicht lassen konnten, Feuerwerkskörper ins Stadion zu schmuggeln und diese beim zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich ihres Teams zu zünden.
Dass Ungarn das Spiel schliesslich haarscharf verlor - die Slowakei schoss das entscheidende Tor 13 Sekunden vor Schluss - versetzte den Fans zwar einen Dämpfer. Doch beim nächsten Spiel am Sonntag gegen Kanada werden sie sich mit Sicherheit wieder in Hochform präsentieren.