RezessionsstimmungWirtschaft geht den Bach runter - EU schlägt Alarm
Die eskalierende Eurokrise könne ganz Europa in eine Rezession schlittern lassen, mahnt die EU und fordert von Italien die politische Stabilität herzustellen.

EU-Währungskommissar Olli Rehn: «Das Wachstum in Europa ist zum Stillstand gekommen, und es besteht das Risiko einer erneuten Rezession».
Die EU-Kommission warnt vor einem Schuldenkollaps Griechenlands. Der «Teufelskreis» aus Schuldenkrise und Wirtschaftsflaute werde die Euro-Länder in die Rezession stürzen. Brüssel erhöht den Druck auf das hoch verschuldete Italien.
Die Schulden Griechenlands dürften in den nächsten Jahren völlig aus dem Ruder laufen. Wenn die Hilfe für Athen nicht greife, werde die gesamtstaatliche Verschuldung 2012 und 2013 jeweils knapp 200 Prozent des Bruttoinlandprodukts erreichen, warnte die EU-Kommission am Donnerstag in ihrer Herbstprognose.
Das wäre mehr als das Dreifache der in der EU erlaubten Grenze von höchstens 60 Prozent der Wirtschaftsleistung. Für das laufende Jahr wird die griechische Verschuldung auf knapp 163 Prozent geschätzt.
Drohende Rezession in Europa
Die eskalierende Eurokrise könne ganz Europa in eine Rezession schlittern lassen, mahnt die Brüssler Behörde. «Das Wachstum in Europa ist zum Stillstand gekommen, und es besteht das Risiko einer erneuten Rezession», erklärte EU-Währungskommissar Olli Rehn. Die Wirtschaft werde bis weit ins Jahr 2012 hinein stagnieren.
Für die Eurozone erwartet Rehn im kommenden Jahr nur noch ein Mini-Wachstum von 0,5 Prozent nach 1,5 Prozent im laufenden Jahr. Für 2013 werden 1,3 Prozent angenommen. Deutschland werde im kommenden Jahr keine Konjunkturlokomotive mehr sein. Die deutsche Wirtschaft wachse voraussichtlich nur noch um 0,8 Prozent, so die Behörde. Im Folgejahr sollen es dann 1,5 Prozent sein.
Italien muss rasch handeln
Italien, das derzeit besonders unter dem Druck der Finanzmärkte steht, wird laut Prognose zum Jahresende in die Rezession rutschen. Die EU-Kommission rechnet für das vierte Quartal mit einem Rückgang der italienischen Wirtschaftsleistung von 0,2 Prozent. Zu Jahresanfang 2012 werde die Wirtschaft um 0,1 Prozent schrumpfen.
Rehn schickte eine deutliche Botschaft nach Rom, wo derzeit um eine Übergangsregierung gerungen wird: «Die wichtigste Aufgabe Italiens ist es, politische Stabilität wieder herzustellen.» Es müsse bald entschieden gehandelt werden, um die Budgetziele zu erreichen und das Wachstum anzukurbeln.
Drastischer Vertrauensbruch
Griechenland verharrt nach den Herbstprognose bis Ende 2012 in der Rezession und dürfte erst 2013 wieder ein Mini-Wachstum erzielen. Laut Kommission wird die Wirtschaft der Eurozone mit 17 Ländern im vierten Quartal 2011 gegenüber den drei Vormonaten leicht um 0,1 Prozent schrumpfen. Im 1. Quartal des kommenden Jahres wird dann mit 0,0 Prozent eine Stagnation erwartet.
Die Kommission sprach von einem drastischen Vertrauenseinbruch, der Investitionen und Konsum behindere. Rehn sagte, der Schlüssel zu mehr Wachstum liege darin, das Vertrauen in die langfristige Tragfähigkeit der öffentlichen Budgets und in das Finanzsystem wiederherzustellen.
(sda)