Italien fehlen nur zwei Stufen zum Ramschniveau

Aktualisiert

Kredit-RatingItalien fehlen nur zwei Stufen zum Ramschniveau

Die US-Ratingagentur Moody's hat die Kreditwürdigkeit Italiens um zwei Stufen herabgestuft. Dennoch kann das krisengeschüttelte Land auf dem Kapitalmarkt relativ günstig Geld aufnehmen.

Erneuter Dämpfer für das krisengebeutelte Euro-Land Italien: Die Ratingagentur Moody's senkt die Bewertung der Kreditwürdigkeit des Staates. Das Vertrauen in die Fähigkeit zur Krisenbewältigung schwindet.

Die Bewertung italienischer Staatsanleihen wurde um zwei Stufen von A3 auf Baa2 gesenkt. Damit liegt die Bewertung nur zwei Noten über «Ramschniveau», mit dem Ratingagenturen spekulative Anlagen kennzeichnen.

Dennoch hat das Land bei einer wichtigen Auktion von Staatsanleihen vergleichsweise günstig Geld auf dem Kapitalmarkt aufnehmen können. Italien verkaufte Papiere mit dreijähriger Laufzeit mit einer Durchschnittsrendite von 4,65 Prozent.

Kapitalaufnahme wie geplant

Das Land muss damit deutlich niedrigere Zinsen an Investoren zahlen als noch vor einem Monat, als die Rendite inmitten der Sorge um die griechischen Wahlen und die spanischen Banken bei 5,3 Prozent gelegen hatte. Wie geplant konnte das Land 3,5 Milliarden Euro an frischem Kapital aufnehmen.

Wie Moody's in der Nacht zum Freitag in Frankfurt mitteilte, bleibt der Ausblick für das hoch verschuldete Euro-Land weiter negativ. Das Risiko steige, dass die Regierung unter Ministerpräsident Mario Monti die Sparziele verfehle.

Unter den drei grossen Ratingagenturen kommt Italien bei dem US-Unternehmen am schlechtesten weg. Es sei zu erwarten, dass die Kosten für die Refinanzierung der Staatsschulden weiter steigen würden. Angesichts eines Vertrauensverlustes könnte Italien den Zugang zum Finanzmarkt verlieren, warnte die US-Gesellschaft. Zudem verwies Moody's auf die «Ansteckungsgefahr» Griechenlands und Spaniens.

Der Euro hat am Freitag trotz einer abermaligen Bonitätsabstufung des grossen Sorgenkinds Italien leicht zugelegt. Er bewegte sich um die 1,22 US-Dollar. Am Donnerstag war der Eurokurs erstmals seit zwei Jahren unter diese Marke gefallen.

Weitere Verschlechterung

Die wirtschaftliche Entwicklung des Landes verschlechtere sich weiter, erklärte Moody's. Die Arbeitslosenzahlen stiegen deutlich. Dadurch werde es schwieriger, die Einsparziele zu erreichen. Dies würde sich dann wiederum negativ auf das Vertrauen am Markt und die Möglichkeiten zur Beschaffung frischen Geldes auswirken, hiess es.

Noch am Donnerstag hatte sich Italien zu vergleichsweise günstigen Bedingungen am Geldmarkt refinanziert. Mit einem Papier mit einer Laufzeit von einem Jahr seien 7,5 Mrd. Euro eingenommen worden, teilte das italienische Schatzamt mit. Die zu zahlende Rendite lag bei 2,697 Prozent, nachdem sie am 13. Juni noch bei 3,972 Prozent gelegen hatte.

Mitte der Woche hatte Regierungschef Mario Monti nicht ausschliessen wollen, dass Italien doch noch Hilfe durch den Euro- Rettungsschirm benötigen könnte. «Es wäre gewagt zu behaupten, Italien werde diese Unterstützung niemals brauchen», sagte er laut italienischen Medien nach einem Treffen der EU-Finanzminister in Brüssel. Bis dato hatte er entsprechende Behauptungen stets zurückgewiesen.

Kritik von EU-Kommission

Die EU-Kommission kritisierte Moody's wegen des Zeitpunkts der Veröffentlichung der Herabstufung. Dieser sei «unangemessen» gewesen, weil er das Land nur Stunden vor der Anleihenauktion getroffen habe, sagte der Sprecher von EU-Währungskommissar Olli Rehn, Simon O'Connor, am Freitag in Brüssel. Zugleich betonte er die Reformfortschritte der Regierung von Mario Monti. Diese seien «beeindruckend und einmalig» in ihrer Tragweite. Er nannte insbesondere die Arbeitsmarktreform sowie die Verankerung der Schuldenbremse in der Verfassung. Italien werde im kommenden Jahr einen deutlichen Primärüberschuss erzielen und der Schuldenstand werde dann abnehmen, sagte O'Connor.

Moody's hingegen sah in seiner Erklärung eine weitere Verschlechterung der wirtschaftlichen Aussichten Italiens. Die Ratingagentur prognostizierte für das laufende Jahr einen Rückgang der Wirtschaftsleistung des Landes um zwei Prozent.

Die Herabstufung vom Freitag war bereits die zweite innerhalb von fünf Monaten. Im Februar hatte Moody's die Kreditwürdigkeit Italiens gemeinsam mit der Bonität von Portugal und Spanien gesenkt. (sda/dapd)

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