Euro-KriseSpanien will nicht unter den Rettungsschirm
Obschon die Risikoaufschläge für spanische Staatsanleihen auf einen neuen Rekordstand klettern, will die Regierung nicht unter den Euro-Rettungsschirm. Sie fordert alternative Lösungen.

Tausende Spanier demonstrierten am 19. Juli 2012 in Madrid gegen die von der Regierung angekündigten Sparmassnahmen.
Ungeachtet der kritischen Lage Spaniens am Anleihenmarkt ist die Regierung in Madrid zuversichtlich, dass das Land nicht unter den Euro-Rettungsschirm flüchten muss.
«Selbstverständlich» schliesse die spanische Regierung diese Notwendigkeit aus, sagte Wirtschaftsminister Luis de Guindos am Montag vor Journalisten.
Rendite auf über 7,5 Prozent gestiegen
Die Risikoaufschläge für spanische Staatsanleihen waren am Montagmorgen auf einen neuen Rekordstand geklettert. Die Rendite für die richtungsweisenden Anleihen mit einer Laufzeit von 10 Jahren war über die Marke von 7,5 Prozent gestiegen, ein Niveau, das auf Dauer für einen Staat als nicht finanzierbar gilt.
De Guindos bezeichnete die Zuspitzung der Lage an den Märkten als unlogisch. Es herrsche dort eine «extreme Nervösität». Die Regierung habe wichtige Wirtschaftsreformen, Sparmassnahmen und Massnahmen zur Sanierung der Banken getroffen.
Jetzt seien andere Initiativen nötig, betonte der Minister unter Anspielung auf den Wunsch Spaniens, dass die Europäische Zentralbank auf dem Schuldenmarkt massiv spanische Titel aufkaufen soll, um das Zinsniveau für das Euro-Krisenland zu drücken.
EZB will keine spanischen Titel kaufen
EZB-Präsident Mario Draghi hatte dies am Wochenende erneut entschieden abgelehnt. Der spanische Wirtschaftsminister will am Dienstag in Berlin mit dem deutschen Finanzminister Wolfgang Schäuble zusammenkommen.
Bei einer Anhörung der Wirtschaftskommission im spanischen Parlament über die vereinbarte Euro-Bankenhilfe für die angeschlagenen spanischen Geldhäuser von bis zu 100 Mrd. Euro sagte De Guindos, dass der «niedrige» Zinssatz für die Notkredite bei etwa 1,5 Prozent liegen werde. Die Tilgungsfristen würden auf maximal 15 Jahre und im Durchschnitt auf 12 Jahre festgelegt werden.
(sda)
Spanien verbietet Leerverkäufe von Aktien
Nach Italien hat auch Spanien am Montag Leerverkäufe verboten. Dieser Schritt sei angesichts der Volatilität an den europäischen Märkten beschlossen worden, wie die spanische Börsenaufsicht am Montag mitteilte. Zuvor hatte die italienische Börsenaufsicht Leerverkäufe von Aktien verboten, nachdem der Leitindex FTSE-MIB an der Mailänder Börse am Morgen vorübergehend um mehr als fünf Prozent abgestürzt war. Bis zum Mittag erholte sich der Index wieder leicht auf ein Minus von 2,8 Prozent. Investoren befürchten, dass auch Spanien unter den internationalen Rettungsschirm schlüpfen muss. Für eine Hilfe für Italien wäre dann nicht mehr ausreichend Geld vorhanden.