Raab und Politik oder: ein Elefant im Porzellanladen

Aktualisiert

«Absolute Mehrheit»Raab und Politik oder: ein Elefant im Porzellanladen

Fünf Gäste, drei Themen und 100 000 Euro. Mit seiner neuen TV-Show «Absolute Mehrheit» betrat Stefan Raab zum ersten Mal politisches Parkett und kam ordentlich ins Schlittern.

isa
von
isa

Fernsehmacher Stefan Raab hat ein Händchen für gute Sendungen: Ob «TV total», «Die Wok-WM», «Autoball» oder «Schlag den Raab» - allesamt sind absolute Quotenknüller. Doch mit seinem Polit-Talk «Absolute Mehrheit» tat er sich am Sonntagabend, den 11. November, auf Pro Sieben keinen Gefallen. Zwar hat er seine Aufgaben gemacht und in Staatskunde aufgepasst, doch den seriösen Polit-Talker nimmt man ihm einfach nicht ab.

Fünf Gäste aus Politik und Wirtschaft begrüsste der Moderator in seinem neuen Studio, welches wohl vom gleichen Setdesigner kreiert wurde, wie das TV-Studio von Polit-Talkerin Sandra Maischberger. Selbst die Fototapete im Hintergrund schien die gleiche zu sein.

Keine absolute Mehrheit erhalten

Das Ziel der neuen Show: Die fünf Gäste diskutieren über drei Themen und sammeln dabei bei den Zuschauern via Telefon- oder SMS-Voting Sympathiepunkte. Alle halbe Stunde fliegt ein Gast raus. Wer am Ende der Show die absolute Mehrheit an Stimmen gewinnt, kassiert 100 000 Euro. Und so brennt einem schon zu Beginn der Show die Frage unter den Nägeln, was ein FDP-Politiker wie Wolfgang Kubicki mit so viel Geld machen würde. Oder ob Jan van Aken von der Linken den Gewinn für einen Parteiausflug ausgeben würde?

Leider musste man bis zum Ende der Sendung warten, bis man erlöst wurde. Wolfgang Kubicki gewann schlussendlich, aber nicht mit der absoluten Mehrheit und somit bleibt das Geld beim Sender.

Schlechte Noten für Raab

Nebst Kubicki und van Aken, nahmen CDU-Politiker Michael Fuchs und SPD-Mann Thomas Oppermann ebenfalls an der Gesprächsrunde teil. Einzige Frau auf dem Sofa war die Berliner Unternehmerin Verena Delius. Und die hielt sich trotz männlicher Übermacht bis zur dritten Runde über Wasser, im Gegensatz zu Raab.

Der Gastgeber bewegte sich auf dem politischen Parkett wie ein Elefant im Porzellanladen. Kaum kam die Diskussion in Fahrt, unterbrach Raab den Redefluss für einen Werbeblock oder einen Zwischenstandsbericht, Raab nannte das Ganze Speedmeinungsbildung. Man könnte es auch einfach nur nervtötend nennen. Und während Raab bereits nach wenigen Minuten vor einem Scherbenhaufen stand, nutzten die geladenen Politiker die Gunst der Stunde und verfochten ihr Parteiprogramm. Dafür braucht es keine neue TV-Show.

Den Zuschauern gefiel die Show

Aus Quotensicht ist die Premiere von «Absolute Mehrheit» in jedem Fall gelungen: Die erste Sendung von Raabs Polittalk erreichte trotz später Sendezeit mehr junge Zuschauer als Günther Jauchs Polittalk im Ersten.

Raab lockte im Schnitt 1,28 Millionen Zuschauer an, was einem Marktanteil von 18,3 Prozent entspricht. Naja, die absolute Mehrheit ist das noch nicht.

Deine Meinung zählt