Eine Heli-Armada schwirrt ums Lauberhorn

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Das Rennen des JahresEine Heli-Armada schwirrt ums Lauberhorn

Im Minutentakt fliegen Dutzende Helikopter Skifans ins Lauberhorngebiet in Wengen. Das Rennen des Jahres sorgt für massiven Lärm. Für die Gemeinde heisst das Motto: Ohren zu und durch.

Adrian Müller
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Adrian Müller

Während der Lauberhornabfahrt geht es im Startgebiet zu und her wie in einem Bienennest: Nur, dass statt Insekten Helikopter herumschwirren. Alleine die Air Glacier und BOHAG-Helikopter AG befördern mit bis 32 Maschinen Material und Skifans im Minutentakt aufs Lauberhorn und den Männlichen: «Wir fliegen alleine am Samstag gut 1000 Passagiere hinauf», sagt Christian von Allmen, Einsatzleiter der Air Glacier, zu 20 Minuten Online. 90 Prozent davon seien Schweizer. Ein gutes Geschäft: Der kurze Flug kostet pro Person von Lauterbrunnen aus 130 Franken, von Interlaken mit der BOHAG 240 Franken.

Die Heli-Armada steuert aus der ganzen Schweiz auf das Lauberhorn zu: Air Grischa fliegt am Freitag und Samstag mit 8 Hubschraubern gut 50 Skifans für 780 Franken vom Bündnerland ins Jungfraugebiet und zurück. «Auch für die Piloten ist dies ein absolutes Highlight. Man muss aber sehr aufmerksam fliegen, um nicht anderen Helis in die Quere zu kommen», sagt Geschäftsführer Andreas Meier. Die Schweizer Armee ist übrigens am Einsatz nur am Rande beteiligt.

Mobiler Tower sorgt für Ordnung

Damit es nicht zum grossen Heli-Chaos kommt, wird am Lauberhorn eigens ein mobiler Kontrollturm eingerichtet: «Position Hundschopf, warte auf Landeerlaubnis für Platz 1», tönt es aus dem Funkgerät. Dank der guten Organisation und Disziplin der Piloten hat es in der jüngeren Geschichte noch nie einen Heli-Unfall am Lauberhorn gegeben.

Gegen ein Problem kommt allerdings die beste Technik nicht an: «Der Flugbetrieb ist extrem wetterabhängig. Wir sind noch am Zittern, am Samstag könnte uns einmal mehr eine einzige Nebelbank zum Verhängnis werden», so Daniel Sulzer von der BOHAG. Dann würde der Nebel nicht nur die Rennfahrer, sondern auch die Heli-Armada stoppen.

Ausnahmezustand in jedem Sinne

Manche Bewohner des Lauterbrunnentals würde es kaum stören, wenn die Helis mal einen Tag verstummen würden. «Das Lauberhornrennen ist für die Region extrem wichtig, bedeutet für uns einen Ausnahmezustand in jedem Sinne. Dazu gehört leider auch der massive Helikopterlärm», sagt Anton Graf, Gemeindeschreiber von Lauterbrunnen. Dieser würde während der Renntage aber von der Bevölkerung weitgehend akzeptiert. «Was viel mehr stört, sind die stets zunehmenden Sightseeing-Flüge während des ganzen Jahres.»

Bleibt das Wetter gut, können sich die Flugunternehmen also die Hände reiben. Und kommt es gar zu einem Schweizer Sieg, geraten nicht nur die Fans aus dem Häuschen. «Aus Erfahrung wissen wir: Wenn ein Schweizer das Rennen gewinnt, buchen viele Fans vor lauter Freude gleich noch den Rückflug mit dem Heli», sagt Sulzer. So oder so steigt der Lauberhorn-Sieger in den Heli: Als «Zückerli» erhält er vor der Siegerehrung einen Rundflug über das Jungfrau-Massiv geschenkt.

Die Helis starten in Lauterbrunnen im Minutentakt. Ein Video zeigt den Ritt aufs Lauberhorn (Quelle: Youtube).

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