Criscito fliegt nach Razzia aus dem Kader

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Razzia bei den AzzurriCriscito fliegt nach Razzia aus dem Kader

Kurz vor EM-Beginn erfasst der Wettskandal der italienischen Liga auch das Nationalteam. Im Traininglager der Azzurri kam es zur Durchsuchung des Zimmers von Verteidiger Domenico Criscito.

Die mögliche Verwicklung in den Wettskandal kostete Domenico Criscito wohl seinen Platz im italienischen EM-Kader. Der Verteidiger von Zenit St. Petersburg wurde vom Verband aus dem Aufgebot gestrichen.

Laut Roberto di Martino, dem Staatsanwalt aus Cremona, sei Criscito Zeuge und nicht Beschuldigter. Er könne «ruhigen Gewissens» an der EM teilnehmen, hiess es. Dennoch wurde am Montagmorgen das Hotelzimmer des 25-jährigen Linksverteidigers im Hauptquartier des italienischen Teams in Coverciano von fünf Polizisten durchsucht. Der Spieler, der vernommen wurde, durfte später nicht am Training teilnehmen und musste im Zimmer bleiben. Am frühen Nachmittag verkündete Demetrio Albertini dann, dass die EM ohne Criscito stattfinden werde. «Das ist nicht sein wichtigstes Ziel. Er will seine Situation klären», sagte der Vizepräsident des Verbands.

Dass Criscitos Ausbootung mit einem möglichen Verstoss gegen den Ethikkodex von Trainer Cesare Prandelli zu tun habe, verneinte der Verband vehement. Prandelli verlangt von den Nationalspielern, dass sie auf und neben dem Platz vorbildlich auftreten. «Criscito hat sich für die Nebengeräusche rund um das Nationaltream und in der Kabine entschuldigt. Er hat mir einige Dinge erklärt, ich glaube an seine Version und ich an seine Unschuld», sagte Albertini.

Der 19-fache Internationale wird beschuldigt, sich in den Zeiten als Spieler von Genoa (2002 bis 2004, 2006/07 und ab 2008 bis 2011) mit Verdächtigten des Wettskandals getroffen zu haben. «Ich habe damit nichts zu tun. Ich war mit einigen Genoa-Fans zum Essen», rechtfertigte sich Criscito. Via seinen Agenten liess der in Russland tätige Abwehrspieler rhetorisch fragen: «Wer entschädigt mich, wenn ich nicht zur Euro darf und danach entlastet werde?»

Ermittlungen gegen Conte

Ebenfalls in den Sog der Ermittlungen ist - wie 18 weitere Personen - Juves Meistertrainer Antonio Conte geraten. Gegen den 42-Jährigen wird wegen Sportbetrugs ermittelt. Contes Wohnung wurde von der Polizei durchsucht. Auf Anweisung der Staatsanwaltschaft von Cremona wurden am frühen Montagmorgen zudem ehemalige oder aktive Profis vorläufig festgenommen. Unter ihnen ist Stefano Mauri, der Stürmer und Captain von Lazio Rom. Er soll Spiele manipuliert haben. Ausserdem soll es Kontakte zu Mitgliedern einer international agierenden kriminellen Organisation gegeben haben, denen Spielmanipulationen nachgesagt werden.

Ehemaliger Tessiner Goalie in U-Haft

Zu den 14 in Untersuchungshaft genommenen Personen gehört auch Matteo Gritti. Die untersuchten möglichen Vergehen des ehemaligen Goalies der Tessiner Vereine Lugano, Chiasso und Bellinzona sowie der Young Boys (Ersatzkeeper 2006/07) gehen offenbar auf dessen Zeit bei Albinoleffe in der Saison 2003/04 zurück. Zuletzt spielte Gritti in Rumänien bei Petrolul Ploiesti. (si)

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