Rückblick auf 2008Spanien zum zweiten Mal Europameister!
44 Jahre nach dem letzten Titel stand Spanien 2008 wieder auf Europas Fussball-Gipfel. Sie gewannen in Wien den EM-Final gegen Deutschland dank des Tores von Fernando Torres mit 1:0.
Früh, schon in der 33. Minute, trug sich die entscheidende Szene zu: Cesc Fabrègas, der erstmals von Beginn weg spielte und den verletzten Topskorer David Villa ersetzte, lancierte Fernando Torres, der den zögernden Philipp Lahm überlief und aus halbrechter Position an Keeper Jens Lehmann vorbei ins Tor schob. Es war der zweite Treffer für «El Niño», der an der EM bisher etwas im Schatten von Sturmpartner und Torschützenkönig Villa gestanden hatte.
Die Führung war zu diesem Zeitpunkt zumindest aufgrund der besseren Torchancen verdient. Zehn Minuten vor dem 1:0 war Torres nach einer Flanke des in der Defensive in der Startphase fahrig agierenden Sergio Ramos höher gesprungen als Per Mertesacker und hatte den Ball an den Pfosten geköpft. Und bereits in der 14. Minute hatte Lehmann nur dank bravourösem Reflex einen von Chrstoph Metzelder abgelenkten Schuss von Andres Iniesta in den Corner lenken können.
Aufgrund der Spielanteile hielten die Deutschen die Partie zumindest bis zur Pause aber jederzeit offen. Sie waren sogar besser in die Partie gekommen. Dank aggressivem Zweikampfverhalten verhinderten sie das spanische Kurzpassspiel und sorgten selbst für enormen Druck. Miroslav Klose kam schon in der 3. Minute nach einem Fehler von Sergio Ramos zur ersten Gelegenheit, später hatte auch Thomas Hitzlsperger noch eine vielversprechende Abschlussgelegenheit. Sein Schuss von der Strafraumgrenze fiel aber zu schwach und unplatziert aus (9.).
Die besseren Chancen hatten danach und vor allem auch nach der Pause die Spanier. Allein zwischen der 68. und 69. Minute besassen sie zweimal die Gelegenheit, die Partie frühzeitig zu entscheiden. Zunächst scheiterte Sergio Ramos nach einem Freistoss von Xavi mittels Kopfball freistehend an Lehmann, Sekunden später wehrte Torsten Frings einen Schuss von Iniesta auf der Linie ab. Später, bei einem Konter, schlug Marcos Senna nach einer Kopfball-Vorlage von Daniel Güiza vor dem Tor über den Ball (82.).
Dem gegenüber kam Michael Ballack dem Ausgleich nach exakt einer Stunde noch am nächsten, als er nach Vorarbeit des eingewechselten Marcell Jansen nur das Aussennetz traf. Ansonsten blieb der Einfluss des DFB-Captains, dessen Einsatz wegen einer Wadenverletzung lange ungewiss gewesen war, höchst gering. Und in der Schlussphase war das spanische Tor überhaupt nicht mehr in Gefahr. Einem Last-Minute-Treffer wie im Halbfinal gegen die Türkei kamen die Deutschen diesmal trotz der Einwechslung von frischen Stürmern (Kuranyi, Gomez) nicht mehr nahe.
Am Ende gab es für die Deutschen lediglich auf den Rängen einen Punktesieg. Was sich aufgrund der Eindrücke in der Stadt während des Tages erahnen liess, wurde am Abend im Stadion bestätigt. Die Deutschen trugen im Ernst-Happel-Stadion ein Heimspiel aus. Gegen 40 000 Zuschauer in der ausverkauften Arena hielten zur DFB-Auswahl. Die spanische «Selección» konnte sich dafür nicht über fehlende hochrangige Unterstützung beklagen. Auf der Ehrentribüne, neben UEFA-Präsident Michel Platini, hatte sich König Juan Carlos mit Gattin Sophia eingefunden.
Deutschland - Spanien 0:1 (0:1)
Ernst-Happel-Stadion, Wien. - 51 428 Zuschauer (ausverkauft).- SR Rosetti (It).
Tor: 33. Torres 0:1.
Deutschland: Lehmann; Friedrich, Mertesacker, Metzelder, Lahm (46. Jansen); Frings, Hitzlsperger (58. Kuranyi); Schweinsteiger, Ballack, Podolski; Klose (78. Gomez).
Spanien: Casillas; Sergio Ramos, Marchena, Puyol, Capdevila; Senna; Iniesta, Xavi, Fabrègas (63. Xabi Alonso), Silva (66. Santi Cazorla); Torres (78. Güiza).
Bemerkungen: Spanien ohne Villa (verletzt). 23. Pfostenkopfball Torres. Verwarnungen: 43. Ballack (Foul), 43. Casillas (Unsportlichkeit), 74. Torres (Foul). (si)
Stimmen zum Final:
Fernando Torres (Torschütze Spanien): «Es ist eine unglaublich Freude. Für mich geht ein Traum in Erfüllung. Eine EM zu gewinnen ist fast wie ein WM-Titel. Ich denke, wir haben während des gesamten Turniers einen guten Fussball gezeigt und somit ist es nur gerecht, dass wir den Titel gewonnen haben.»
Luis Aragones (Coach Spanien): «Wir haben die Sache gut gemacht. Wir haben gewonnen, Punkt, Aus. Ich werde nicht an der Spitze der Mannschaft bleiben. Mir ist keine Möglichkeit gegeben worden, um zu bleiben.»
Michael Ballack (Captain Deutschland): «Man ist natürlich enttäuscht, wenn man einen Final verliert. Wir haben aber insgesamt eine gute EM gespielt. Die Mannschaft hat Grossartiges geleistet, auch heute konnten wie das Spiel lange Zeit offen halten. Es hat uns aber ein wenig die Kraft gefehlt, wir wollten, aber konnten irgendwie nicht. Die Spanier haben verdient gewonnen.»
Joachim Löw: «Ich muss der Mannschaft ein Kompliment machen für die letzten sechs Wochen. Was sie geleistet hat, ist fantastisch. Die Spieler sind natürlich enttäuscht, wir brauchen aber den Kopf nicht hängen zu lassen. In den Final gekommen zu sein, ist schon etwas Besonderes. Die Spanier hatten heute die besseren Chancen und waren in der Vorwärtsbewegung besser.»