Nick Hayek«Die Apple Watch ist keine Konkurrenz für uns»
Nick Hayek hält wenig von der Apple Watch. Wie er den iPhone-Konzern zu übertrumpfen gedenkt, verrät der Swatch-Chef im Interview.

Für Swatch-CEO Nick Hayek ist bei einer Uhr wichtiger, dass sie gut aussieht, als dass sie viele Funktionen hat.
Herr Hayek, die kürzlich lancierte Swatch Touch Zero One ist eine Uhr für Beachvolleyballer – wieso ausgerechnet diese Sportart?
Beachvolleyball ist ein cooler Sport und sehr erfolgreich mit einem Millionenpublikum. Er repräsentiert positive Aktivität für Mann und Frau. Beach heisst Strand, und da denken alle an Ferien. Bei diesem Produkt kommt zuerst die Emotionalität und nicht die Funktionalität, ganz im Gegensatz zu allen anderen Smartwatches, wo die Funktion über allem thront.
Stichwort Apple Watch: Bereitet Ihnen die neue Konkurrenz aus dem Silicon Valley schlaflose Nächte?
Ganz und gar nicht. Das ist keine Konkurrenz. Apple hat ein Smartphone an den Arm verpflanzt. Bei uns soll es immer zuerst eine Uhr sein, die cool aussieht. Dies steht bei unseren Produkten im Vordergrund. Wissen Sie wofür Swatch steht?
Für Second Watch.
Genau. Der Name sagt, dass die Leute nicht eine, sondern zwei, drei oder viele Uhren haben können. Denn eine Swatch ist günstig. Somit können Sie nach Lust und Laune das Modell wechseln. Bei uns gilt ausserdem: Wir wollen kein Produkt, das von der Software abhängt und nach ein paar Monaten nicht mehr funktioniert, weil es wieder eine neue Software gibt. Dies ist bei einem Produkt wie bei Apple Fakt. Der ganze Hype um die Smartwatches ist von wenigen Analysten und einigen Medien herbeigeredet worden. Bei den Kunden ist, wenn Sie in den Blogs lesen, davon wenig geblieben.
Trotzdem: Können Sie technologisch mit Apple mithalten?
Natürlich können wir das. Unsere Schweizer Uhrenindustrie im Jurabogen, in Neuenburg, im Kanton Bern und Waadt vollbringt Höchstleistungen. Unsere Technologien werden in vielen Geräten verwendet, in Autos, Flugzeugen, Motorrädern bis hin zum Herzschrittmacher und Hörgeräten. Übrigens sind wir auch präsent in vielen Smartphones der amerikanischen und asiatischen Hersteller.
Spielt Software dabei eine grosse Rolle?
Natürlich sind wir inzwischen bis zu einem gewissen Grad auch zu einer Softwarefirma geworden. An verschiedenen Standorten beschäftigen wir über 300 Softwareentwickler. Doch die Software steht nicht im Vordergrund. Stolz bin ich vielmehr auf unsere neue System51-Uhr, die als mechanische Uhr natürlich keine Batterie braucht und deren Herstellung total revolutionär ist: Alles wird nur von einer Schraube zusammengehalten. Jede Bewegung des Handgelenks setzt dabei den Rotor in Bewegung, wodurch die Uhr aufgezogen wird. Auch wenn die Uhr abgelegt wird, läuft sie noch 90 Stunden weiter.
Vor kurzem haben Sie Uhren mit NFC-Chips angekündigt. Mit diesen Modellen soll man wie mit einer Kreditkarte bezahlen können. Wann ist der Verkaufsstart?
Die ersten NFC-Modelle könnten schon im September an einer Pressekonferenz präsentiert werden. Der Start wird zuerst in der Schweiz sein und dann in den USA.
An der Bilanzpressekonferenz versprachen Sie uns eine neue Swatch-Batterie – wie ist hier der Stand der Dinge?
Ja, das stimmt. Unser Ziel ist nichts weniger als eine Revolution im Batteriebereich. Wir, das heisst die Firma Belenos, die von meinem Vater gegründet wurde, und die Swatch Group, haben neuen Batterien entwickelt, aber nicht in erster Linie für Uhren, sondern für Autos. De facto ist die Uhrenbatterie dann das Abfallprodukt der neuen Autobatterie. Bis zur Marktreife dürften aber noch mindestens zwei Jahre vergehen.