Urs Birchler«Der Euro ist längerfristig kaum haltbar»
Laut Ökonomen steht das Ende des Euro bevor. Eine Zerschlagung der Währungsunion ist möglich, auch ohne Run auf die Banken.

Banken-Professor Urs Birchler sieht für den Euro schwarz.
Die EU-Schuldenkrise schwelt weiter: Irland will offenbar nach langem Zaudern nun doch einen zweistelligen Milliardenkredit der EU akzeptieren. Gleichzeitig versinkt Griechenland immer weiter im Schuldensumpf. Für Schweizer Ökonomen wie Banken-Professor Urs Birchler ist klar: «Der Euro ist längerfristig kaum haltbar.»
In Zukunft mache eine Aufteilung der Währungsunion Sinn. Der Berner Professor Reto Föllmi unterstützt das: «Sobald Griechenland seine Schulden nicht mehr bezahlen kann, ist in der Eurozone die Schmerzgrenze erreicht.» Dann gebe es zwei Möglichkeiten: weitere Schuldenpakete schnüren, oder aber einen maroden Mitgliedsstaat aus der EU ausschliessen. Politische Unruhen oder gar Kriegsszenarien müsse es dabei nicht geben. Der Euro könne problemlos zerschlagen werden, indem die staatlichen Schulden in die neue Währung getauscht würden, ist Föllmi überzeugt. Die Vermögen der Privaten müssten dann aber vorerst in Euro weiterbestehen. «So kann ein Bankenansturm verhindert werden.»
Ernst Baltensperger, Leiter des Studienzentrums der Schweizerischen Nationalbank, hält eine Spaltung ebenfalls für wahrscheinlich und auch für möglich. Seines Erachtens könnten stabile Länder wie Deutschland und Holland einen neuen «Super-Euro» formen. Der Wirtschaftshistoriker Tobias Straumann ist sogar überzeugt, dass derartige Zerschlagungspläne bereits existieren. «Es traut sich nur niemand, öffentlich darüber zu reden, weil ein Währungswechsel im Überraschungsmoment geschehen muss», glaubt er.