«Wir verbluten langsam»

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Griechenland am Abgrund«Wir verbluten langsam»

Seit dem Ausbruch der Schuldenkrise haben die Griechen 80 Milliarden Euro aus ihren Banken abgezogen – und täglich kommt bis zu einer halben Milliarde dazu.

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Lange Warteschlangen vor den Instituten wie bei einem klassischen «Bank-Run» gibt es noch nicht.

Lange Warteschlangen vor den Instituten wie bei einem klassischen «Bank-Run» gibt es noch nicht.

Vor den griechischen Wahlen am 17. Juni ziehen Sparer immer mehr Geld von ihren Konten ab. Seit Anfang Juni flössen täglich zwischen 100 und 500 Mio. Euro aus den Banken ab, sagte ein hoher Angestellter einer griechischen Privatbank der Nachrichtenagentur DPA am Dienstag.

Hält die Kapitalflucht in dem Tempo an, könnte die Summe im Juni deutlich über den 5 Mrd. Euro liegen, die Griechen im Mai ins Ausland geschickt oder in Safes deponiert hatten. «Wir verbluten langsam. Wir brauchen dringend eine handlungsfähige Regierung», sagte der Banker.

Kein klassischer «Bank-Run»

Nach offiziellen Angaben sind seit Ausbruch der Krise im Jahr 2009 rund 80 Mrd. Euro aus den Banken abgezogen worden. Lange Warteschlangen vor den Instituten wie bei einem klassischen «Bank-Run» gibt es aber nicht.

Das griechische Banksystem erhielt vergangene Woche eine dringend notwendige Finanzspritze in Höhe von 18 Mrd. Euro. Diese Gelder hatte der Staat als Teil des 130 Mrd. Euro schweren zweiten Rettungspakets für Griechenland bekommen.

(whr/sda/dapd)

Bargeldbezug begrenzen

Vor der Griechenland-Wahl am Sonntag wird auf europäischer Ebene über Massnahmen wie Kapitalkontrollen gegen einen möglichen Euro-Ausstieg Athens beraten. «Es gibt in der Tat Diskussionen», sagte Kommissionssprecher Olivier Bally am Dienstag in Brüssel. Die Kommission beteilige sich daran nicht, stellte er klar. Sie sei aber beauftragt worden, die Vereinbarkeit der diskutierten Wege mit dem EU-Recht zu überprüfen.

Gesprochen wurde laut Medienberichten darüber, ob an den griechischen Grenzen wieder Kontrollen eingeführt werden könnten, sowie über eine Begrenzung der Bargeldabhebung in dem Land. Laut EU-Diplomaten war dies kein offizielles Thema im Arbeitskreis der Eurogruppe, sondern allenfalls in informellen Gesprächen der Finanzstaatssekretäre. (AP)

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