Zürcher Punk-Pionierin Marlene Marder ist tot

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Kleenex/LiliputZürcher Punk-Pionierin Marlene Marder ist tot

Mit ihren Bands Kleenex und Liliput war die Musikerin international erfolgreich. Nun vermeldet das ehemalige Label via Facebook den Tod von Marlene Marder.

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Marlene Marder (Mitte), Gitarristin, Sängerin und einer der beiden Köpfe der Zürcher Bands Kleenex und Liliput, ist am Sonntag, 15. Mai 2016 verstorben. Das teilte das amerikanische Label der Band, Kill Rock Stars, auf Facebook mit. Sie erlag einem Krebsleiden.
Als Vorreiterinnen der Punk-Bewegung machte sich die reine Frauenband Kleenex Ende der 70er-Jahre international einen Namen und gilt als eine der prägendsten Musikgruppen der Schweiz. Nirvana-Sänger Kurt Cobain outete sich in einem Interview einst als Fan.
1980 musste die Band ihren Namen ändern, da der gleichnamige US-Taschentuch-Hersteller per Anwaltsschreiben verfügte, dass sie nicht mehr als Kleenex auftreten durfte. Die Band machte als Liliput weiter. Der Schweizer Schauspieler Beat Schlatter war zwei Jahre lang Schlagzeuger der Formation. Er sagt zu 20 Minuten: «Marlene war eine Leitfigur der Punkszene, weit über die Schweiz hinaus.»
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Marlene Marder (Mitte), Gitarristin, Sängerin und einer der beiden Köpfe der Zürcher Bands Kleenex und Liliput, ist am Sonntag, 15. Mai 2016 verstorben. Das teilte das amerikanische Label der Band, Kill Rock Stars, auf Facebook mit. Sie erlag einem Krebsleiden.

ray Stevenson / Retna uk

Kleenex waren Ende der 70er-Jahre ganz vorne mit dabei, als die Punk-Bewegung die Schweiz erfasste. Revolutionär war damals nicht nur die Musik, sondern auch die Besetzung: Kleenex war eine reine Frauenband.

Wie das US-Label der Band, Kill Rock Stars, auf Facebook mitteilt, ist Marlene Marder am Sonntag verstorben. Marder war als Gitarristin und Sängerin neben der Bandgründerin Klaudia Schifferle während mehreren Besetzungswechseln über alle Jahre die Konstante und Kopf der Band. Sie erlag im Alter von 61 Jahren einem Krebsleiden, wie der ehemalige Mitmusiker und Freund der Band, Beat Schlatter, gegenüber 20 Minuten erklärt.

US-Firma erzwingt Namensänderung

Gleich mit der ersten Veröffentlichung, einer 4-Song-EP, gelang den Zürcherinnen 1979 der Sprung ins Ausland: Die britische Plattenfirma Rough Trade, auch heute noch eines der einflussreichsten Independent-Labels weltweit, veröffentlichte zwei Kleenex-Songs, die sich über zehntausend Mal verkauften. Es folgte eine Tour durch Grossbritannien.

Kurz darauf musste die Band ihren Namen ändern: Per Anwaltsschreiben verfügte der amerikanische Taschentuch-Hersteller Kleenex, dass die Schweizer nicht weiter unter diesem Namen auftreten durften. Ab 1980 und in neuer Besetzung machten Marlene Marder und ihre Kolleginnen als Liliput weiter.

«Sie war eine Leitfigur der Punkszene»

Von 1981 bis 1983 sass übrigens Schauspieler Beat Schlatter, als 19-Jähriger zur Gruppe gestossen, am Schlagzeug. «Ich habe Marlene sehr viel zu verdanken. Ich konnte mit Liliput Tourneen durch Europa machen. Es war nicht selbstverständlich, dass ich als Mann in dieser Frauenband mitspielen konnte», sagt Schlatter.

Er betont ihren enormen Einfluss: «Marlene war eine Leitfigur der Punkszene, weit über die Schweiz hinaus.»

Kleenex und Liliput zählen zu den international einflussreichsten Schweizer Bands. Das zeigt auch der Umstand, dass sich sogar Grunge-Ikone Kurt Cobain als Fan outete. Nach dem Ende der Band leitete Marder einen Plattenladen und arbeitete als Konzert-Bookerin.

Videomaterial der Band ist rar. Hier performen Kleenex den Song «Nice» von ihrer allerersten Aufnahmesession 1978. Marlene Marder ist die Gitarristin links im blauen Outfit.

(Quelle: Youtube/mital-U TV)

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