Weltklasse auf SF2Was «Top Gear» zur besten Show der Welt macht
Seit Dienstag zeigt SF2 «Top Gear». Damit stellt der Sender sein eigenes Programm in den Schatten, denn die BBC-Autoshow ist das Beste, was es am TV zu sehen gibt – sagt Redaktor Patrick Toggweiler.
Fragen Sie nicht wie, aber ich habe seit dem Relaunch von «Top Gear» im Jahre 2002 ausser der gesamten ersten Staffel jede Folge gesehen. Und das, obwohl mich Autos bis dahin nur am Rande interessierten und ich bis heute nie eines besessen habe. Wieso erst ab der zweiten Staffel? Weil zu diesem Zeitpunkt James May Jason Dawe als dritten Moderator ablöste. May war das fehlende Puzzleteil: Mit ihm wurde die Show zur besten TV-Sendung der Welt. Und das sind die Gründe:
Das Moderatoren-Team
Eigentlich sind die Voraussetzungen schlecht: Drei angegraute Herren moderieren eine Autoshow. Normalerweise halten das nur Mitarbeiter der Emil Frey AG und Tuningkiddies aus. Doch Jeremy Clarkson, Richard Hammond und James May sind nicht einfach nur Herren mit melierten Haaren. Politisch unkorrekt, lustig, frech, überraschend – vor allem aber eines sind sie: kindisch. Und wenn drei intelligente Kindsköpfe über ein scheinbar unerschöpfliches Budget verfügen, dann macht Fernsehen endlich wieder Spass.
Moderator Jeremy Clarkson mit einer Geschichtsstunde über den Reliant Robin (Video: YouTube/TopGear)
Die Klotzerei
Bei geschätzten 350 Millionen Zuschauern pro Folge wäre jegliche Zurückhaltung falsch. Deshalb wird geklotzt und nicht gekleckert. Als Moderator Jeremy Clarkson 2010 aufgefordert wurde, den BMW X6 billig und einfach zu testen, wurde sein Kurzfilm zum ironischen Paradebeispiel, wie «Top Gear» Gebührengelder in sekundenschnelle verbrennt.
Jeremy Clarkson testet den BMW X6 (Video: YouTube/TopGear)
Die Unterhaltung
Der FCZ wäre theoretisch eine Fussballmannschaft. Was die Jungs von Rolf Fringer im Moment zeigen, hat damit aber nichts zu tun. Genau so verhält es sich mit «Top Gear». Die Sendung wäre eigentlich eine Autoshow, was die Jungs rund um Jeremy Clarkson zeigen, hat damit aber nicht viel zu tun. Zwischen dem Schweizer Fussballteam und der britischen TV-Sendung gibt es aber einen entscheidenden Unterschied: «Top Gear» ist beste Unterhaltung. Und so wird auch ein zu Beginn harmloser Testbericht eines Ford Fiestas zu einem Action-Film.
Clarkson testet einen Ford Fiesta (Video: YouTube/TopGear)
Die Herausforderungen
Immer wieder mal muss sich das Moderatorentrio einer Herausforderung der Produzenten stellen. Meist beginnt eine solche damit, dass sich die drei Herren für wenig Geld ein Auto kaufen müssen. In diesem Beispiel sollen daraus dann Amphibienfahrzeuge A-Team-Style gebastelt werden. Grosses Kino muss nicht immer von einer Triumphfahrt handeln.
Die Moderatoren testen ihre selbst gebastelten Amphibienfahrzeuge (Video: YouTube/TopGear)
Der Humor
Trotz Millionenbudget nehmen sich die «Top Gear»-Macher nicht allzu ernst. Und gerade Schweizer Zuschauern sei geraten, das ebenfalls zu tun. Immer wieder dient «Car hating Switzerland», oder Deutschland, die USA, Frankreich, Australien oder England als Zielscheibe von derben Sprüchen. In Mexiko nahm man die folgenden Äusserungen über einen Sportwagen indes etwas zu ernst – und das führte beinahe zu einer diplomatischen Krise.
Die Visualisierung
Der Sinn für Humor der Emmy-gekrönten Sendung (beste Entertainment-Show 2005) endet bei der visuellen Umsetzung. Die Autotests wirken wie bewegte Ausschnitte aus einem Hochglanzmagazin. Damit ist auch schon alles gesagt.
Richard Hammond testet einen Ford Mustang GT500 (Video: YouTube/TopGear)
Die Spezialsendungen
Neben den klassischen Sendungen mit Autotests, Studiogästen und der legendären Fahrt im Auto der vernünftigen Preisklasse bietet «Top Gear» in regelmässigen Abständen Spezialsendungen. Das sind stündige Filme, in denen die Moderatoren eine Aufgabe bewältigen müssen: Im Polarspecial fuhren James May und Jeremy Clarkson als erste Menschen mit einem Auto an den Nordpol – während Richard Hammond die beiden mit einem Hundeschlitten verfolgte. Im Vietnamspecial durchquerten die Engländer das Land auf Motorrädern. Obwohl die Fahrt durch Vietnam nicht mit Autos stattfand, wählte der Autoblog «Jalopnik» diese Episode zur zweitbesten.
Ausschnitt aus dem Vietnam-Special (Video: YouTube/TopGear)
Die Tests
Während sich konventionelle – von der Industrie gesponserte - Autoprogramme in Diskussionen um technische Details langweiliger Neuwagen verstricken, sucht das gebührenbezahlte «Top Gear» nach interessanten Themen: Zum Beispiel, ob sich der Kriegsgeprüfte Toyota Hilux tatsächlich als unzerstörbar erweist. Das ist wahrer Service Public (und «Jalopniks» Lieblingsepisode). Deshalb gibt es die drei Teile davon hier in voller Länge.
Wie man einen Toyota Hilux zerstört - oder eben nicht. Teil I (Video:YouTube/TopGear)
Wie man einen Toyota Hilux zerstört - oder eben nicht. Teil II (Video:YouTube/TopGear)
Wie man einen Toyota Hilux zerstört - oder eben nicht. Teil III (Video:YouTube/TopGear)
«Top Gear»
Dienstag bis Freitag um 18.05 Uhr auf SF2 (Zweikanalton). Oder auf DMAX am Montag um 21.15 Uhr (deutsch synchronisiert).
Neue Staffeln der Sendung sind erst im nächsten Jahr geplant an Weihnachten gibt es eine Spezialsendung auf BBC.