Hildebrands neuer Traumjob«Ein Glücksfall für Blackrock»
Philipp Hildebrand wird Topmanager beim grössten Vermögensverwalter der Welt. Dort wird er an den Hebeln der Macht sitzen – und viel mehr verdienen als bei der Nationalbank.
Philipp Hildebrands neuer Job war dem US-Sender CNBC ein Interview wert. Der ehemalige Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB) nimmt ab Oktober beim weltweit grössten Vermögensverwalter Blackrock eine Spitzenposition ein, teilte Blackrock mit. Hildebrand werde Vize-Verwaltungsratspräsident und sei direkt dem Blackrock-Chef, Laurence D. Fink, unterstellt.
Im Januar hatte Hildebrand wegen angeblicher Insidergeschäfte seiner Frau Kashya bei der SNB den Hut nehmen müssen. Künftig wird der Schweizer bei Blackrock für die Beziehungen mit den grössten institutionellen Anlegern in Europa, dem Mittleren Osten, Afrika und Asien-Pazifik zuständig sein.
Ein Traumjob für jeden Banker
Noch nie hat ein ehemaliger europäischer Notenbanker eine so hohe Position bei einer so grossen Vermögensverwalterin besetzt. Ende Mai verwaltete Blackrock 3,68 Billionen Dollar. Für die Insider ist deshalb klar: Der Topjob bei Blackrock ist ein Traumjob für jeden Banker.
Auch die Headhunter sind begeistert von Hildebrands Entscheid. Patrick Mack ist überzeugt, dass Hildebrand jetzt zur «absoluten Topliga in der Bankenwelt gehört». Die Mack Reichstein Group ist auf die Vermittlung von Topbankern spezialisiert. Der bekannte Headhunter Björn Johansson sagt: «Das Timing ist perfekt. Hildebrand hat nicht zu lange gewartet.»
Erst der Anfang
Beide zeigen sich aber überhaupt nicht überrascht, dass Hildebrand für eine solche Topposition engagiert wurde. Mack sieht es eher umgekehrt: «Blackrock hatte Glück, dass Hildebrand bei der SNB gehen musste.» Für Johansson ist das erst der Anfang von Hildebrands grosser internationaler Karriere: «Es ist ein guter Einstieg. Aber Hildebrand wird noch sehr viel weiter kommen und einst eine grössere Organisation führen», prophezeit er. Es könne sich dabei auch um ein wichtiges politisches Amt oder eine Nichtregierungsorganisation handeln.
Dank dem neuen Job muss Hildebrand auch nicht am Hungertuch nagen. «Er wird eine siebenstellige Summe verdienen», meint Johansson. Ein Blick auf die Gehaltsliste des Blackrock-Management zeigt, dass dies wohl vorsichtig geschätzt ist: Chef Larry Fink verdiente letztes Jahr 21 Millionen Dollar, seine beiden Vize, Susan Wagner und Kendrick Wilson verdienten fast 8, beziehungsweise fast 13 Millionen US-Dollar. Die Stelle Hildebrands wird neu geschaffen, wie Blackrock-Sprecher Marc Bubeck gegenüber 20 Minuten Online bestätigt.
Wegen des neuen Jobs bei Blackrock dürfte auch die Nationalbank profitieren. Die Hildebrand bei seiner Kündigung eingeräumte Lohnfortzahlung wird dem Ex-Notenbanker wohl gekürzt. Laut dem «Tages-Anzeiger» dürfte die Notenbank rund 350 000 Franken sparen – oder vier Monatslöhne.
Blackrock wird an Bedeutung gewinnen
Dies ist für die «Financial Times» ein Hinweis darauf, dass Blackrock als unabhängiger Vermögensverwalter weltweit an Bedeutung gewinnt. Die Firma mit ihren 10 000 Mitarbeitern hat nicht erst seit gestern einen guten Ruf. Zum Kundenstamm zählen Regierungen, Notenbanken, zahlreiche Pensionskassen, Versicherungen, Publikumsfonds, Stiftungen, Staatsfonds und Banken. Blackrock gilt – im Unterschied zum Finanzinvestor Blackstone – nicht als «Heuschrecke», also als Hedgefonds, der Unternehmen aus reinem Profitinteresse zerschlägt und deren Einzelteile gewinnbringend verkauft.
Blackrock-Gründer Larry Fink, Sohn eines Schuhhändlers aus Los Angeles, gründete die Firma 1988. Heute ist Fink laut «Forbes» einer der mächtigsten Männer der Wall Street. 2006 fusionierte Blackrock mit der Investmentsparte von Merrill Lynch, 2009 kaufte die Firma der damals klammen britischen Barclays Bank den Indexfondsanbieter iShares für 13,5 Milliarden Dollar ab und wurde zum weltweit grössten Vermögensverwalter. Im Auftrag der US-Regierung verwaltet Blackrock für mehrere hundert Milliarden Dollar Giftpapiere aus dem Rettungsaktionen von Bear Stearns, Freddie Mac und AIG.