Presseschau«Ein fast unmöglicher Spagat»
Tag eins nach der UBS-GV: Selbst die «NZZ» schreibt von einer Ohrfeige für den UBS-Verwaltungsrat. Und auch sonst sparen die Schweizer Medien nicht mit deutlichen Worten.

Oswald Grübel und Kaspar Villiger sind gefordert
Man habe ihn geholt, um bei der Politik gute Stimmung für die UBS zu machen, erreicht habe er das Gegenteil: Der «Blick» drischt auf Kaspar Villiger ein. Er plappere nach, was ihm die Banker sagen. Gegen jede politische Vernunft habe er versucht, die Décharge für Ospel und Co. durchzudrücken. Das Nein der Aktionäre sei auch ein Auftrag an Villiger: Der «Blick» fordert eine unabhängige Untersuchung durch ein externes Team – mit einem prominenten, glaubwürdigen Kopf an der Spitze.
Von einem «Meilenstein» für die Schweizer Wirtschaft spricht die «Aargauer Zeitung». Zum ersten Mal seien die Manager einer Schweizer Grossfirma von den Aktionären in die Schranken gewiesen worden. Marcel Ospel oder Peter Wuffli würden aber kaum je vor dem Richter stehen: Es sei schwierig, den ehemaligen UBS-Chefs eine «fahrlässige Pflichterfüllung» nachzuweisen, was die Voraussetzung für eine erfolgreiche Zivilklage wäre. Ausserdem hätten die ausländischen Aktionäre wohl kaum Interesse an einer Klage. Ihnen gehe es ums Geldverdienen – und nicht um die Schweizer Volksseele.
Der Spagat der UBS-Führung
Ein Aspekt, auf den auch die «NZZ» verweist: Die Abstimmungsergebnisse zeigten das «ganze Kräfteparallelogramm», in dem sich die Grossbank bewegen müsse – «zwischen lokaler Verankerung und globaler Tätigkeit ebenso wie zwischen politischer Akzeptanz und geschäftlichen Opportunitäten». Die Eckpunkte seien für das Überleben der Bank wichtig, lägen aber zum Teil weit auseinander. Das verlange nach einem fast unmöglichen Spagat der UBS-Führung. Diese sei gut beraten, nach dem Entscheid nicht einfach zur Tagesordnung überzugehen.
Das sieht der «Tages-Anzeiger» genau so: Villiger müsse sich überlegen, ob er nicht doch Klagen gegen die ehemaligen Manager vorbereiten wolle. «Immerhin hat ein UBS-Rechtsgutachten ergeben, dass dies nicht völlig chancenlos ist.» Für Grübel und Viliger wäre es auf jeden Fall am besten, wenn ein neutraler Richter über die Vergangenheit der UBS entscheiden würde: «So können sie sich unbefangen um die neue UBS kümmern.»