Letztes Mal «Benissimo»«Nun ist es nur noch eine schöne Erinnerung»
«Benissimo» ist Kult. Ganze 21 Jahre lang moderierte Beni Thurnheer die SF-Familienkiste und wurde so Teil vieler Schweizer Kindheitserinnerungen - jetzt ist Schluss. Wir nehmen Abschied.
Beni Thurnheer moderierte am Samstag den 1. Dezember 2012 zum 103. und letzten Mal «Benissimo». Zu Gast in der Abschiedsvorstellung waren Stars wie Pink, Kylie Minogue, Joe Cocker und Robbie Williams. Amy MacDonald musste aus gesundheitlichen Gründen ihren Auftritt absagen. Das Ende einer TV-Ära wurde mit der grossen Kelle angerichtet - zu Recht. Denn «Benissimo» ist seit 21 Jahren Kult. Auch wenn in den letzten paar Jahren einige Modernisierungsmassnahmen ergriffen wurde, hat sich die Sendung in den zwei Jahrzehnten kaum verändert. Das Fernsehballet wie auch die Sketche der «Friends» - die den meisten Zuschauer nicht einmal ein Schmunzeln auf den Lippen abgewinnen dürften - sind geblieben.
«Ja, genau. Und ich bin Trudi Gerster!»
Das wirklich Schöne an der Sendung war, dass sie so bodenständig daher kam. Auch im Jahre 2012. Klischiert schweizerisch eben. Durch die Schlichtheit fühlte sich manch ein Betrachter wahrscheinlich ein wenig gelangweilt, wir sind uns inzwischen auch schnelleres Fernsehen gewöhnt mit mehr Special-Effects.
«Benissimo» setzte aber stets auf alte Werte. Unvergessen bleiben auch all die Interaktionen mit den Anrufern, deren Los von der Glücksfee gezogen wurden. Die Mehrzahl der Gespräche verliefen steif. Thurnheer musste, dem Unterhaltungswert wegen, den Gewinnern öfters jede Antwort aus der Nase ziehen. Sympathisch waren dann die Gespräche allemal. Auch bei der letzten Sendung. Da nahm beispielsweise eine ältere Dame das Telefon ab. Nachdem Thurnheer sich vorstellte und ihr sagte, dass sie nun live in der Sendung sei, antwortete diese hörbar ungläubig: «Ja, genau. Und ich bin Trudi Gerster!»
In der letzten Sendung standen dem Plappermaul der Nation 15 Minuten mehr Zeit als üblich zur Verfügung. Robbie Williams trat bereits zum fünften Mal in der Live-Sendung auf. Auf ihn und Pink freute sich Thurnheer am meisten, wie er in einem Interview mit der «Basler Zeitung» sagte.
Während der letzten 21 Jahre waren die meisten Gäste nett zu ihm, wie Thurnheer weiter ausführte. Einige hätten jedoch den Star rausgehängt - beispielsweise Dieter Bohlen und André Rieu. Letzterer kam extra zu spät zu den Proben, «um zu zeigen, wie wichtig er ist».
Publikumsgeschmack ändert sich
Dass «Benissimo» nach 21 Jahren abgesetzt wird, hält Thurnheer «für den Lauf des Lebens». Die Zeit vergehe, der Publikumsgeschmack und die Anforderungen an eine Sendung änderten sich. «Und neue Chefs wollen Neues machen.»
Dankbar ist Thurnheer dafür, dass das «Benissimo«-Konzept vom Schweizer Fernsehen während zweier Jahre entwickelt worden ist. «So kann etwas entstehen, das gut ist, das eine Weile hält.» Heute müsse alles schnell gehen. «Da kommt man nicht so weit», findet er.
Durch den Trend weg von Live-Sendungen hin zu Aufzeichnungen haben sich gemäss Thurnheer auch die Anforderungen an einen Moderator verändert. «Als Moderator kannst du heute dein Gehirn outsourcen. Du musst einfach noch kompetent und sympathisch wirken, der Rest wird für dich erledigt.»
Interesse an Fussballtalk
Der 63-jährige Thurnheer arbeitet künftig nur noch in der SF Sportredaktion. Neben der Fussball-Berichterstattung würde ihn als neue Herausforderung ein Fussballtalk interessieren.
«Benissimo» zählte zu den erfolgreichsten regelmässig ausgestrahlten Sendungen des Schweizer Fernsehens. Seit dem Start im Jahr 1992 wurde die Show von über 100 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauern gesehen.
Zum Schluss der Sendug war Beni Thurnheer vor der abgebauten Kulisse zu sehen und sagte: «Nun ist Benissimo nur noch eine schöne Erinnerung.» Dann löschte er im Studio 1 das Licht. (mor/sda)