«Das Hello-Grounding ist kein Zufall»

Aktualisiert

Tote Monate im Herbst«Das Hello-Grounding ist kein Zufall»

Die Flugzeuge der Schweizer Charter-Fluggesellschaft Hello sind seit Mitternacht am Boden. Für den Luftfahrtexperten Hansjörg Bürgi kommt das Aus nach den Herbstferien nicht überraschend.

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«Das reine Charter-Modell ist ein risikoreiches Geschäft», sagt Luftfahrtexperte Hansjörg Bürgi von SkyNews.ch

«Das reine Charter-Modell ist ein risikoreiches Geschäft», sagt Luftfahrtexperte Hansjörg Bürgi von SkyNews.ch

Die vier Airbus 320 der Schweizer Fluggesellschaft Hello sitzen seit Sonntagabend in Basel fest. Die Charterfluggesellschaft Hello hat Insolvenz angemeldet. Vom Kollaps betroffen sind rund 140 Angestellte. Zudem suchen Reiseveranstalter für tausende von Kunden nach Ersatzflügen.

Laut dem Luftfahrtexperten Hansjörg Bürgi, Chefredaktor von SkyNews.ch, hat die Fluggesellschaft Hello in einem schwierigen Markt gekämpft. Gegen die Dumping-Konkurrenz aus dem Ausland war kein Kraut gewachsen. Ohnehin ist für Bürgi die reine Charter-Airline ein Auslaufmodell.

«Tote Monate» im Herbst

«Es kommt auch nicht von ungefähr, dass sich das Ende von Hello gerade nach den Herbstferien ereignet, denn jetzt beginnen für die Charterairlines die ‹toten Monate›», sagte Bürgi am Montag im Gespräch mit der Nachrichtenagentur SDA.

Das Grundproblem von Hello sei, dass es sich um eine reine Chartergesellschaft handle. Dies sei ein risikoreiches Geschäft. «Das reine Charter-Geschäftsmodell ist eigentlich überholt - daher erstaunt es nicht, dass Hello auch in den Einzelsitzverkauf wollte», so Bürgis Analyse.

Ausländische Airlines sind zur Stelle

Hello sei stark von den Reiseveranstaltern abhängig gewesen, von denen jetzt zwei insolvent geworden seien. «Das reichte schon, dass auch Hello das Geld ausging», sagte Bürgi. Europäische und aussereuropäische Anbieter - beispielsweise aus Ägypten, der Türkei oder Marokko - seien billiger. Bei Hello ist der grösste Teil der Kosten hingegen in Franken angefallen.

Am Schweizer Chartermarkt löst das Ende von Hello nach Einschätzung des Experten nicht viel aus. Die Kapazitäten würden gedeckt durch Konkurrenten wie Low-Cost-Airlines aus dem Ausland: «Die vier Hello-Flugzeuge sind schnell ersetzt. Nicht nur in der Schweiz, sondern weltweit hat es am Chartermarkt massive Überkapazitäten.»

Berner könnten in die Bresche springen

Für die Berner Fluggesellschaft Skywork ist es nach dem Ende von Hello eine Option, ein Flugzeug in Basel zu stationieren. Dazu müsste aber zunächst die Wirtschaftlichkeit geprüft werden. Nach dem Hello-Grounding signalisiere Skywork, «dass wir helfen können und wollen», so Skywork-Chef Tomislav Lang zu Radio DRS. Skywork sei bereit, Anfragen von Reiseveranstaltern oder gestrandeten Passagieren entgegen zu nehmen und zu prüfen.

Die Berner Airline gehört definitiv nicht zu den Kaufinteressenten von Hello, wie Lang festhielt. Er könne sich durchaus vorstellen, dass Skywork ab Basel, oder auch Zürich oder Genf operiere, sollten Reiseveranstalter Kapazitäten anmelden. Bern bleibe aber der Heimat-Standort. «Wir können darüber sprechen ein oder zwei Flugzeuge woanders zu stationeren», sagte Lang. Skywork hatte im Vorfeld lose Kooperationsgespräche mit Hello geführt.

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