Warum Saab nicht sterben darf

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AutokriseWarum Saab nicht sterben darf

Der schwedische Autohersteller Saab hat Insolvenz beantragt, ist aber noch nicht verloren. Fünf Gründe eines bekennenden Saab-Fans, warum die Marke weiterleben soll.

Peter Blunschi
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Peter Blunschi

Emotion: Einen Saab kauft man selten, weil man einfach ein Auto braucht. Saab-Besitzer sind «Überzeugungstäter», die sich bewusst für diese Marke entscheiden. Der Schreibende weiss dies aus eigener Erfahrung, er ist in Fahrzeugen der Marke «aufgewachsen» und hat sich selber einen Saab angeschafft. Denn Saab stand stets für Avantgarde in Design und Technologie, verbunden mit skandinavischer Wertarbeit. Auch die Produktion in einem Ort namens Trollhättan weckte spezielle Assoziationen. Der Mythos ist im Laufe der Jahre arg verblasst, doch Emotionen sind langlebig, zumal in Zusammenhang mit Autos.

Wertarbeit: Modelle wie der rundliche Saab 96 bestachen durch ihr Design, zudem haben die Schweden vorab sicherheitstechnisch Pionierarbeit geleistet, etwa durch die ersten Autos mit Seitenaufprallschutz. Heute gelten sie als langweilige und teure Benzinsäufer. Dieses Vorurteil ist nicht falsch und doch übertrieben, gerade in den letzten Jahren hat sich einiges getan. Saab-Fahrzeuge sind besser als ihr Ruf, etwa dank Turbodiesel-Aggregaten, die sparsam sind und Fahrspass bereiten, wie der Schreibende aus eigener Erfahrung weiss. «Aufregend» mögen Saab-Autos nicht sein, sie sind aber auch nicht langweilig.

Innovation: Die Krise trifft Saab ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, in dem die Weichen für eine viel versprechende Zukunft gestellt werden können. Im nächsten Jahr sollte der 9-4x auf den Markt kommen, ein mittelgrosser SUV. Noch interessanter ist die letztes Jahr in Genf vorgestellte Studie 9-X für ein Kompaktfahrzeug mit Biohybrid-Antrieb, das in Sachen Design und Technologie an die glorreiche alte Zeit erinnert. Auch eine Cabrioversion wurde vorgestellt. Zwar hat Saab immer wieder Studien präsentiert, aus denen nichts wurde, doch dieses Mal scheint es die Konzernleitung ernst zu meinen.

Synergien: Als Ausweg aus der Krise wird offensichtlich eine Fusion mit Opel erwogen, abgekoppelt vom Mutterkonzern General Motors. Es wäre ein interessante Perspektive mit Synergiepotenzial: Schon heute werden die Saab-Modelle teilweise in Rüsselsheim produziert. Saab könnte zur Premiummarke von Opel werden, ähnlich wie es Audi mit Erfolg für VW ist. Doch auch Opel ist schwer angeschlagen, leidet zum Teil unter ähnlichen Problemen wie etwa einer zu wenig attraktiven Modellpalette. Trotzdem sollte die Option einer Fusion zumindest genau geprüft werden.

Potenzial: Die schwedische Regierung will kein Geld in Saab investieren, und man kann es ihr nicht einmal verübeln. Zu viel ist in den letzten Jahrzehnten schief gelaufen. Doch der heutige Konzernchef Jan Ake Jonsson scheint Herzblut und Ehrgeiz zu besitzen, um das immer noch beträchtliche Potenzial der Marke auszuschöpfen und Saab in eine bessere Zukunft zu führen. Ohne Schrumpfkur wird es nicht gehen, doch vielleicht hilft die Regierung zumindest beim Neuanfang. Oder es finden sich Investoren, die wissen, dass man mit einem Saab mehr kauft als einfach nur ein Auto.

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