Trotz tiefem EuroHartnäckige Hochpreisinsel Kiosk
Währungswunder am Kiosk: Die Preise der Auslandpresse haben auch den jüngsten Kurszerfall des Euro unbeschadet überstanden.
Die Preise für ausländische Zeitungen und Zeitschriften sind seit Monaten im Visier des Preisüberwachers. Das Ringen mit der Kioskbetreiberin Valora blieb bisher aber ohne Resultat. Valora beteuert, dass keine Wechselkursgewinne eingesackt werden .
Die Preisunterschiede sind eklatant: «Le Monde» kostet am Schweizer Kiosk 3 Franken, in Frankreich 1,50 Euro. Das entspricht einem Euro-Umrechnungskurs von 2 Franken, verglichen mit derzeit 1,18 Franken am Devisenmarkt. Für die «Süddeutsche Zeitung» muss in der Schweiz 4,80 Franken bezahlt werden, was beim deutschen Preis von 2 Euro einem Eurokurs von 2,40 Franken entspricht. Am kräftigsten wird bei den italienischen Zeitungen zugelangt: «La Repubblica» geht in Italien für 1 Euro über den Tisch, bei uns kostet das Blatt 3 Franken.
Natürlich hinkt der Vergleich mit den Devisenkursen, weil Kosten für Transport, Zoll und Vertrieb der Zeitungen anfallen und in die Preise eingerechnet werden müssen. Dennoch sind die Unterschiede happig. Und einen Abschlag hat es trotz der rasanten Talfahrt des Euro bisher nicht gegeben.
Preisüberwacher Stefan Meierhans hat schon Anfang Jahr bei Valora interveniert und den Konzern aufgefordert, auf die deutschen Verlage einzuwirken. Denn die Preise werden grundsätzlich von den Verlagen im Ausland festgelegt. «Valora kann aus der Wechselkursentwicklung keinen Nutzen generieren», versichert Konzernsprecherin Stefania Misteli. Kosten und Ertrag fielen in Schweizer Franken an.
Preisüberwacher bleibt dran
Die Marge von Valora hängt aber auch von der Höhe der Verkaufspreise ab. Gleichgerichtete Interessen könnten somit eine Senkung der Preise verhindern, hatte Meierhans schon im Februar in einem Interview des «Tages-Anzeigers» gesagt. Zum Stand der Gespräche will sich Meierhans zurzeit nicht äussern. «Wir sind nach wie vor dran», sagt er auf Anfrage von 20 Minuten Online. Die Stellungnahme von Valora macht deutlich, dass inzwischen ein formelles Verfahren läuft.
Verschärfung des Wettbewerbsrechts gefordert
Die rechtlichen Möglichkeiten des Preisüberwachers sind allerdings beschränkt. Die Verärgerung über zurückbehaltene Währungsgewinne, die auch bei Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann gross ist, gibt jenen Stimmen Auftrieb, die schon lange auf eine Verschärfung des Wettbewerbsrechts pochen. Und zwar vor allem bei den vertikalen Wettbewerbsbeschränkungen. Das heisst bei Abreden unter Marktteilnehmern unterschiedlicher Produktionsstufen.
Valora: Preishoheit bei Verlagen
Valora wäscht seine Hände in Unschuld: «Die Preishoheit liegt bei den Verlagen und wird ausschliesslich durch diese gestaltet», sagte Sprecherin Misteli. Die Verleger der ausländischen Zeitungen und Zeitschriften orientierten sich bei der Preisgestaltung in der Schweiz an ihren jeweiligen Schweizer Konkurrenzprodukten, die allgemein deutlich teurer seien. Werbeeinnahmen aus der Schweiz erzielten sie nicht. «Die relativen Preisdifferenzen zwischen deutschen und Schweizer Titeln sind übrigens seit 2002 unverändert», gibt die Sprecherin weiter zu bedenken.