Mit Heilsarmee zum Schweizer ESC-Erfolg?

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EurovisionMit Heilsarmee zum Schweizer ESC-Erfolg?

Aufpassen Lovebugs, DJ Bobo und Konsorten: Jetzt kommt die Heilsarmee und zeigt euch, wie man beim Eurovision Song Contest punktet.

Oliver Baroni
von
Oliver Baroni
In dieser Formation will die Heilsarmee an den ESC.

In dieser Formation will die Heilsarmee an den ESC.

Die Schweiz hat bekanntlich kein glückliches Händchen beim Eurovision Song Contest. Kaum ein Beitrag schafft es über den Halbfinal hinaus. Verwunderlich? Nun, wissen Sie noch, wie der diesjährige Schweizer Song ging? Irgendwas mit «break a ball» oder so … jedenfalls wars kein Ohrwurm. Der Lovebugs-Song von 2009? Irgendwer? Selbst bei DJ Bobo mögen wir uns kaum an die Melodie erinnern; höchstens an die Fasnachts-Vampirkostüme.

Ein Hit aus der Mühle

Nun kommt also die Heilsarmee daher und behauptet allen Ernstes, sie wisse, wie man sowas besser anpackt? «Am Anfang war alles einfach nur eine verrückte Idee», so Martin Künzi, Projektverantwortlicher von der Heilsarmee, «aber dann hat die Idee innerhalb der Heilsarmee immer mehr begeisterte Anhänger gefunden.»

Dazu bekam sie Hilfe vom Produktionsteam des Hitmill-Studios in Zürich, dem Team hinter dem Erfolg von Acts wie Tinkabelle, Bligg oder Pegasus. «Ich fand die Idee von Anfang an super», so Produzent Georg Schlunegger von Hitmill. «Die Heilsarmee hat vielleicht ein etwas angestaubtes Image, doch die Verantwortlichen haben genau wie wir begriffen, dass man das Projekt frisch und frech mit einer Portion Ironie angehen könnte.»

Nun ists so weit: Heute Nachmittag wird «You and Me», geschrieben von Georg, samt dazugehörigem Video aufs offizielle ESC-Anmelde-Portal des Schweizer Fernsehens SF raufgeladen. Bereits ab Mittag wird es auf 20 Minuten Online zu sehen sein.

Gitarren-Beckham und Kontrabass-Opa

Natürlich, nicht alle Musikenthusiasten werden begeistert über den Song sein, doch die Analysten unter Ihnen werden sofort erkennen: Der Track erfüllt alleine schon musikalisch die ESC-technischen Sollkriterien: Fetter Mitsing-Refrain, paneuropäische Songstruktur und eine Ostblock-affine Bombast-Produktionsästhetik.

Dazu kommt: Die Heilsarmee ist eine generationen- und länderübergreifende Organisation, die Mitglieder und Sympathisanten in jedem Land vorweisen kann. Zudem haben die russischen Babuschkas letztes Jahr bewiesen: Kurlig ist Kult. Demnach bietet «You and Me» etwas für jeden, vom knackigen Christen-Beckham an der Flying-V-Gitarre bis zum rührigen 93-jährigen Kontrabassisten. (Letzterer wäre dazu noch ein Kandidat für den Altersrekord bei einer ESC-Teilnahme.)

Wenn schon zero points, dann für einen guten Zweck

Kann es sein, dass die Schweiz gar einen heimlichen Favoriten liefert? Georg Schlunegger von Hitmill, der für die Heilsarmee «You and me» produziert hat, sieht die Sache sehr entspannt: «Wir von Hitmill sind uns im Klaren, dass es die Schweiz schwierig hat, bei diesem europäischen Wettbewerb zu punkten. Aber weil wir das Projekt lustig und sympathisch finden, haben wir uns spontan entschieden, bei dieser ungewöhnlichen Aktion mitzumachen. Wenn also zero points, dann wenigstens für einen guten Zweck.»

Ob die Heilsarmee eine Chance hat, wird sich bald weisen. Ab Mitte Oktober entscheidet ein Internet-Voting, welche 14 Kandidaten es in die SF-live-Sendung schaffen, wo der ESC-Beitrag gekürt wird.

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