13 Flugzeuge für Minuten verschwunden

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Mitteleuropa13 Flugzeuge für Minuten verschwunden

Flugsicherheitsbehörden stehen vor einem Rätsel: Innerhalb einer Woche sind zweimal Flieger für mehrere Minuten vom Radar verschwunden. Auch die Skyguide ist besorgt.

Andrea Löpfe
von
Andrea Löpfe
Der Kontrollturm des Flughafen Wien Schwechat.

Der Kontrollturm des Flughafen Wien Schwechat.

Zweimal ist in den vergangenen acht Tagen der Kontakt zu Flugzeugen im mitteleuropäischen Luftraum abgerissen. Der erste Vorfall ereignete sich am Donnerstag, dem 5. Juni: Gegen 14 Uhr verschwanden mehrere Flieger während 25 Minuten von den Bildschirmen der österreichischen Flugsicherung Austro Control. Die Zeitung «Kurier» berichtete von dem Vorfall. Manche Flieger tauchten wieder auf und verschwanden danach wieder. Offenbar waren die Transponder verschiedener Jets reihenweise ausgefallen - jene Datensender, die der Austro Control Flughöhe, Kurs und Geschwindigkeit übermitteln.

Vladi Barrosa, Mediensprecher der Schweizer Flugsicherung Skyguide, ist alarmiert: «Ein Vorfall dieser Grössenordnung ist ungewöhnlich, bei uns würden die Alarmglocken schrillen.» Es komme ab und zu vor, dass ein Flugzeug den Kontakt zur Flugsicherung verliere. Ein Transponder könne ausfallen oder manuell abgestellt werden. Dass bei mehreren Fliegern, die in sich in verschiedenen Zonen befänden, der Kontakt zur Luftsicherung abbreche, sei aber ungewöhnlich. Denn am 5. Juni war nicht nur Austor Control betroffen, auch die Flugsicherungszentralen in Karlsruhe, Prag und Bratislava verloren den Kontakt zu einigen Flugzeugen.

Fünf Tage später verschwanden weitere Flugzeuge

«Der Kurier» fand den Schuldigen des Vorfalls bei der Nato. Zu der Zeit, als die Flugzeuge über Mitteleuropa verschwanden, fand gleichzeitig in Ungarn eine Nato-Übung für elektronische Kampfführung statt. Bei dieser könnte etwas schiefgelaufen sein. Statt gezielt einen Flugzeug-Transponder zu deaktivieren, wurden bei der Übung alle Geräte im nahegelegenen Luftraum gestört. Laut «Focus» wurde diese Theorie aber von Austro-Control-Sprecher Marcus Pohanka nicht bestätigt.

Der Kontakt zu den Flugzeugen im europäischen Luftraum brach jedoch nicht nur einmal ab, diesen Dienstag sind erneut zwischen 13.30 Uhr und 15 Uhr Flieger von den Bildschirmen der Fluglotsen verschwunden - und zwar sowohl in Wien als auch in München, Karlsruhe und Prag. Austro Control bestätigte gegenüber dem «Kurier» den Vorfall. Dieses Mal soll zum Zeitpunkt des zweiten Vorfalls keine Nato-Übung stattgefunden haben. Wie es zu dem Ausfall kam, wird nun untersucht.

Laut der österreichischen Zeitung wird in Geheimdienstkreisen über zwei Möglichkeiten spekuliert: eine grossräumige Störung per Satellit oder ein Angriff durch terroristische Hacker, die in den bodengestützten Datenverkehr der Luftsicherung eindrangen. Barossa findet es schwierig, diese Vorwürfe zu beurteilen: «Ich kann dazu keine Angaben machen.»

Schweiz nicht betroffen

Sicher ist aber, dass der Radar über der Schweiz nicht gestört wurde. «Nach dem wir davon erfahren haben, wurde nochmals alles überprüft. Wir waren von dem Vorfall nicht betroffen», so Barrosa. Vorbereitet wäre Skyguide laut Barrosa aber, falls ein solches Szenario eintreffen würde: «Es wäre sicher ein ungewöhnlicher Fall, aber wir hätten die nötigen Ressourcen, um mit dieser Ausnahmesituation klarzukommen.»

«Steigt der Radar aus, wird bei Skyguide auf Funkkontakt umgestellt» erklärt Barrossa. Des weiteren werden zusätzliche Fluglotsen eingesetzt und weitere Lufträume geöffnet sowie die Sicherheitsabstände vergrössert. Die Positionen der Flieger werden per Sprechfunk abgefragt und die Piloten erhalten die notwenigen Informationen. So könnte auch in der Schweiz ein Systemausfall ohne Kollision überstanden werden.

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