Lukas Hässig«Kurer und Rohner haben Kredit verspielt»
Wirtschaftsexperte und Buch-Autor Lukas Hässig beantwortete im Video-Talk Fragen zum schwarzen Jahr der UBS. Für ihn ist klar: Ein echter Neuanfang ist nur mit neuen Köpfen möglich.
«Die UBS-Führung hat seit 2001 Riesen-Fehler gemacht», erklärt Lukas Hässig, Wirtschaftsexperte von 20 Minuten Online, die immensen Verluste im vergangen Jahr. Der 20-Milliarden-Franken-Reinverlust sei auch im Banken-Business ein sehr grosser Betrag: «Die UBS hat so viel Geld versenkt, wie die Neat kostet», so Hässig.
UBS soll keine Boni zahlen
Punkto Boni-Diskussion ist für den Wirtschaftsexperten der Fall klar: «Wenn der Staat eingreift, darf es keine Boni geben», meint Hässig. Die UBS selbst müsste eigentlich ein Interesse daran haben, dass keine Boni mehr bezahlt werden. Nur so lasse sich ihr Image wieder verbessern.
Hierbei gibt es Vorbilder: Hässig nennt etwa die Barclays Bank aus England, welche 2008 trotz Gewinn nur eine Milliarde Boni auszahlte. Die UBS dagegen zahlte bei 20 Milliarden Franken Verlust 2008 zwei Milliarden Franken Boni aus.
«Führung hat Kredit verspielt»
Auf Wiedersehen Kurer, auf Wiedersehen Rohner: «Die Führungscrew hat den Kredit verspielt, es braucht neue Köpfe», ist für Hässig klar. Beide seien Teil der alten Mannschaft, welche die Krise mitzuverantworten habe. Zudem sei Rohner kein Turnaround-Manager und Kurer ein schlechter Kommunikator.
Trotz all den schlechten Nachrichten ist der UBS-Experte überzeugt, dass die Bank auch in zwei Jahren noch existiert: «Der Staat hat die UBS einmal gerettet, er wird dies auch ein zweites Mal tun», ist Hässig überzeugt. Er habe selbst einen Teil seines Geldes bei der UBS angelegt.
Nationalisierung der Bankensysteme
Wenn sich die Lage der Banken in Europa weiter verschlimmern sollte, prognostiziert Hässig eine zunehmende Nationalisierung der Bankensysteme: «Jeder Staat müsste für sein eigenes Finanzsystem eine Lösung finden.» Momentan sei eine Teilverstaatlichung der Banken im Gang. Deshalb seien die Politiker jetzt stark gefordert. «Der Staat muss entscheiden, wie es mit den Banken weiter geht.»
Das neue Buch von Lukas Hässig
Lukas Hässig zeichnet in seinem eben erschienen Buch «Der UBS-Crash – Wie eine Grossbank Milliarden verspielte» den Niedergang der Grossbank nach.
(am)
Zur Person
«Der UBS-Crash Wie eine Grossbank Milliarden verspielte» erschien am Montag, einen Tag, bevor die UBS ihren historischen Jahresverlust präsentieren musste.