Schweiz – ThailandSklavenarbeit bei Nestlés Fischlieferanten
Der Schweizer Nahrungsmittelriese will die Arbeitsbedingungen in der thailändischen Fischerei ändern. Ein von Nestlé in Auftrag gegebener Bericht förderte schwere Missstände zutage.

Die Arbeitsgeber ziehen manchen Arbeitern die Pässe ein: Szene aus der thailändischen Fischindustrie. (Bild: Verité)
Nestlé will künftig gegen unmenschliche Arbeitsbedingungen auf thailändischen Fischerei-Schiffen vorgehen. Angesichts der zunehmenden Sorgen bezüglich der Arbeits- und Menschenrechte in der Fischerei des Landes sowie des Bekenntnisses von Nestlé, gegen solche Praktiken vorzugehen, stellte der Nahrungsmittelkonzern gestern einen Aktionsplan vor.
Ende August war Nestlé in den USA wegen Menschenrechtsverletzungen in Thailand mit einer Klage konfrontiert worden. Nestlé wurde vorgeworfen, dass ein Teil der vom Konzern aus Thailand importierten Meeresfrüchte unter Sklaverei-Bedingungen gewonnen werde und Nestlé diesen auf thailändischen Fischerei-Schiffen grassierenden Bedingungen bewusst Vorschub leiste. Eine entsprechende Sammelklage wurde von der Anwaltskanzlei Hagens Berman an einem Bundesgericht in Kalifornien deponiert.
Musterschiff und Prämien
Mit dem Aktionsplan möchte sich Nestlé nun dazu verpflichten, Zwangsarbeit in der thailändischen Fischerei zu eliminieren, teilte der Nahrungsmittelkonzern am Montag mit.
Nestlés Plan sieht vor, die Herkunft seiner Produkte genauer zu erfassen, aber auch die Arbeitsbedingungen auf den einzelnen Fischerbooten zu kontrollieren. Um Verbesserungen zu erzielen, will man zusammen mit anderen Organisationen lokale Produzenten und Bootskapitäne sensibilisieren. Dazu könnten auch ein Musterschiff und Prämien für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen zum Einsatz kommen, wie «CBC News» schreibt.
Nestlé geht davon aus, dass der erstellte Aktionsplan dazu beitragen wird, das Leben von solchen «nicht zu akzeptierenden Arbeitsbedingungen» Betroffener zu verbessern, heisst es weiter. Dies werde aber keine leichte Aufgabe, die schnell erledigt werden könne. Dennoch gibt sich Nestlé zuversichtlich, in den kommenden Monaten nennenswerte Fortschritte zu erzielen.
«Arbeiter werden ins Wasser gezogen und verschwinden einfach»
Den Bericht zu den Zuständen in der thailändischen Fischerei hat die auf unfaire Arbeitsbedingungen spezialisierte Menschenrechtsorganisation Verité für Nestlé erstellt.
Betroffen sind vor allem Arbeitsmigranten aus Burma und Kambodscha, die sich oft wegen fehlender Aufenthaltbewilligungen kaum gegen Ausbeutung wehren können. Verité hat mit solchen Arbeitern gesprochen. Einer sagte etwa: «Manchmal ist das Netz zu schwer und Arbeiter werden ins Wasser gezogen und verschwinden einfach.» Wenn jemand sonst sterbe, werde er ins Wasser geworfen. (rub/sda)