RezessionLeuthard legt die rosa Brille ab
Nach den dramatischen Entwicklungen der letzten Wochen schliesst auch Volkswirtschaftministerin Doris Leuthard nicht mehr aus, dass die Schweiz in eine Rezession gerät. Noch Mitte September hatte sie dafür «null Indizien» ausgemacht.
In einem Interview mit dem «SonntagsBlick» erklärte Leuthard, «wir können in eine Rezession fallen mit negativem Wachstum über zwei Quartale hinweg». Unlängst hatten dies auch mehrere Konjunkturforscher prognostiziert.
Für den Arbeitsmarkt sei sie aber zuversichtlich, sagte Leuthard. Die Arbeitslosigkeit werde nicht rapide steigen, «unter anderem weil die Zuwanderung abnehmen wird». Aber es werde mehr Kurzarbeit und weniger offene Stellen geben. Zudem würden viele Firmen auf Anstellungen verzichten.
Die Arbeitlosenquote werde 2009 auf gegen 3 Prozent steigen, prognostizierte Leuthard. «Im Jahresdurchschnitt werden wir zwischen 120 000 und 130 000 Arbeitslose haben.» Im Oktober war die Zahl der Arbeitslosen erstmals seit April wieder über 100 000 gestiegen. Die Arbeitslosenquote erhöhte sich von 2,4 auf 2,5 Prozent.
Ihr Departement bereite Massnahmen vor, um der Exportwirtschaft kurz- und mittelfristig zu helfen und den Binnenmarkt zu stützen, sagte Leuthard. Die entsprechenden Vorschläge sollen demnächst im Bundesrat behandelt werden.
Es werde aber kein Konjunkturpaket geben, «das den Staatshaushalt zusätzlich belastet und erfahrungsgemäss wenig bringt.» Auch Finanzminister Hans-Rudolf Merz hatte sich am Samstag skeptisch gegenüber einem Konjunkturpaket gezeigt. In der «Samstagsrundschau» von «Schweizer Radio DRS» sagte er, staatliche Massnahmen müssten wirksam, finanzierbar und zeitgerecht sein. (sda)